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Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Karte achtlos ins erlöschende Feuer. Sie verkohlte, bog sich und loderte in Flammen auf. Der Revolvermann spürte, wie sein Herz verzagte und in seiner Brust zu Eis wurde.
    »Schlaf jetzt«, sagte der Mann in Schwarz gleichgültig. »Möglicherweise, um zu träumen, und das alles.«
    »Ich werde dich erwürgen«, sagte der Revolvermann. Seine Beine stießen sich mit wilder, beeindruckender Schnelligkeit ab, und er schnellte über das Feuer hinweg auf den anderen zu. Der lächelnde Mann in Schwarz schwoll vor seinen Augen an und wich dann in einen langen, hallenden, von Obsidiansäulen gesäumten Flur zurück. Der Klang von sardonischem Gelächter erfüllte die Welt, und er stürzte, starb, schlief.
    Er träumte.
     
    Das Universum war leer. Nichts regte sich. Nichts war.
    Der Revolvermann schwebte verwirrt.
    »Es werde Licht«, sagte die Stimme des Mannes in Schwarz erhaben, und es ward Licht. Der Revolvermann dachte auf distanzierte Weise, daß das Licht gut war.
    »Und nun Dunkelheit voll Sternen oben. Und Wasser unten.« So geschah es. Er schwebte über endlosen Wassern. Über ihm funkelten endlos die Sterne.
    »Land«, forderte der Mann in Schwarz. Es geschah; es erhob sich in endlosen galvanischen Zuckungen aus dem Wasser. Es war rot, kahl, rissig und unfruchtbar. Vulkane, die häßlichen Riesenpickeln auf dem Baseballkopf eines Heranwachsenden glichen, stießen endlose Magmaströme aus.
    »Gut«, sagte der Mann in Schwarz. »Kein schlechter Anfang. Und nun seien Pflanzen. Bäume. Gras und Wiesen.«
    So geschah es. Hier und dort stapften Dinosaurier, knurrten und fauchten und fraßen sich gegenseitig und blieben in blubbernden, übelriechenden Teergruben stecken. Überall erstreckten sich endlose tropische Regenwälder. Riesenfarne winkten mit seratierten Blättern dem Himmel zu. Auf einigen krabbelten Käfer mit zwei Köpfen. Der Revolvermann sah das alles. Und er fühlte sich immer noch groß.
    »Jetzt der Mensch«, sagte der Mann in Schwarz leise, aber der Revolvermann fiel… fiel aufwärts. Der Horizont dieser unermeßlichen und fruchtbaren Erde begann sich zu runden. Ja, alle seine Lehrer hatten gesagt, daß sie rund war, sie behaupteten, das wäre lange, bevor die Welt sich weitergedreht hatte, bewiesen worden. Aber dies…
    Immer weiter und weiter. Vor seinen erstaunten Augen nahmen Kontinente Gestalt an und wurden von Wolkenbergen verdeckt. Die Atmosphäre der Welt hüllte sie mit ihrer Plazenta ein. Und die Sonne, die jenseits des gekrümmten Weltrandes aufging…
    Er schrie auf und schlug einen Arm vors Gesicht.
    »Es werde Licht!« Die Stimme, die rief, war nicht mehr die des Mannes in Schwarz. Sie war gigantisch und hallend. Sie durchdrang den Raum und die Räume zwischen den Räumen.
    »Licht!«
    Er fiel, fiel.
    Die Sonne schrumpfte. Ein von Kanälen durchzogener roter Planet, den zwei Monde hektisch umkreisten, wirbelte an ihm vorbei. Ein Gürtel wirbelnder Felsbrocken. Ein gigantischer Planet, auf dem Gase brodelten, der zu groß war, sich selbst zu stützen, und als Folge dessen an den Polen abgeflacht war. Eine Welt mit Ringen, deren Gürtel aus Eispartikeln glitzerten.
    »Licht! Es werde…«
    Andere Welten, eine, zwei, drei. Weit jenseits der letzten kreiste ein einsamer Ball aus Eis und Fels in toter Dunkelheit um eine Sonne, die nicht heller als ein matter Pfennig war.
    Dunkelheit.
    »Nein«, sagte der Revolvermann, und seine Worte klangen tonlos und ohne Echo in der Dunkelheit. Es war dunkler als dunkel. Damit verglichen war die schwärzeste Nacht in der Seele eines Mannes heller Nachmittag. Die Dunkelheit unter dem Gebirge war lediglich ein Klecks auf dem Antlitz des Lichts. »Nichts mehr, bitte, jetzt nichts mehr. Nichts mehr…«
    »LICHT!«
    »Nichts mehr. Nichts mehr, bitte…«
    Die Sterne selbst fingen an zu schrumpfen. Ganze Spiralnebel zogen sich zusammen und wurden zu geistlosen Schlieren. Das ganze Weltall schien sich um ihn herum zusammenzuziehen.
    »Jesus nichts mehr nichts mehr nichts mehr…«
    Die Stimme des Mannes in Schwarz flüsterte ihm seidenweich ins Ohr: »Dann entsage. Laß alle Gedanken an den Turm sein. Geh deines Weges, Revolvermann, und rette deine Seele.«
    Er nahm sich zusammen. Er war erschüttert und allein, von der Dunkelheit umhüllt, fürchtete sich vor der Ultimaten Bedeutung, die auf ihn zugerast kam, doch er nahm sich zusammen und stieß einen letzten, donnernden Befehl hervor:
    »NEIN! NIEMALS!«
    »DANN WERDE ES LICHT!«
    Und es ward Licht, das wie

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