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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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worden sind. Das klingt sogar vernünftig – sofern irgendwas an dieser verrückten Sache vernünftig sein kann. Der neue Stock ist viel tiefer als die früheren. Und wie jeder weiß, hausen tief in der Erde Dämonen. Vielleicht ist einer von den Kumpel auf einen gestoßen, hat ihn geweckt und ist seither besessen.«
    »In der Erde gibt’s auch Überreste der Großen Alten«, sagte ich. »Nicht alle sind gefährlich, aber manche eben doch. Vielleicht eines dieser alten … Wie heißen sie gleich wieder, Jamie?«
    »Artifaxe«, sagte er.
    »Ja, die. Vielleicht war’s eines von denen. Vielleicht kann der Kerl uns das sagen, wenn wir ihn lebendig zu fassen kriegen.«
    »Nicht sehr wahrscheinlich«, knurrte Peavy.
    Ich hielt das für ziemlich wahrscheinlich. Natürlich vorausgesetzt, dass wir ihn erkennen und bei Tageslicht stellen konnten.
    »Wie viele dieser Salzhauer gibt es?«, fragte ich.
    »Nicht so viele wie früher, weil jetzt nämlich nur der eine Stock ausgebeutet wird. Nicht mehr als … zweihundert, würd ich sagen.«
    Ich erwiderte Jamies Blick, der verschmitzt grinste. »Kein Problem, Roland«, sagte er. »Bis zur Erntezeit können wir locker alle verhört haben. Wenn wir uns beeilen.«
    Auch wenn er übertrieb, war mir durchaus klar, dass wir mehrere Wochen in Debaria würden bleiben müssen. Denkbar war, dass wir den Fellmann zwar vernahmen, aber nicht erkannten, weil er ein meisterhafter Lügner war oder keine Schuld zu verbergen hatte, weil sein Tageswesen wirklich nicht wusste, was sein Nachtwesen trieb. Ich wünschte mir Cuthbert herbei, der scheinbar nicht zusammenhängende Dinge betrachten und die Verbindungen zwischen ihnen erkennen konnte, oder Alain mit seiner Gabe der Fühlungnahme. Aber auch Jamie war nicht so schlecht. Er hatte schließlich etwas gesehen, was ich selbst hätte erkennen müssen, weil ich es direkt vor der Nase hatte. In einem Punkt war ich mir mit Sheriff Hugh Peavy völlig einig: Ich hasste Rätsel. Daran hat sich in meinem langen Leben bis heute nichts geändert. Ich bin kein guter Rätsellöser; so hat mein Verstand noch nie funktioniert.
    Auf dem Rückweg ins Dienstgebäude sagte ich: »Ich habe einige Fragen, die ich Euch stellen muss, Sheriff. Die erste lautet: Werdet Ihr Euch uns öffnen, während wir hier verweilen, wenn wir uns Euch öffnen? Die zweite …«
    »Die zweite lautet: Seht Ihr uns als das, was wir sind, und akzeptiert Ihr, was wir tun? Und die dritte: Sucht Ihr Hilfe und Beistand? Dazu sagt Sheriff Peavy yar, yar und yar. Strengt jetzt um Himmels willen euer Hirn an, Jungs. Es ist über zwei Wochen her, dass das Ungeheuer in Serenitas war, und dort hat es sich nicht vollfressen können. Also wird es bald wieder unterwegs sein.«
    »Es streift nur nachts umher«, sagte Jamie. »Das wisst Ihr sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Hat der Mond Einfluss darauf?«, fragte ich. »Der Ratgeber meines Vaters – unser ehemaliger Lehrer – weist darauf hin, dass in alten Sagen …«
    »Ich kenne die Sagen, Sai, aber in diesem Punkt haben sie unrecht. Wenigstens was dieses Ungeheuer betrifft. Manchmal ist Vollmond, wenn es zuschlägt – der Hausierermond hat voll am Himmel gestanden, als es wie ein Alligator aus den Langen Salzsümpfen, über und über mit Schuppen und Warzen bedeckt, in Serenitas aufgekreuzt ist –, aber manchmal war auch Halbmond, und als es in Timbersmith zugeschlagen hat, war sogar Neumond. Ich würd euch gern was anderes erzählen, aber das kann ich nicht. Ich möchte diese Sache auch beenden, ohne noch die Eingeweide von jemand aus den Büschen holen oder wieder den Kopf eines Jungen von einem Zaunpfahl pflücken zu müssen. Ihr seid hergeschickt worden, um zu helfen, und ich will verdammt hoffen, dass ihr das könnt … obwohl ich da so meine Zweifel habe.«
    Als ich Peavy fragte, ob es in Debaria ein Hotel oder eine gute Pension gebe, lachte er glucksend.
    »Die letzte Pension war die der Witwe Brailley. Vor zwei Jahren wollte ein betrunkener Satteltramp sie vergewaltigen, als sie auf dem Außenabort gesessen hat. Aber sie war schon immer verdammt trig. Sie hat seinen Blick bemerkt und unter ihrer Schürze ein Messer versteckt. Damit hat sie ihm die Kehle durchgeschnitten, das hat sie. Stringy Bodean, der unser Rechtspfleger war, bevor er beschlossen hat, sein Glück als Pferdezüchter im Äußeren Bogen zu versuchen, hat sie in weniger als fünf Minuten freigesprochen, weil sie in Notwehr gehandelt hatte. Aber die Lady hatte die Nase voll von

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