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Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Sternbilder sich in funkelnder Vielzahl erstreckten.
    »Das macht nichts«, sagte er mit sanfter Stimme. »Jetzt nicht mehr.«
     
     
    2
     
    Der Mann in Schwarz mischte Karten mit fliegender, verwirrender Hast. Das Spiel war groß, das Muster auf den Kartenrückseiten überquellend. »Das sind Tarotkarten«, sagte der Mann in Schwarz, »eine Mischung aus dem üblichen Blatt und meinen eigenen Verbesserungen. Sieh genau her, Revolvermann.«
    »Warum?«
    »Ich werde dir die Zukunft weissagen, Roland. Sieben Karten müssen nacheinander umgedreht und in Konjunktion mit den anderen gelegt werden. Ich habe das seit mehr als dreihundert Jahren nicht mehr gemacht. Und ich vermute, ich habe überhaupt noch nie eine wie deine vorhergesagt.« Der spöttische Ton stahl sich wieder in seine Stimme, gleich einem kuvianischen Nachtsoldaten, der ein todbringendes Messer in einer Hand hält. »Du bist der letzte Abenteurer der Welt. Der letzte Kreuzritter. Wie muß dich das doch freuen, Roland! Und doch hast du keine Ahnung, wie nahe du dem Turm jetzt bist, wie nahe in der Zeit. Über deinem Kopf kreisen Welten.«
    »Dann lies meine Zukunft«, sagte er schroff.
    Die erste Karte wurde umgedreht.
    »Der Gehängte«, sagte der Mann in Schwarz. Die Dunkelheit hatte ihm seine Kapuze zurückgegeben. »Doch hier, ohne Konjunktion mit etwas anderem, versinnbildlicht er Kraft, nicht den Tod. Du, Revolvermann, bist der Gehängte, du schreitest über alle Gruben des Hades hinweg unverdrossen deinem Ziel entgegen. Einen Mitreisenden hast du bereits in diese Gruben gestoßen, nicht?«
    Er drehte die zweite Karte um. »Der Seefahrer. Achte auf die klare Stirn, die haarlosen Wangen, die verletzten Augen. Er ertrinkt, Revolvermann, und niemand wirft ihm ein Seil zu. Der Junge Jake.«
    Der Revolvermann zuckte zusammen, sagte aber nichts.
    Die dritte Karte wurde umgedreht. Ein Pavian stand grinsend und breitbeinig auf der Schulter eines jungen Mannes. Das Gesicht des jungen Mannes war nach oben gerichtet, seine Züge waren eine stilisierte Maske von Grauen und Entsetzen. Als er genauer hinsah, stellte der Revolvermann fest, daß der Pavian eine Peitsche hielt.
    »Der Gefangene«, sagte der Mann in Schwarz. Das Feuer warf unruhige, flackernde Schatten über das Gesicht des gepeinigten Mannes, so daß es sich in stummem Entsetzen zu verzerren und zu winden schien. Der Revolvermann wandte den Blick ab.
    »Etwas beunruhigend, nicht?« sagte der Mann in Schwarz und schien ein Kichern zu unterdrücken.
    Er drehte die vierte Karte herum. Eine Frau mit einem Schal auf dem Kopf saß spinnend an einem Spinnrad. Sie schien gleichzeitig verschmitzt zu lachen und zu weinen.
    »Die Herrin der Schatten«, bemerkte der Mann in Schwarz. »Macht sie auf dich den Eindruck, als hätte sie zwei Gesichter? Hat sie. Ein wahrhaftiger Janus.«
    »Weshalb zeigst du mir das?«
    »Frag nicht!« sagte der Mann in Schwarz aufbrausend, doch er lächelte. »Sieh einfach nur her. Betrachte dies lediglich als sinnloses Ritual, wenn es dich erleichtert und dich beruhigt. Wie die Kirche.« Er kicherte und drehte die fünfte Karte um.
    Ein grinsender Sensenmann hielt mit Knochenfingern eine Sense fest. »Der Tod«, sagte der Mann in Schwarz schlicht. »Aber nicht für dich.«
    Die sechste Karte.
    Der Revolvermann sah sie an und verspürte eine seltsam kribbelnde Vorahnung in den Eingeweiden. Freude und Grauen mischten sich in dieses Gefühl, die Gesamtheit seiner Empfindungen hatte keinen Namen. Ihm war zumute, als müßte er tanzen und sich gleichzeitig übergeben.
    »Der Turm«, sagte der Mann in Schwarz leise.
    Die Karte des Revolvermannes nahm die Mitte des Musters ein, die vier nachfolgenden lagen je in einer Ecke, gleich Satelliten, die einen Stern umkreisten.
    »Wohin gehört diese?« fragte der Revolvermann.
    Der Mann in Schwarz legte den Turm auf den Gehängten und verdeckte ihn völlig.
    »Was bedeutet das?« fragte der Revolvermann. Der Mann in Schwarz antwortete nicht.
    »Was bedeutet das?« fragte er keuchend.
    Der Mann in Schwarz antwortete nicht.
    »Gott verdammt!« Keine Antwort.
    »Und was ist die siebte Karte?«
    Der Mann in Schwarz drehte die siebte Karte um. Die Sonne stand an einem leuchtendblauen Himmel. Amor und Elfen schwirrten um sie herum.
    »Die siebte ist das Leben«, sagte der Mann in Schwarz leise. »Aber nicht für dich.«
    »Wie paßt sie in das Muster?«
    »Das geht dich nichts an«, sagte der Mann in Schwarz. »Und mich auch nicht.« Er schnippte, die

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