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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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machste mitter besten von allen rum, Süßbubilein! Wirst rausfinnen…
    Aber der Lauf ihrer Gedanken wurde von einem Geräusch unterbrochen, das trotz Gischt und Wind deutlich bis zu ihr heraufdrang: dem lauten Knall eines Pistolenschusses.
     
     

15
     
    »Ich glaube, du verstehst mehr, als du zugibst« sagte Eddie. »Verdammt viel mehr. Du möchtest gerne, daß ich in deine Reichweite komme, das ist meine Meinung.« Er nickte mit dem Kopf in Richtung Tür, ohne den Blick von Rolands Gesicht abzuwenden. Ohne zu wissen, daß nicht weit entfernt jemand genau dasselbe dachte, fügte er hinzu: »Ich weiß, du bist krank, schön und gut, aber es könnte sein, daß du dich viel schwächer stellst, als du tatsächlich bist. Könnte sein, daß du dich ein wenig im hohen Gras versteckt hast.«
    »Könnte sein«, sagte Roland, ohne zu lächeln, und fügte hinzu: »Tu ich aber nicht.«
    Aber er tat es… ein wenig.
    »Aber noch ein paar Schritte können nicht schaden, oder? Ich werde nicht mehr lange brüllen können.« Die letzte Silbe verwandelte sich in ein froschartiges Krächzen, wie um das zu beweisen. »Und ich muß dich dazu bringen, daß du über das nachdenkst, was du tust – was du vorhast. Wenn ich dich nicht überzeugen kann, mit mir zu kommen, kann ich vielleicht wenigstens wieder… deine Wachsamkeit herstellen.«
    »Für deinen kostbaren Turm«, höhnte Eddie, aber er kam näher, er rutschte den Hang, den er erklommen hatte, halb wieder herunter, und seine abgenutzten Turnschuhe wirbelten lustlose Wolken kastanienfarbenen Staubs auf.
    »Für meinen kostbaren Turm und deine kostbare Gesundheit«, sagte der Revolvermann. »Ganz zu schweigen von deinem kostbaren Leben.«
    Er holte den verbliebenen Revolver aus dem linken Halfter und sah ihn mit einem traurigen und zugleich seltsamen Ausdruck an.
    »Wenn du glaubst, du kannst mir damit Angst machen…«
    »Glaube ich nicht. Du weißt, daß ich dich nicht erschießen kann, Eddie. Aber ich glaube, du brauchst Anschauungsunterricht, wie sich die Dinge verändert haben. Wie sehr sich die Dinge verändert haben.«
    Roland hob den Revolver, dessen Mündung nicht auf Eddie deutete, sondern auf den leeren, wogenden Ozean, und er spannte den Hahn. Eddie wappnete sich gegen das laute Krachen der Waffe.
    Nichts dergleichen. Nur ein dumpfes Klicken.
    Roland spannte den Hahn erneut. Der Zylinder drehte sich. Er drückte wieder ab, und wieder kam nur ein dumpfes Klicken.
    »Vergiß es«, sagte Eddie. »Wo ich herkomme, hätte dich das Verteidigungsministerium schon nach dem ersten Fehlschuß eingestellt. Du kannst ebensogut aufhö…«
    Aber das laute KA-BUMM des Revolvers schnitt seine Worte so sauber ab, wie Roland als Schüler bei Schießübungen kleine Zweige von Bäumen geschossen hatte. Eddie zuckte zusammen. Der Schuß brachte das unablässige Riiiiiii der Insekten in den Bergen vorübergehend zum Verstummen. Erst nachdem Roland den Revolver in den Schoß gelegt hatte, stimmten sie sich langsam und vorsichtig wieder ein.
    »Was, zum Teufel, beweist das?«
    »Ich schätze, das hängt davon ab, was du dir anhörst und was du dich weigerst zu hören«, sagte Roland nicht ohne Schärfe. »Es soll beweisen, daß nicht alle Patronen Luschen sind. Weiterhin deutet es darauf hin – deutet stark darauf hin –, daß einige, möglicherweise alle Patronen in dem Revolver, den du Odetta gegeben hast, gut sein könnten.«
    »Bockmist!« Eddie machte eine Pause. »Warum?«
    »Weil ich den Revolver, den ich gerade abgefeuert habe, mit Patronen vom hinteren Teil meines Gurts geladen habe – mit anderen Worten, mit den Patronen, die am schlimmsten naß geworden sind. Das habe ich getan, um mir die Zeit zu vertreiben, während du weg warst. Nicht, daß es viel Zeit erfordert, einen Revolver zu laden, auch wenn einem zwei Finger fehlen, wie du wissen solltest!« Roland lachte ein wenig, und das Lachen wurde zu einem Husten, den er mit einer verstümmelten Faust dämpfte. Als der Hustenanfall vorbei war, fuhr er fort: »Aber wenn man versucht hat, naß gewordene abzufeuern, muß man die Maschine zerlegen und die Maschine reinigen. Die Maschine zerlegen und die Maschine reinigen, ihr Würmer – das war das erste, was Cort, unser Lehrmeister, uns eingebleut hat. Ich wußte nicht, wie lange ich mit einer und einer halben Hand brauchen würde, meinen Revolver zu zerlegen, zu reinigen und wieder zusammenzubauen, aber ich dachte mir, wenn ich weiterleben möchte – und das möchte ich,

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