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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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das Mädchen erneut schreien und verschloss sein Herz. Er und seine Männer hatten die undankbare Aufgabe, das Mädchen und ihre Zofe sicher an ihren Bestimmungsort zu bringen - sie mussten sich sputen, sonst würden sie die Nacht im Wald verbringen müssen. Dies war wahrlich keine Arbeit für einen Mann seiner Herkunft und Erfahrung.
    Das waren seine letzten Gedanken, als sich der Pfeil durch seine Brust in sein Herz bohrte und es entzweiriss. Die Wucht des Aufpralls riss seinen Körper vom Hengst, der, vom plötzlichen Blutgeruch erschreckt, reiterlos in die Dunkelheit des Waldes jagte. Die fünf Soldaten seiner Truppe stoben auseinander und suchten Schutz vor den Pfeilen, die von den Bäumen auf sie abgeschossen wurden.
    Jehanne hörte die Schreie der Männer und das Kreischen der Pferde und spürte, wie die Kutsche abrupt zum Stehen kam. Instinktiv warf sie die große Felldecke über ihre halb bewusstlose Herrin, zerrte Alyce hinten aus der Kutsche und lief stolpernd und strauchelnd mit ihr in den Wald.
    Hinter ihr hatten sich die Soldaten wieder gesammelt, wodurch Jehanne wertvolle Sekunden gewann, in denen sie das fiebernde Mädchen aus dem Gemetzel in den finsteren, kalten Schutz der Bäume schleppen konnte.
    Sie ging tiefer in den Wald hinein und entfernte sich immer weiter von dem schrecklichen Lärm. Jehanne zwang sich nachzudenken. Wollten sie überleben, ganz gleich, was mit dem Kind geschah, mussten sie sich so schnell wie möglich verstecken. Vielleicht konnten die Soldaten die Angreifer eine Zeit lang aufhalten, und vielleicht war in dem Durcheinander ihre Flucht unbemerkt geblieben, doch eine Stimme in ihrem Kopf sagte laut und deutlich: Sie wollen das Kind. Es kümmert sie nicht, wie viele sterben müssen.
    Plötzlich ertönten wieder Rufe: Die Angreifer hatten festgestellt, dass die Kutsche leer war. Irgendwie musste sie Alyce dazu bringen, zu laufen. Schnell zu laufen. Heilige Maria, hilf uns.
    Und Gott erhörte sie. Noch während sie ihr Gebet stammelte, hörte sie das Klirren von Zaumzeug, und als sie sich danach umdrehte, sah sie das Pferd des Hauptmanns, das zwei Schritte von ihr entfernt unruhig nach Futter suchte. Schluchzend vor Erleichterung ließ sie Alyce, so sanft es ging, zu Boden gleiten und streckte mit stockendem Herzen ihre Hand nach den lose herabhängenden Zügeln aus. Das Pferd scheute und warf den Kopf zurück, doch Jehanne bekam den Lederriemen zu fassen und klammerte sich verzweifelt daran fest, während sie unaufhörlich »ruhig, ruhig« flüsterte.
    Außer sich vor Entsetzen hörte sie, wie die Männer lärmend näher kamen und einander etwas zuriefen. Sie zerrte das Pferd zu Alyce und hievte sie in den Sattel. Dann stieg sie, einen Fuß im Steigbügel, den Rock bis über die Schenkel geschoben, hinter ihr auf und versetzte dem Hengst einen kräftigen Stoß in die Rippen. Erschreckt machte dieser einen Satz nach vorn, wobei er beinahe seine Last abwarf, und stürmte blindlings unter die Bäume.
    Es war ein wilder Ritt - Zweige schlugen ihnen ins Gesicht und fegten die beiden Frauen um ein Haar vom Rücken des Tieres -, dennoch gelang es Jehanne, sich und das Mädchen im Sattel zu halten und gleichzeitig das Pferd zu lenken. Der Hengst jagte dahin, und hinter seinem schweren Keuchen und Hufeschlagen verebbten die Stimmen der Männer. Sie waren allein und sprengten durch den dunklen Wald.
    Eine Zeit lang ließ Jehanne dem Pferd die Zügel, um sicherzugehen, dass sie die Verfolger abgeschüttelt hatte. Doch dann riss sie mit aller Kraft an seinem Maul, damit es sein Tempo drosselte. Aber das Pferd war ein Schlachtross, das Pferd eines Ritters. Es war sechs Fuß hoch, besaß lange, kräftige Beine, Hufe wie Schaufeln und einen Rücken, der dafür geschaffen war, einen Mann mit Rüstung zu tragen. Es spürte die Hände kaum, die so verzweifelt an seinem Zaumzeug zerrten. Auf einem überwucherten Pfad unter den Bäumen fiel es schließlich in einen schwerfälligen Galopp.
    Alyce, die vor Jehanne im Sattel saß, stieß ein gequältes Stöhnen aus. Sie spürte einen Schwall Flüssigkeit aus ihrem Körper strömen - ihre Fruchtblase war geplatzt. Das Pferd roch die Körperflüssigkeit und geriet in Panik. Mit gesenktem Kopf flog es schneller und schneller über den unebenen Waldboden. Jehanne wusste, dass sie es nur zum Stehen bringen konnte, indem sie es in einen engen Kreis lenkte - bei der Jagd zwischen den mächtigen Baumstämmen ein wahnwitziges Unternehmen. Doch sie hatte keine

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