Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
reden«, sagte er.
    Jake nickte.
    »Du wirst wahrscheinlich wissen, daß ich hinter dem Mann her bin, den du gesehen hast.«
    »Wirst du ihn umbringen?«
    »Ich weiß nicht. Ich muß ihn dazu bringen, mir etwas zu sagen. Ich werde ihn dazu zwingen müssen, mich irgendwo hinzubringen.«
    »Wohin?«
    »Zu einem Turm«, sagte der Revolvermann. Er hielt die Zigarette über den Kegel der Lampe und zog daran; der Rauch wehte mit dem aufkommenden Nachtwind davon. Jake sah ihm nach. Sein Gesicht zeigte weder Angst noch Neugier, aber auch eindeutig keine Begeisterung.
    »Ich werde morgen weiterziehen«, sagte der Revolvermann. »Du wirst mich begleiten müssen. Wieviel Fleisch ist noch da?«
    »Nur eine Handvoll.«
    »Getreide?«
    »Ein wenig.«
    Der Revolvermann nickte. »Gibt es hier einen Keller?«
    »Ja.« Jake sah ihn an. Die Pupillen seiner Augen waren zu gewaltiger, zerbrechlicher Größe angeschwollen. »Man muß an dem Ring im Fußboden ziehen, aber ich bin nicht nach unten gegangen. Ich hatte Angst, die Leiter würde brechen und ich könnte nicht mehr nach oben. Außerdem riecht es schlecht. Es ist der einzige Raum hier, wo es riecht.«
    »Wir stehen früh auf und schauen nach, ob sich dort unten etwas befindet, das sich mitzunehmen lohnt. Dann machen wir uns aus dem Staub.«
    »In Ordnung.« Der Junge machte eine Pause, dann sagte er: »Ich bin froh, daß ich dich nicht getötet habe, als du geschlafen hast. Ich hatte eine Gabel und dachte daran, es zu tun. Aber ich habe es nicht getan, und jetzt werde ich keine Angst mehr vor dem Einschlafen haben müssen.«
    »Wovor hast du denn Angst?«
    Der Junge sah ihn geheimnisvoll an. »Gespenster. Daß er zurückkommen könnte.«
    »Der Mann in Schwarz«, sagte der Revolvermann. Es war keine Frage.
    »Ja. Ist er ein böser Mensch?«
    »Das kommt auf den eigenen Standpunkt an«, sagte der Revolvermann abwesend. Er stand auf und trat seine Zigarette auf der Kruste aus. »Ich gehe schlafen.«
    Der Junge sah ihn schüchtern an. »Kann ich bei dir im Stall schlafen?«
    »Aber sicher.«
    Der Revolvermann stand auf den Stufen und sah nach oben, und der Junge kam zu ihm. Der Polarstern war zu sehen, und der Mars. Dem Revolvermann war, als könnte er die Augen schließen und das erste Krächzen der Singvögel des Frühlings hören, den grünen und beinahe sommerlichen Geruch des Rasens nach dem ersten Mähen riechen (und möglicherweise das lässige Klicken von Krocketbällen hören, während die Damen vom Ostflügel, die in der dem Dunkel entgegenfunkelnden Dämmerung lediglich ihre Leibchen anhatten, um Punkte spielten), als könnte er beinahe Aileen sehen, die durch die Lücke in den Hecken kam…
    Es paßte gar nicht zu ihm, daß er so sehr an die Vergangenheit dachte.
    Er drehte sich um und ergriff die Lampe. »Gehen wir schlafen«, sagte er.
    Sie gingen gemeinsam zum Stall.
     
    Am nächsten Morgen erforschte er den Keller.
    Jake hatte recht; er roch übel. Er hatte einen feuchten, sumpfigen Geruch, der den Revolvermann nach der antiseptischen Geruchlosigkeit der Wüste und des Stalls mit Übelkeit und einem Schwindelgefühl erfüllte. Der Keller roch nach Kohl und Rüben und Kartoffeln mit blicklosen Augen, die in ewige Fäulnis übergegangen waren. Die Leiter dagegen machte einen stabilen Eindruck, und er stieg hinunter.
    Der Boden bestand aus gestampfter Erde, und sein Kopf berührte fast die Deckenbalken. Hier unten existierten noch Spinnen, beängstigend große mit graugescheckten Leibern. Viele waren mutiert. Einige hatten Augen auf Stielen, andere bis zu sechzehn Beinen.
    Der Revolvermann sah sich um und wartete darauf, daß sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten.
    »Alles klar?« rief Jake nervös herunter.
    »Ja.« Er konzentrierte sich auf eine Ecke. »Warte. Hier sind Dosen.«
    Er ging mit eingezogenem Kopf vorsichtig in die Ecke. Dort stand ein alter Karton mit einer heruntergeklappten Seite. Bei den Dosen handelte es sich um Gemüsekonserven – grüne Bohnen, weiße Bohnen… und drei Dosen Corned beef.
    Er nahm einen Arm voll und ging zur Leiter zurück. Er stieg halb hinauf und reichte sie Jake, der sich niederkniete, um sie entgegenzunehmen. Dann ging er weitere holen.
    Beim dritten Mal hörte er das Stöhnen im Fundament.
    Er drehte sich um, spähte um sich und spürte ein traumähnliches Entsetzen über sich hinwegbranden, ein Gefühl, das erregend und abstoßend zugleich war, wie Sex im Wasser – ein Ertrinken in einem anderen.
    Das Fundament

Weitere Kostenlose Bücher