Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
»Wir haben wenig Zeit, und mir gefällt überhaupt nicht, was ich jetzt tun muß. Ich habe so etwas noch nie getan. Und nie gedacht, daß ich es einmal tun würde.« Seine Lippen verzogen sich verbittert. »Ich gewöhne mich aber daran, derlei Sachen zu machen.«
    Eddie näherte sich der hageren Gestalt langsam und auf Beinen, die sich immer mehr wie Gummi anfühlten. Seine nackte Haut war weiß und leuchtete in der fremden Dunkelheit. Wer bist du eigentlich, Roland? dachte er. Was bist du? Und die Hitze, die ich von dir ausgehen spüre – ist das nur Fieber? Oder eine Art Wahnsinn? Ich glaube, es könnte beides sein.
    Großer Gott, er brauchte einen Schuß; mehr noch, er hatte sich einen Schuß verdient.
    »Was noch nie vorher gemacht?« fragte er. »Wovon sprichst du?«
    »Nimm den«, sagte Roland und gestikulierte in Richtung auf den uralten Revolver, der an seiner rechten Hüfte hing. Er deutete nicht; er hatte keinen Finger, mit dem er deuten konnte, nur ein unförmiges, lappenumwickeltes Bündel. »Er nützt mir nichts mehr. Jetzt nicht und vielleicht nie mehr.«
    »Ich…« Eddie schluckte. »Ich will ihn nicht anfassen.«
    »Ich will auch nicht, daß du es tust«, sagte der Revolvermann mit eigentümlicher Sanftheit, »aber ich fürchte, keiner von uns hat eine andere Wahl. Es wird eine Schießerei geben.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.« Der Revolvermann sah Eddie gelassen an. »Eine ordentliche, glaube ich.«
     
     

18
     
    Balazar war zunehmend unbehaglicher geworden. Zu lange. Sie waren zu lange da drinnen, und es war zu still. In der Ferne, möglicherweise im nächsten Block, konnte er ein paar Leute hören, die einander anschrien, danach ein paar krachende Laute, die sich wie Feuerwerkskörper anhörten… aber wenn man in Balazars Geschäft war, dachte man nicht zuerst an Feuerwerkskörper.
    Ein Schrei. War das ein Schrei?
    Egal. Was sich im nächsten Block abspielt, hat nichts mit dir zu tun. Du wirst zu einem alten Waschweib.
    Dennoch waren die Zeichen schlecht. Sehr schlecht.
    »Jack?« rief er in Richtung der geschlossenen Badezimmertür.
    Keine Antwort.
    Balazar machte die linke obere Schreibtischschublade auf und holte die Pistole heraus. Dies war kein Cobra-Colt, der behaglich in ein Rückenhalfter paßte; es war eine 357er Magnum.
    »‘Cimi!« rief er. »Ich brauche dich!«
    Er rammte die Schublade zu. Das Kartenhaus fiel mit einem leisen, seufzenden Prasseln in sich zusammen. Er bemerkte es nicht einmal.
    ‘Cimi Dretto füllte mit seinen vollen zweihundertfünfzig Pfund den Türrahmen aus. Er sah, daß Da Boss die Pistole aus der Schublade geholt hatte, und ‘Cimi zog auf der Stelle seine eigene unter einer karierten Jacke hervor, die so schreiend war, daß sie jedem, der den Fehler beging, sie zu lange anzusehen, die Augen hätte verblitzen können.
    »Ich brauche Claudio und Tricks«, sagte er. »Hol sie rasch. Der Junge hat etwas vor.«
    »Wir haben ein Problem«, sagte ‘Cimi.
    Balazars Blick glitt von der Badezimmertür zu ‘Cimi. »Oh, davon habe ich schon eine Menge«, sagte er. »Was ist es denn für ein neues, ‘Cimi?«
    ‘Cimi leckte sich die Lippen. Selbst unter den besten Umständen überbrachte er Da Boss nicht gerne schlechte Nachrichten; wenn er so aussah…
    »Nun«, sagte er und leckte sich die Lippen. »Sehen Sie…«
    »Könntest du dich verdammt noch mal beeilen?« schrie Balazar.
     
     

19
     
    Die Sandelholzgriffe des Revolvers waren so glatt, daß Eddie ihn als erstes, nachdem er ihn entgegengenommen hatte, beinahe auf seine Zehen fallengelassen hätte. Das Ding war so groß, daß es prähistorisch aussah, so schwer, daß er wußte, er würde es mit beiden Händen hochhalten müssen. Der Rückstoß, dachte er, wird mich wahrscheinlich durch die nächste Wand donnern. Das heißt, falls er überhaupt feuert. Und doch war ein Teil in ihm, der ihn halten wollte, der auf seinen deutlich kenntlichen Zweck ansprach, der seine vage und blutige Geschichte erkannte und Teil davon sein wollte.
    Nur die Allerbesten haben dieses Baby je in Händen gehalten, dachte Eddie. Jedenfalls bis jetzt.
    »Bist du bereit?« fragte Roland.
    »Nein, aber bringen wir es«, sagte Eddie.
    Er umklammerte mit der linken Hand Rolands linkes Handgelenk. Roland legte Eddie den heißen rechten Arm um die nackten Schultern.
    Sie traten gemeinsam durch die Tür, aus der windigen Dunkelheit des Strandes in Rolands sterbender Welt ins kalte Neonlicht von Balazars privatem Bad im Schiefen Turm.
    Eddie

Weitere Kostenlose Bücher