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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Verzögerungen, und Blut würde fließen. Als sich der Alchimist abwandte, klopfte Roland ihm mit dem Lauf der Pistole auf das knochige Schulterblatt. Der Mann gab ein ersticktes »liiiiiii!« von sich und drehte sich sofort wieder um.
    »Nicht Sie. Sie bleiben hier. Ihr Sistent soll es machen.«
    »W-wer?«
    »Er.« Der Revolvermann gestikulierte ungeduldig zu dem Gehilfen.
    »Was soll ich tun, Mr. Katz?« Akne leuchtete grell auf dem weißen Gesicht des Teenagers.
    »Das, was er sagt, Schmendrick! Die Bestellung ausführen! Keflex!«
    Der Gehilfe ging zu einem Regal hinter dem Ladentisch und ergriff eine Flasche. »Herumdrehen, damit ich sehen kann, welche Worte darauf geschrieben sind«, sagte der Revolvermann.
    Der Gehilfe gehorchte. Roland konnte es nicht lesen; zu viele Buchstaben waren nicht aus seinem Alphabet. Er konsultierte die Mortzyklopädie. Keflex, bestätigte sie, und Roland wurde klar, daß das Überprüfen dumme Zeitverschwendung gewesen war. Er wußte, daß er nicht alles in dieser Welt lesen konnte, aber diese beiden Männer wußten es nicht.
    »Wie viele Tabletten sind in dieser Flasche?«
    »Nun, eigentlich sind es Kapseln«, sagte der Assistent nervös.
    »Wenn Sie sich für eine Zillindroge in Tablettenform interessieren…«
    »Vergessen Sie das. Wie viele Portionen?«
    »Oh. Äh…« Der eingeschüchterte Gehilfe sah die Flasche an und ließ sie beinahe fallen. »Zweihundert.«
    Roland fühlte sich genauso wie vorhin, als er festgestellt hatte, welche Mengen Munition man in dieser Welt für lächerliche Summen kaufen konnte. Im Geheimfach von Enrico Balazars Bad waren neun Probepackungen Keflex gewesen, insgesamt sechsunddreißig Portionen, und er hatte sich wieder wohl gefühlt. Wenn er die Infektion mit zweihundert Portionen nicht zur Strecke brachte, konnte sie nicht besiegt werden.
    »Geben Sie her«, sagte der Mann im blauen Anzug.
    Der Gehilfe gab sie ihm.
    Der Revolvermann schob den Ärmel des Jacketts zurück und legte Morts Rolex frei. »Ich habe kein Geld, aber dies dient vielleicht als angemessene Entschädigung. Hoffe ich jedenfalls.«
    Er drehte sich herum, nickte dem Wachmann zu, der immer noch neben seinem umgekippten Stuhl auf dem Boden saß und den Revolvermann mit aufgerissenen Augen ansah, dann ging er hinaus.
    So einfach.
    Fünf Sekunden lang war kein Laut in der Drogerie zu hören, abgesehen vom Plärren des Alarms, der so laut war, daß er sogar das Geschwätz der Leute auf dem Gehweg übertönte.
    »Gott im Himmel, Mr. Katz, was machen wir jetzt?« flüsterte der Assistent.
    Katz nahm die Uhr und betrachtete sie.
    Gold. Massiv Gold.
    Er konnte es nicht glauben.
    Er mußte es glauben.
    Ein Irrer kam von der Straße herein, schoß seinem Wachmann die Pistole und einem anderen ein Messer aus der Hand, und das alles, um die unwahrscheinlichste Droge zu bekommen, die er sich vorstellen konnte.
    Keflex.
    Keflex für vielleicht sechzig Dollar.
    Für das er mit einer Rolex für sechseinhalbtausend Dollar bezahlt hatte.
    »Machen?« fragte Katz. »Machen? Als erstes verstecken Sie diese Armbanduhr unter dem Ladentisch. Sie haben sie nie gesehen.« Er sah Ralph an. »Und Sie auch nicht.«
    »Nein, Sir«, sagte Ralph sofort. »Solange ich meinen Anteil bekomme, wenn Sie sie verkaufen, habe ich nie eine Uhr gesehen.«
    »Sie werden ihn auf der Straße wie einen Hund abknallen«, sagte Katz voll unüberhörbarer Zufriedenheit.
    »Keflex! Und dabei hat der Typ nicht mal ausgesehen, als hätte er einen Tripper«, sagte der Assistent verwundert.

 
VIERTES KAPITEL
Das Auserwählen

1
     
    Als der untere Rand der Sonne in Rolands Welt das Westliche Meer berührte und eine goldene Bahn über das Wasser bis zu der Stelle zog, wo Eddie verschnürt wie ein Truthahn lag, erlangten die Beamten O’Mearah und Delevan in der Welt, aus der Eddie geholt worden war, benommen wieder das Bewußtsein.
    »Würden Sie mich von diesen Handschellen befreien, ja?« fragte Fat Johnny mit bescheidener Stimme.
    »Wo ist er?« fragte O’Mearah mit belegter Stimme und griff nach seinem Halfter. Weg. Halfter, Gürtel, Munition, Pistole. Pistole.
    Ach du Scheiße.
    Er fing an, sich die Fragen vorzustellen, die die Pißköpfe von der Verwaltung stellen würden, Burschen, die alles, was sie über die Straße wußten, von Jack Webb in Stahlnetz gelernt hatten, und der momentane Wert seiner verschwundenen Pistole war ihm plötzlich so wichtig wie die Bevölkerung von Irland oder die wichtigsten Mineralvorkommen

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