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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sehen bekommen. Um deines Vaters willen, er hatte sich in einem Haufen Lederzeug versteckt!«
    »Ganz recht, aber der Fellmann weiß nicht, dass es so war. Er weiß nur, dass es so gewesen sein könnte, weil er die Ranch in Menschengestalt verlassen hat.«
    Ich setzte mich wieder in Bewegung, und Jamie hielt mit mir Schritt.
    »An der Stelle kommt Vikka ins Spiel. Er trennt sich wie zufällig von dir und den anderen und flüstert jemand zu – am besten einem Jungen in seinem Alter –, dass es sich bei dem Überlebenden um den Sohn des Kochs handelt. Einen gewissen Bill Streeter.«
    »Der Junge hat gerade erst seinen Vater verloren, und du willst ihn als Köder benutzen.«
    »Es muss nicht zum Äußersten kommen. Wenn die Mitteilung in die richtigen Ohren gelangt, versucht der Kerl, nach dem wir fahnden, vielleicht, sich in die Stadt aus dem Staub zu machen. Dann weißt du Bescheid. Und die Sache bleibt folgenlos, wenn wir uns getäuscht haben und der Fellmann doch keiner von den Salzhauern ist. Unser Verdacht kann ja auch falsch sein.«
    »Was ist, wenn wir recht haben und der Kerl beschließt, die Sache durchzustehen?«
    »Bring sie alle ins Gefängnis. Ich stecke den Jungen in eine Zelle – in eine abgeschlossene, versteht sich –, und du kannst die Salzhauer einzeln an ihm vorbeiführen. Ich weise Young Bill an, nichts zu sagen, sich nichts anmerken zu lassen, bis sie wieder weg sind. Du hast recht, er wird den Kerl vielleicht nicht erkennen, selbst wenn ich ihm dabei helfen kann, sich an einige Ereignisse der letzten Nacht zu erinnern. Aber auch das weiß unser Mann nicht.«
    »Das ist alles ziemlich riskant«, sagte Jamie. »Riskant für den Jungen.«
    »Das Risiko hält sich in Grenzen«, sagte ich. »Wir machen das tagsüber, wenn der Fellmann seine Menschengestalt hat. Und, Jamie …« Ich packte ihn am Arm. »Ich bin bei dem Jungen in der Zelle. Um an Bill ranzukommen, müsste der Hundesohn zuerst mich erledigen.«
    Peavy gefiel mein Plan besser als Jamie. Was mich nicht im Geringsten überraschte. Schließlich war Debaria seine Stadt. Und was bedeutete ihm Young Bill? Der war nur der Sohn eines toten Kochs. Nicht besonders wichtig, wenn man das große Ganze betrachtete.
    Sobald die kleine Expedition in die Salzhauerstadt unterwegs war, weckte ich den Jungen und teilte ihm mit, ich würde ihn nach Debaria mitnehmen. Bill war einverstanden, ohne Fragen zu stellen. Er wirkte geistesabwesend und benommen. Von Zeit zu Zeit rieb er sich mit den Fingerknöcheln die Augen. Als wir zur Koppel hinausgingen, fragte er mich noch einmal, ob ich sicher wisse, dass sein Vater tot sei. Ich sagte, das stimme leider. Er seufzte tief, ließ den Kopf hängen und legte die Hände in den Schoß. Ich ließ ihm Zeit, dann fragte ich ihn, ob ich ihm ein Pferd satteln solle.
    »Wenn’s recht ist, dass ich Millie reite, kann ich sie selbst satteln. Ich füttere sie, und sie ist meine spezielle Freundin. Die Leute sagen, dass Mulis dumm sind, aber Millie ist klug.«
    »Mal sehen, ob du das hinkriegst, ohne einen Tritt abzubekommen«, sagte ich.
    Wie sich herausstellte, bekam er es hin – und das sehr flink. Er stieg auf und sagte: »Ich wäre dann so weit.« Er bemühte sich sogar, mich dabei anzulächeln. Es war schrecklich mit anzusehen. Mir tat es fast leid, meinen Plan in Gang gesetzt zu haben, aber ich brauchte nur an Schwester Fortunas zerstörtes Gesicht zu denken, damit mir wieder bewusst wurde, was hier auf dem Spiel stand.
    »Scheut sie, wenn der Wind stärker wird?«, fragte ich, während ich das hübsche kleine Maultier musterte. Young Bill berührte mit seinen Füßen fast den Boden. Noch ein Jahr, dann würde er zu groß für Millie sein, aber dann würde er vermutlich auch weit weg von Debaria sein: nur ein weiterer Wanderer auf dem Angesicht einer vergehenden Welt. Und Millie würde eine verblassende Erinnerung sein.
    »Millie doch nicht«, sagte er. »Die ist so stur wie ein Dromedir.«
    »Aye, und was ist ein Dromedir?«
    »Weiß ich nicht genau. Aber mein Da’ sagt das immer. Ich hab ihn mal danach gefragt, aber er hat’s auch nicht richtig gewusst.«
    »Also los«, sagte ich. »Je früher wir in die Stadt kommen, desto früher sind wir aus dem Staub hier raus.« Bevor wir nach Debaria kamen, wollte ich jedoch noch einmal haltmachen. Ich musste dem Jungen etwas zeigen, solange wir allein waren.
    Ungefähr auf halber Strecke zwischen der Ranch und Debaria entdeckte ich eine verlassene Schäferhütte und

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