Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
Schutzbefohlenen zu begleiten und zu kanalisieren. So versuchten sie zu verhindern, dass aus einer Absetzbewegung eine wilde Flucht wurde.
»Bildet zwei Reihen!«, rief ein rabenköpfiger Taheen mit summender, atemloser Stimme. »Bildet zwei Reihen und behaltet sie zwischen euch, um eurer Väter willen!«
Einer der anderen, ein rothaariger Can-Toi, dem das Hemd aus der Hose hing, brüllte: »Was ist mit dem Zaun, Jakli? Was ist, wenn sie in den Zaun rennen?«
»Lässt sich nicht ändern, Cag. Lass …«
Bevor der Rabe zu Ende sprechen konnte, wollte ein kreischender Brecher an ihm vorbeirennen, aber der Rabe – Jakli – versetzte ihm einen derart gewaltigen Stoß, dass der arme Kerl mitten auf der Straße hinknallte. »Bleibt beisammen, ihr Würmer!«, fauchte er. »Rennt meinetwegen, aber haltet irgendeine beschissene Art Ordnung!« Als ob es hier irgendeine Ordnung geben könnte, dachte Roland (und das nicht ohne Befriedigung). Dann rief Jakli zu dem Rothaarigen hinüber: »Lass ein paar verbrutzeln, Cag – wenn die anderen das sehen, kehren sie schon freiwillig um!«
Hätten Eddie oder Jake in diesem Augenblick zu schießen begonnen, hätte das die Sache verkompliziert, aber das tat keiner der beiden. Die drei Revolvermänner beobachteten aus ihren Verstecken, wie aus dem Chaos eine Art Ordnung entstand. Weitere Wachen tauchten auf. Jakli und der Rothaarige verteilten sie auf die beiden Linien, die jetzt einen Korridor von einer Straßenseite zur anderen bildeten. Einige der Brecher entkamen, bevor die zwei Linien standen, aber das waren nur sehr wenige.
Ein neuer Taheen – einer mit einem Wieselkopf – kam und übernahm den Befehl von jenem rabenköpfigen Jakli. Er schlug einigen rennenden Brechern auf den Rücken und trieb sie dadurch nur noch mehr an.
Südlich der Hauptstraße erklang ein verwirrter Schrei: »Der Zaun hat ein Loch!« Und dann ein zweiter: »Ich glaube, die Wachen sind tot!« Auf diesen Schrei folgte ein entsetztes Aufheulen, und Roland wusste so bestimmt, als hätte er es selbst gesehen, dass irgendein bedauernswerter Brecher gerade auf den abgetrennten Kopf eines Wachpostens gestoßen war, der dort im Gras lag.
Das erschrockene Stimmengewirr nach dieser Entdeckung war noch nicht verstummt, als Dinky Earnshaw und Ted Brautigan zwischen Bäckerei und Schuhgeschäft auftauchten – so dicht neben Jakes Versteck, dass er eine Hand aus dem Fenster des Wagens hätte stecken und sie berühren können. Ted war durch einen Streifschuss verwundet. Sein rechter Hemdsärmel war vom Ellbogen abwärts durchgeblutet, aber mit leichter Unterstützung von Dinky, der ihm einen Arm um die Schultern gelegt hatte, konnte Ted noch selbst gehen. Bei ihrem Spießrutenlauf durch die Doppelreihe aus Bewaffneten drehte Ted sich kurz um und sah geradewegs zu Rolands Versteck hinüber. Dann erreichten Earnshaw und er die Gasse und verschwanden.
Sie waren nun in Sicherheit, zumindest vorläufig, und das war gut. Aber wo blieb der große Boss? Wo war Prentiss, der Verantwortliche dieser abscheulichen Einrichtung? Roland wollte ihn ebenso erledigen wie den wieselköpfigen Taheen-Sai dort drüben – wenn man einer Schlange den Kopf abhackte, verendete die ganze Schlange. Aber er durfte nicht mehr viel länger warten. Der Strom der flüchtenden Brecher versiegte allmählich. Der Revolvermann glaubte nicht, dass Sai Wiesel auf die letzten Nachzügler warten würde; er würde verhindern wollen, dass seine kostbaren Schützlinge durch das Loch im Zaun flüchteten. Er würde wissen, dass sie in dem unfruchtbaren, düsteren Land, das den Komplex auf allen Seiten umgab, nicht weit kommen würden. Aber wenn Pleasantville aus Norden angegriffen wurde, konnten im Süden Retter bereitstehen, um …
Und da war er endlich, Gan und den Göttern sei Dank: Sai Pimli Prentiss, stolpernd und ausgepumpt und sichtbar unter Schock stehend. Unter seinem fleischigen linken Arm schwang ein Revolver in einer Dockerschlinge vor und zurück. Prentiss blutete aus einem Nasenloch und einem Augenwinkel, als hätte all die Aufregung irgendetwas in seinem Kopf platzen lassen. Er näherte sich dem Wiesel, wobei er leicht schwankte – dieses betrunkene Schwanken würde Roland später, als er sich bittere Selbstvorwürfe machte, fürs Endergebnis der Arbeit dieses Morgens verantwortlich machen –, und wollte vermutlich wieder den Befehl übernehmen. Ihre kurze, aber innige Umarmung, die Trost spendete und zugleich welchen empfing, sagte
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