Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
Königs stehen bleiben.
Finli o’ Tego zog seine Waffe, aber bevor er schießen konnte, fiel Daneeka Rostov ihn kratzend und beißend an. Sie wog zwar fast nichts, aber im ersten Augenblick überraschte ihn dieser unerwartete Angriff doch so sehr, dass er fast zu Boden gegangen wäre. Er schlang ihr einen starken pelzigen Arm um den Hals und schleuderte sie beiseite, aber Ted und Dinky waren inzwischen fast außer Schussweite. Sie rannten links an Shapleigh House vorbei und würden gleich in den Rauchschwaden verschwinden.
Finli stabilisierte seine Waffe mit beiden Händen, atmete tief durch, hielt die Luft an und gab dann einen einzelnen Schuss ab. Das Blut spritzte aus dem rechten Arm des Alten; Finli hörte ihn aufschreien und sah ihn taumeln. Dann stützte der Welpe jedoch den alten Köter, und die beiden verschwanden um die Hausecke.
»Ich erwische euch schon noch!«, rief Finli ihnen nach. »Yar, das tue ich, und wenn ich euch kriege, werdet ihr euch wünschen, ihr wärt nie geboren!« Irgendwie klang diese Drohung jedoch schrecklich leer.
Unterdessen war die gesamte Bevölkerung von Algul Siento – Brecher, Taheen, Hume-Wachen und Can-Toi, in deren Stirnmitten blutige rote Löcher wie dritte Augen starrten – einer Flutwelle gleich nach Süden unterwegs. Und Finli sah etwas, was ihm wirklich nicht gefiel: Die Brecher, und zwar nur die Brecher, bewegten sich mit erhobenen Händen dorthin. Und falls dort weitere Verwüster lauerten, würden sie mühelos erkennen können, auf wen sie schießen mussten, oder nicht?
Und …
In seinem Zimmer im zweiten Stock von Corbett Hall, noch immer am Fußende seines mit Glassplittern übersäten Betts auf den Knien liegend, hatte Sheemie Ruiz eine Offenbarung … oder hörte die Stimme seiner lebhaften Phantasie, man suche es sich aus. Jedenfalls sprang er auf. Sein Blick, normalerweise freundlich, aber wegen einer Welt, die er nicht recht verstand, immer leicht verwirrt, war klar und voller Jubel.
»BALKEN SAGT SEINEN DANK!«, rief er in den leeren Raum.
Sheemie sah sich so glücklich um wie Ebenezer Scrooge, der gerade entdeckt hatte, dass die Geister alles in einer einzigen Nacht geschafft hatten, und lief zur Tür, wobei Glassplitter unter seinen Hausschuhsohlen knirschten. Ein spitzer Glasdolch bohrte sich ihm auch prompt in den Fuß – trug Sheemies Tod in seiner Spitze, wenn er’s nur gewusst hätte, sagt Discordia –, aber in seinem Jubel spürte er das nicht einmal. Er flitzte auf den Gang hinaus und weiter die Treppe hinunter.
Auf dem Treppenabsatz im ersten Stock begegnete Sheemie einer ältlichen Brecherin namens Belle O’Rourke, packte sie an den Schultern und schüttelte sie. »BALKEN SAGT SEINEN DANK!«, brüllte er in ihr benommenes, verständnisloses Gesicht. »BALKEN SAGT, DASS ALLES NOCH GUT WERDEN KANN! NICHT ZU SPÄT! GERADE NOCH RECHTZEITIG!«
Er rannte weiter, um die frohe Botschaft (jedenfalls war es aus seiner Sicht eine frohe) zu verbreiten, und …
Auf der Hauptstraße sah Roland erst Eddie Dean, dann Jake Chambers an. »Sie kommen, und hier werden wir es mit ihnen aufnehmen müssen. Wartet auf meinen Befehl; dann bleibt standhaft und wahrhaftig.«
18
Als Erstes tauchten drei Brecher auf, die in vollem Tempo mit erhobenen Händen auf sie zurannten. Sie überquerten die Hauptstraße, ohne die drei überhaupt wahrzunehmen: Eddie, der im Kassenhäuschen des Filmtheaters The Gem war (er hatte die Scheiben auf drei Seiten mit dem Sandelholzgriff des Revolvers herausgeschlagen, der einst Roland gehört hatte), oder Jake (der in einer Ford-Limousine ohne Motor saß, die vor der Bäckerei geparkt war) oder Roland selbst (hinter einer Schaufensterpuppe in der Auslage von »Gay Paree«-Moden).
Die Brecher erreichten den jenseitigen Gehsteig und sahen sich verwirrt um.
Weiter!, sendete Roland ihnen zu. Los, haut ab, nehmt die Gasse, solange ihr noch könnt.
»Kommt jetzt!«, rief einer von ihnen, und sie rannten die Gasse zwischen dem Drugstore und der Buchhandlung hinunter. Ein weiterer Brecher tauchte auf, dann noch zwei, dann der erste Mann des Wachpersonals: ein Hume-Wächter mit erhobener Pistole neben seinem ängstlichen Gesicht mit den großen Augen. Roland zielte auf ihn … drückte aber noch nicht ab.
Weitere Angehörige des Wachpersonals kamen zwischen Häusern hervor auf die Hauptstraße gerannt. Sie hielten große Abstände. Wie Roland gehofft und erwartet hatte, setzten sie alles daran, den Strom ihrer
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