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Der dunkle Grenzbezirk

Der dunkle Grenzbezirk

Titel: Der dunkle Grenzbezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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zuckte die Schultern. »Was diese Seite der Angelegenheit betrifft, so brauchen Sie sich keine Skrupel zu machen. Genau genommen hat es ja hier eigentlich gar keine Revolution gegeben. Tumachin hat die Sache sehr gescheit angestellt und ist ohne Bruch der Verfassung an die Macht gekommen. Ich sehe nicht, daß es Schwierigkeiten geben könnte. Wir hatten eine Unterredung mit den Geschäftsträgern von einigen Nachbarstaaten, bevor Sie gekommen sind. Leider ist mein englischer Kollege auf der Jagd im Norden, sonst hätten wir uns von ihm einen Wink geben lassen. Aber dem Franzosen zum Beispiel ist es egal, was hier passiert, und solange diese Leute nicht anfangen, krumme Geschäfte zu machen, werden sich auch die andern Staaten nicht einmischen. Ich glaube aber, daß Sie völlig auf dem Holzweg sind, wenn Sie meinen, Sie könnten Tumachin und seinen Genossen von Nutzen sein.«
    »Wie darf ich das bitte verstehen?«
    Er betrachtete nachdenklich meine Krawatte. »Nun, ich weiß nicht genau, was für einen Vorschlag Tumachin Ihnen gemacht hat. Ich stelle mir vor, daß er den Eindruck erweckt hat, Sie sollten als eine Art außerordentlicher Außenminister fungieren, und Ixaniens Schicksal läge sozusagen in Ihren Händen.«
    »So in der Art, ja«, gab ich zu.
    Er nickte. »Das habe ich mir gedacht. So geht man in Ixanien vor. Wären Sie nur halb solange in diesem gottverlassenen Land gewesen wie ich, so wüßten Sie, daß ein Ixanier immer nur die Hälfte von dem sagt, was er meint, oder aber die Hälfte von dem meint, was er sagt. Auf keinen Fall sagt er, was er wirklich meint. Trotzdem dürfen Sie Ihre Bedeutung für Tumachin nicht unterschätzen. Was ihm momentan am meisten Sorgen machen dürfte, sind die Finanzen. Ich wette zehn zu eins, daß er irgendwo kurzfristige Darlehen aufnehmen möchte. Das kann er aber nur, wenn er auf dem Geldmarkt einen guten Eindruck macht, und zwar so schnell wie möglich. Er muß Reorganisationspläne machen, neue Industrien aufbauen und so weiter. Das ist es, was er von Ihnen will, Mr. Casey.«
    »Ich verstehe.«
    »Im Vertrauen gesprochen«, sagte er, und sein Blick verlor sich in der Ferne, »würde ich Ihnen raten, sich die Sache zu überlegen. Was dieses Land braucht, ist …« Er unterbrach sich und schaute mich an. »Republikaner oder Demokrat, Mr. Casey?« fragte er lächelnd.
    »Beides«, antwortete ich prompt.
    »Sie müssen sobald wie möglich im Konsulat mit mir essen, wenn es Ihnen Ihre Zeit erlaubt«, sagte er. »Sie sollten auch Professor Barstow mitbringen. Meine Frau und ich sind sehr gespannt auf die Schilderung Ihrer Abenteuer.« Er zögerte. »Übrigens, wer ist eigentlich dieser ganz und gar unprofessorale Herr?«
    »Ganz bestimmt nicht Professor Barstow«, sagte ich grinsend.
    »Ah – ganz recht«, sagte er, und ich realisierte zum ersten Mal, was das Wort »Diplomatie« bedeutet.
    Zehn Minuten später war ich ixanischer Staatsbeamter.
     
    In den nächsten Tagen sah ich wenig von der Außenwelt. Ich hatte es mir in einem Amtsraum in der Deputiertenkammer bequem gemacht, und mit Hilfe eines französisch sprechenden Stenografen und eines Telegrafisten bombardierte ich die internationalen Zeitungsagenturen derartig mit enthusiastischen Artikeln über die Bauernpartei, daß selbst der leicht zu begeisternde Beker zuweilen errötete. Ich hatte auch die delikate Aufgabe, über den Tod der Gräfin Schverzinsky zu berichten, ohne daß der Eindruck erweckt wurde, der Autounfall sei von der neuen Regierung inszeniert worden. Es schien politisch klüger,die Beerdigung in Belgrad stattfinden zu lassen. Prinz Ladislaus hatte für seine Kooperation eine fürstliche Summe verlangt, aber die Lage war zu gespannt, als daß man darüber hätte lange verhandeln können, und das Geld wurde ihm eiligst durch eine italienische Bank überwiesen.
    Nachdem ich Tumachins Angebot angenommen hatte, bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil ich die Tribune im Stiche gelassen hatte, und beschwichtigte es, sobald die Verbindungen wieder hergestellt waren, indem ich Nash eine ausführliche Exklusivstory schickte, in der ich nur die Geschichte mit Kassens Geheimformel wegließ. Sowohl Tumachin als auch Carruthers hatten darauf bestanden und mir sogar mit der Zensur gedroht, wenn ich ihrer Forderung nicht nachkomme. Ich war aber selbst nicht abgeneigt, denn jetzt, wo die Episode vorbei war, wurde mir die Sinnlosigkeit des Versuches, sie glaubwürdig zu erzählen, immer deutlicher. Ich fügte meinem

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