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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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    Gegen drei Uhr morgens erwachte ich vom Klappern eines leeren Mülleimers, mit dem irgendein Spaßvogel auf dem Bürgersteig Fußball spielte. Gleich danach kreischte eine Frau mit rauher, schriller Stimme: »Laß mich in Ruhe, du Idiot! Ich geh’ noch nicht nach Hause!« Ich legte mich auf die andere Seite und versuchte wieder einzuschlafen. Aber die gellende Stimme der Frau hackte auf meinen Nerven herum und raubte mir rücksichtslos jede Hoffnung auf weiteren Schlaf.
    Die Luft war feucht und drückend. Das Bett, in dem ich lag, war ein riesiges Möbel mit einem Betthimmel. Vom Schlafzimmer aus führten hohe französische Fenster auf einen Balkon mit schmiedeeisernem Gitter, der weit über die enge Straße hinausragte. Unmittelbar gegenüber befand sich Jack O’Learys Bar. Bei geschlossenen Fenstern war es in der dumpfen, schwülen Luft dieses Raumes nicht auszuhalten. Öffnete ich sie, dann drang zugleich mit den vielfältigen Gerüchen der nächtliche Lärm des französischen Viertels von New Orleans zu mir herein.
    Die streitenden Stimmen auf der Straße verstummten, und ich döste wieder ein. Die Stille währte jedoch nicht lange. Sie wurde von einem ohrenbetäubenden Hupen unterbrochen, in das kurz darauf eine zweite Hupe einstimmte. Ich rappelte mich hoch, angelte nach meinen Pantoffeln, schlurfte zum Fenster und spähte zur Bar hinüber.
    Irgendein Radaubruder wartete anscheinend vor dem Lokal auf seine Freunde und produzierte sich auf seiner Autohupe, um ihnen - und auch der ringsum im Schlummer liegenden Welt - unnötigerweise mitzuteilen, daß er zur Stelle sei. Mit seinem überdimensionalen Straßenkreuzer blockierte er die schmale Durchfahrt, und bald staute sich hinter ihm eine lange Wagenschlange, die ihrer Ungeduld ebenfalls in einem gellenden Hupkonzert Luft machte. Der Mann im Straßenkreuzer spürte natürlich die wachsende Feindseligkeit seiner Hintermänner und nahm die Hand überhaupt nicht mehr von der Hupe, um auf diese Weise seine saumseligen Gefährten in der Bar zu größerer Eile anzutreiben. Inzwischen erstreckte sich die Verkehrsstockung über drei Wohnblocks, und der Lärm war so markerschütternd, daß er einen Toten zum Leben erweckt hätte.
    Endlich tauchten drei Personen in der Tür von Jack O’Learys Bar auf, ein großer, schlaksiger Mann im Smoking und zwei junge Frauen in langen Abendkleidern. Sie redeten alle drei zu gleicher Zeit und blickten über die Schultern hinweg in das erleuchtete Innere des Lokals. Der Mann winkte dem Fahrer des Straßenkreuzers zu, überquerte gemächlich den Bürgersteig und hielt galant die hintere Wagentür auf. Kurz darauf trat die eine der beiden Frauen zu ihm. Die andere blieb noch stehen und unterhielt sich mit einem korpulenten Mann im Straßenanzug, der mit einem Glas in der Hand aus der Bar trat.
    Das Hupkonzert schwoll von neuem an, ohne jedoch auf die beiden Leute vor der Bar den mindesten Eindruck zu machen. Sie sprachen so ungeniert miteinander, als wären sie blind und taub für ihre Umgebung. Nach einer Weile holte der dicke Mann einen Bleistift und ein Notizbuch aus der Rocktasche und sah sich suchend nach einem Abstellplatz für sein Glas um. Da er nichts Geeignetes entdeckte, umklammerte er Glas und Notizbuch mit der einen Hand und schrieb mit der anderen, ein Kunststück, das er mit Hängen und Würgen schließlich zuwege brachte. Dann nickte er der Frau zu und verschwand wieder in der Bar. Die kaltblütige junge Dame raffte ihr langes Kleid mit einer Hand hoch, trippelte würdevoll zum Wagen und stieg ein. Die Türen knallten zu. Der Mann am Lenkrad fuhr mit Vollgas an, schaltete geräuschvoll und sauste mit quietschenden Reifen um die nächste Ecke. Die Wagenkolonne setzte sich gleichfalls mit erheblichem Getöse in Bewegung und brauste hinterher. Ich sah auf meine Armbanduhr. Es war jetzt Viertel vor vier.
    Ich blieb noch für eine halbe Stunde am Fenster stehen und beobachtete O’Learys Bar, weil ich sonst nichts weiter zu tun hatte. An Einschlafen war sowieso nicht mehr zu denken. Bertha Cool sollte mit dem Zug um sieben Uhr zwanzig eintreffen. Ich hatte ihr versprochen, sie vom Bahnhof abzuholen.
    In den folgenden dreißig Minuten bekam ich allmählich einen Blick dafür, zu welchem Typ von Lärmmachern die einzelnen Gäste gehörten, sobald sie aus der Bar traten. Da waren die vier Unentwegten, die unschlüssig vor der Tür stehenblieben und mit erhobener Stimme darüber diskutierten, welches Lokal sie jetzt noch

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