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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Bestürzung – ist dies das Ende? Er fällt heftig auf die Straße und sieht einen fünf Zentimeter von seinen Augen entfernten asphaltierten Riß. Der Schulranzen wird ihm aus der Hand gerissen. Er überlegt gerade, ob er die Knie aufgeschürft hat, als der Wagen des Geschäftsmannes mit dem blauen Hut mit der kecken Feder ihn überfährt. Es ist ein großer blauer Cadillac Baujahr 1976 mit Breitreifen. Er hat fast dieselbe Farbe wie der Hut des Geschäftsmanns. Er bricht Jakes Rücken, zerdrückt den Magen und treibt ihm das Blut wie einen Hochdruckstrahl aus dem Mund. Er dreht den Kopf und sieht die grellen Bremslichter des Cadillacs und den Rauch, der von den blockierenden Hinterreifen aufsteigt. Das Auto hat auch den Schulranzen überfahren und eine breite schwarze Spur darauf hinterlassen. Er dreht den Kopf auf die andere Seite und sieht einen großen gelben Ford, der mit quietschenden Reifen Zentimeter von ihm entfernt zum Stillstand kommt. Ein Schwarzer, der mit einem Handwagen Brezeln und Getränke verkauft hat, kommt im Laufschritt auf ihn zugerannt. Aus Jakes Nase, Ohren, Augen und Rektum läuft Blut. Seine Genitalien wurden zerdrückt. Er überlegt verärgert, wie schlimm seine Knie wohl aufgeschürft sind. Jetzt läuft der Fahrer des Cadillacs stammelnd auf ihn zu. Irgendwo sagt eine schreckliche, ruhige Stimme, die Stimme des Untergangs: »Ich bin Priester. Lassen Sie mich durch. Ein Akt der Reue…«
    Er sieht das schwarze Gewand und verspürt plötzlich Entsetzen. Er ist es, der Mann in Schwarz. Er wendet mit letzter Kraft das Gesicht ab. Irgendwo spielt ein Radio ein Stück der Rockgruppe Kiss. Er sieht seine eigene Hand auf dem Asphalt, sie ist klein, weiß, wohlgeformt. Er hat nie Nägel gekaut.
    Während er seine Hand betrachtet, stirbt Jack.
     
    Der Revolvermann saß mit gerunzelter Stirn nachdenklich da. Er war müde, sein ganzer Körper schmerzte, sein Denken war ärgerlich schleppend. Ihm gegenüber schlief der erstaunliche Junge, der immer noch gleichmäßig atmete, mit im Schoß gefalteten Händen. Er hatte seine Geschichte emotionslos erzählt, nur am Ende hatte er gezittert, als er zu dem »Priester« und dem »Akt der Reue« gekommen war. Selbstverständlich hatte er dem Revolvermann nichts von seiner Familie und seinem bestürzenden persönlichen Zwiespalt erzählt, aber etwas war dennoch durchgesickert – es war genügend durchgesickert, daß man die ungefähre Form erahnen konnte. Die Tatsache, daß eine Stadt, wie der Junge sie beschrieben hatte, niemals existiert hatte (und wenn, dann bestenfalls in prähistorischen Mythen), war längst nicht der beunruhigendste Teil der Geschichte, aber er war beunruhigend. Alles war beunruhigend. Der Revolvermann hatte Angst vor den daraus resultierenden Schlußfolgerungen.
    »Jake?«
    »Hm-hmm?«
    »Möchtest du dich daran erinnern, wenn du aufwachst, oder möchtest du es vergessen?«
    »Vergessen«, sagte der Junge sofort. »Ich habe geblutet.«
    »Gut. Du wirst jetzt schlafen, verstanden? Komm, leg dich hin.«
    Jake, der klein und friedfertig und harmlos aussah, legte sich hin. Der Revolvermann glaubte nicht, daß er harmlos war. Er hatte eine tödliche Aura um sich, und den Gestank von vorherbestimmtem Schicksal. Diese Aura mochte er nicht, aber den Jungen mochte er. Er mochte ihn sehr.
    »Jake?«
    »Psst. Ich will schlafen.«
    »Ja. Und wenn du aufwachst, wirst du dich an nichts erinnern.«
    »Gut.«
    Der Revolvermann betrachtete ihn kurze Zeit und dachte dabei an seine eigene Kindheit, die ihm stets so vorkam, als hätte eine andere Person sie erlebt – eine Person, die durch eine osmotische Linse gesprungen und zu jemand anderem geworden war –, die ihm aber momentan schmerzlich nahe schien. Im Stall des Rasthauses war es sehr heiß, und er trank vorsichtig noch etwas Wasser. Er stand auf und schlenderte in den rückwärtigen Teil des Gebäudes, wo er innehielt, um in einen der Pferdeställe zu sehen. In der Ecke lag ein kleiner Stapel weißes Heu, sowie eine ordentlich zusammengelegte Decke, aber es roch nicht nach Pferd. In dem Stall roch es nach überhaupt nichts. Die Sonne hatte jeden Geruch ausgeblutet und nichts zurückgelassen. Die Luft war völlig neutral.
    Im hinteren Teil des Stalles befand sich ein kleiner, dunkler Raum, in dessen Mitte eine Maschine aus rostfreiem Stahl stand. Sie war nicht von Rost oder Verfall angegriffen. Sie sah wie ein Butterstampfer aus. Links ragte ein verchromtes Rohr heraus, das über einem Abfluß

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