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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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an. Dann kullerten ihm wieder Tränen übers Gesicht. Er bedeckte es mit den Händen, weil wir sie nicht sehen sollten. »Weiß ich nicht«, murmelte er. »Kann mich an nix erinnern.« Bill ließ die Hände auf einmal sinken; sie schienen ihm in den Schoß zu fallen, als wären sie plötzlich zu schwer geworden. »Ich will meinen Da’.«
    Jamie stand auf und ging mit tief in den Hüfttaschen seiner Jeans vergrabenen Händen davon. Ich versuchte zu sagen, was gesagt werden musste, und konnte es nicht. Ihr müsst bedenken, dass Jamie und ich zwar Revolver trugen – aber noch nicht die großen Sechsschüsser unserer Väter. Ich würde nie mehr so jung sein wie damals, als ich Susan Delgado kennen und lieben gelernt und sie verloren hatte, aber ich war noch zu jung, als dass ich diesem kleinen Burschen erklären konnte, sein Vater sei von einem Ungeheuer zerrissen worden. Deshalb sah ich zu Sheriff Peavy hinüber. Ich sah zu dem Erwachsenen auf.
    Peavy nahm den Hut ab und legte ihn neben sich ins Gras. Dann ergriff er die Hände des Jungen. »Sohn, ich habe eine schlimme Nachricht für dich«, sagte er. »Ich möchte, dass du tief durchatmest und dich wie ein Mann benimmst.«
    Aber Young Bill Streeter hatte erst neun oder zehn, allerhöchstens elf Sommer hinter sich und konnte sich nicht wie ein Mann benehmen. Er schluchzte los. Als er damit anfing, sah ich das blasse Gesicht meiner toten Mutter so deutlich vor mir, als läge sie neben mir unter dieser Trauerweide. Ich konnte es nicht länger ertragen. Ich kam mir wie ein Feigling vor, aber selbst das konnte mich nicht daran hindern, aufzustehen und wegzugehen.
    Der Knabe hatte sich in den Schlaf oder eine Ohnmacht geweint. Jamie trug ihn ins Herrenhaus hinüber und legte ihn in eines der Betten im ersten Stock. Er war nur der Sohn eines Barackenkochs, aber es gab niemand mehr, der noch in ihnen hätte schlafen können, jetzt nicht mehr. Sheriff Peavy benutzte das Klingeling, um seine Dienststelle anzurufen, in der einer der weniger guten Hilfssheriffs weisungsgemäß auf seinen Anruf wartete. Bald würde der einzige Bestatter in Debaria eine kleine Wagenkolonne organisieren, die auf die Ranch kommen und die Toten fortschaffen würde.
    Sheriff Peavy nahm uns in Jeffersons kleines Büro mit und ließ sich auf den Drehstuhl dort fallen. »Wie geht’s jetzt weiter, Jungs?«, sagte er. »Mit den Salzhauern, schätz ich mal … und ich … und ich denk, dass ihr zu denen wollt, bevor dieser Wind sich zu ’nem heißen Wüstensturm auswächst. Was er bestimmt vorhat.« Er seufzte. »Der Junge kann euch nicht weiterhelfen, das steht fest. Was er gesehen hat, war so schlimm, dass es alle Erinnerungen ausradiert hat.«
    »Roland versteht sich darauf, solche …«, begann Jamie.
    »Wie’s weitergeht, weiß ich noch nicht genau«, sagte ich. »Das möchte ich erst mit meinem Partner besprechen. Vielleicht machen wir noch einen kleinen Erkundungsgang zu dem Schuppen hinauf.«
    »Die Spuren sind bestimmt längst verweht«, sagte Peavy. »Aber nur zu.« Er schüttelte den Kopf. »Dem Jungen beizubringen, dass sein Da’ tot ist, war schwer. Sehr schwer.«
    »Ihr habt es richtig gemacht«, sagte ich.
    »Glaubt Ihr das? Aye? Nun, dann sage ich Euch meinen Dank. Armer kleiner Kerl. Er kann vorläufig bei meiner Frau und mir bleiben, denk ich. Bis feststeht, was aus ihm werden soll. Zieht nur los, und haltet ein Palaver, Jungs, wenn ihr das für nötig haltet. Ich bleib hier sitzen und versuche, mit mir wieder irgendwie ins Reine zu kommen. Eilig ist vorerst nichts; die verdammte Bestie hat sich letzte Nacht satt gefressen. Es wird einige Zeit dauern, bis sie wieder auf die Jagd gehen muss.«
    Während Jamie und ich miteinander redeten, machten wir zweimal die Runde um die Koppel und den Schuppen, wobei der weiter auffrischende Wind unsere Hosenbeine knattern ließ und uns die Haare aus dem Gesicht blies.
    »Ist wirklich alles aus seiner Erinnerung ausradiert, Roland?«
    »Was glaubst du? «, fragte ich.
    »Nein«, sagte er. »Weil er als Erstes gefragt hat, ob es fort ist.«
    »Und er hat gewusst, dass sein Vater tot ist. Das hat in seinem Blick gestanden, auch als er nach ihm gefragt hat.«
    Jamie ging eine Zeit lang wortlos mit gesenktem Kopf weiter. Wegen dem aufgewirbelten Alkalistaub hatten wir uns die Halstücher vor Mund und Nase gebunden. Jamies Bandana war von dem Wasser aus dem Betontrog noch feucht. Schließlich sagte er: »Als ich vorhin dem Sheriff erzählen wollte, dass

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