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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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abzudrücken?«
    »Nun, ich habe nur dieses eine Paar Hosen«, sagt Eddie. »Ich habe mir in der letzten Sekunde gedacht, wenn ich abdrücke und es ist eine Lusche, werde ich nie wieder den Mut aufbringen, es noch einmal zu tun… und wenn man sich in die Hose geschissen hat, muß man sie entweder gleich waschen oder ein Leben lang mit dem Gestank leben. Das hat mir Henry gesagt. Er sagte, er hat das in Nam gelernt. Und weil es Nacht war und Lester, der Hummer, unterwegs, ganz zu schweigen von seinen Freunden…«
    Aber der Revolvermann lacht, lacht sogar sehr, wenngleich nur ein gelegentlicher Krächzlaut über seine Lippen kommt. Eddie, der selbst ein wenig lächelt, sagt: »Ich glaube, dein Sinn für Humor wurde im Krieg nur bis zum Ellbogen weggeschossen.« Er steht auf, um den Hang emporzugehen, bis er Holz fürs Feuer findet, vermutet Roland.
    »Warte«, flüstert er, und Eddie sieht ihn an. »Warum wirklich?«
    »Ich schätze, weil du mich brauchst. Hätte ich mich umgebracht, wärst du auch gestorben. Später, wenn du wieder auf den Beinen bist, denke ich meine Möglichkeiten vielleicht noch einmal durch.« Er dreht sich um und seufzt tief.
    »Es mag irgendwo auf deiner Welt ein Disneyland oder ein Coney Island geben, Roland, aber was ich bisher davon gesehen habe, interessiert mich nicht besonders.«
    Er entfernt sich, bleibt stehen und sieht noch einmal zu Roland. Sein Gesicht ist ernst, doch die kranke Färbung ist weitgehend daraus verschwunden. Das Schlottern ist zu gelegentlichen Anfällen von Zittern geworden.
    »Manchmal verstehst du mich wirklich nicht, was?«
    »Nein«, flüstert der Revolvermann. »Manchmal nicht.«
    »Dann werde ich es dir erklären. Es gibt Menschen, die es brauchen, daß andere Menschen sie brauchen. Der Grund, weshalb du nicht verstehst, ist der, daß du nicht zu denen gehörst. Du würdest mich benützen und dann wie eine Papiertüte wegwerfen, sollte es darauf hinauslaufen. Gott hat dich versaut, mein Freund. Du bist gerade schlau genug, daß dir das wehtun würde, aber gerade hart genug, daß du es trotzdem tun würdest. Du könntest nicht anders. Wenn ich an diesem verfluchten Strand liegen und um Hilfe schreien würde, würdest du über mich hinwegtrampeln, wenn ich zwischen dir und deinem verdammten Turm wäre. Kommt das der Wahrheit nicht ziemlich nahe?«
    Roland sagt nichts, er sieht Eddie nur an.
    »Aber nicht alle sind so. Es gibt Menschen, die es brauchen, daß andere Menschen sie brauchen. Wie in dem Lied von Barbra Streisand. Kitschig, aber wahr. Das ist nur eine andere Form von An-der-Nadel-Hängen.«
    Eddie schaut ihn an.
    »Aber diesbezüglich bist du clean, nicht?«
    Roland beobachtet ihn.
    »Abgesehen von deinem Turm.« Eddie stößt ein kurzes Lachen aus. »Du bist ein Turm-Junkie, Roland.«
    »Welcher Krieg war es?« flüstert Roland.
    »Was?«
    »Derjenige, in dem dein Sinn für Edelmut und Zielstrebigkeit weggeschossen wurde?«
    Eddie zuckt zurück, als hätte Roland die Hände ausgestreckt und ihn geschlagen.
    »Ich werde Wasser holen«, sagt er knapp. »Behalte die Gruselkriecher im Auge. Wir sind heute weit gekommen, aber ich weiß immer noch nicht, ob sie miteinander reden oder nicht.«
    Danach wendet er sich ab; aber zuvor sieht Roland noch die letzten roten Sonnenstrahlen, die sich auf seinen feuchten Wangen spiegeln.
    Roland wendet sich wieder zum Strand und wartet. Die Monsterhummer kriechen und fragen, fragen und kriechen, aber beide Aktivitäten scheinen ziellos zu sein; sie besitzen eine gewisse Intelligenz, aber nicht genug, um anderen ihrer Art Informationen weiterzugeben.
    Gott sagt es dir nicht immer ins Gesicht, denkt Roland. Meistens, aber nicht immer.
    Eddie kehrt mit Holz zurück.
    »Nun?« fragt er. »Was denkst du?«
    »Mit uns ist alles in Ordnung«, krächzt der Revolvermann, und Eddie will etwas sagen, aber der Revolvermann ist jetzt müde und legt sich zurück und betrachtet die ersten Sterne, die durch den violetten Baldachin des Himmels funkeln und
     
     
    mischen
     
    In den drei darauffolgenden Tagen schritt die Genesung des Revolvermanns immer weiter voran. Die roten Linien, die seine Arme hochgekrochen waren, kehrten ihre Richtung zuerst um, verblaßten dann und verschwanden. Am nächsten Tag ging er manchmal, manchmal ließ er sich von Eddie ziehen. Am darauffolgenden Tag mußte er überhaupt nicht mehr gezogen werden; sie setzten sich einfach alle ein bis zwei Stunden eine gewisse Zeit hin, bis das wäßrige Gefühl aus

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