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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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gerben und zu verarbeiten, zu kochen, sticken, Teppiche zu weben, Flachs zu spinnen und ...«
    »Genug.« Ein Wink mit der breiten Hand und ein fester Blick ließen das Mädchen verstummen. Vor Nervosität war ihre Kehle wie zugeschnürt, und sie senkte die Augen, um ihre Angst zu verbergen.
    Mathew Cuttifer betrachtete sie stirnrunzelnd. Das waren bemerkenswerte Behauptungen für eine Frau, besonders für ein Mädchen vom Land. Er wandte sich der Pflegemutter zu, einer gut aussehenden Frau mit der sonnengebräunten Haut der Armen, die ebenfalls ehrfürchtig den Blick zu Boden gerichtet hatte.
    »Mistress ... Deborah, nicht wahr?«
    Ohne die Augen zu heben, nickte die Frau.
    »Sind diese Behauptungen wahr?«
    »Ja, Herr.«
    »Und wer hat ihr das beigebracht?«
    »Ich, Sir - die häuslichen Fertigkeiten, die sie erwähnt hat. Und der Pfarrer aus dem Dorf. Er befand, meine Ziehtochter sei gelehrsam. Er hat ihr die Buchstaben und die Zahlen beigebracht. Und Latein. Da er auch Französisch spricht, hat sie auch dies ein wenig gelernt. Sie lernt schnell, und er ist ein gebildeter Mann.«
    Mathew hob verwundert die Augenbrauen. Ein gebildeter Mann nahm sich die Zeit, ein Bauernmädchen zu unterrichten? Er musterte das Mädchen von Kopf bis Fuß: ein einfaches, schmuckes Kleid aus selbst gesponnenem - aber fein gewebtem - Tuch und üppiges dunkelbraunes Haar, das straff aus der hohen Stirn gekämmt war.
    Auch die Augen des Mädchens waren ungewöhnlich. Sie besaßen das diamantene Glitzern von Eisvogelfedern oder Topasen. Das Weiß ihrer Augen war so klar, dass es zu leuchten schien. Gewiss, ihr Gesicht besaß nicht die weiche, ovale Form, die dem Schönheitsideal der Zeit entsprach. Dafür waren die Züge zu ausgeprägt und der Mund ein wenig zu breit. Aber es war ein hübsches Gesicht mit einem Teint wie poliertes Elfenbein, und ihr Lächeln hatte etwas verblüffend Einnehmendes. Aber da war noch etwas anderes. Etwas, das ihn irritierte. Sah sie nicht zu ... vornehm, zu klug für eine Magd aus?
    »Wie habt Ihr von der Stelle in meinem Haushalt erfahren?« Mathew wandte sich wieder an Deborah.
    »Sir, ich bin eine Bekannte von Helvega, der Schwester Eures Pfarrers, Vater Bartolph. Sie ist mit dem Vogt unseres Gutsherrn verheiratet und wohnt in dem Dorf in unserer Nähe. So viel ich weiß, hat sie ihren Bruder besucht, als er bei Euch weilte, und als sie zurückkam, erzählte sie mir von Eurer Suche nach einem fleißigen und rechtschaffenen Mädchen, das Eurer Frau als Kammerjungfer dienen soll.«
    Mathew sah sie überrascht an. »Aber das ist schon eine ganze Weile her. Ihr habt für eine vage Aussicht einen langen Weg auf Euch genommen, scheint mir ...«
    Deborah lächelte. »Ich habe auf Gottes Führung vertraut. Er sagte mir, alles würde gut, wenn ich meine Ziehtochter in Euer Haus brächte.«
    Wieder runzelte Mathew die Stirn. Die Frau klang sehr selbstsicher, geradezu vermessen. Woher wollte sie wissen, was der Wille des Herrn war?
    Ein leises Hüsteln lenkte seinen Blick auf eine andere Frau, die im Hintergrund des dunklen, großzügig möblierten Zimmers stand.
    »Sprich.«
    Phillipa Jassy, die Haushälterin, hatte sich das Mädchen ebenfalls angesehen. Auch sie war von seinem vornehmen Wesen und seiner zarten Erscheinung verunsichert. Gewöhnlich suchte sich Jassy kräftige Mädchen aus, solche mit starken Armen und breiten Schultern, die schwerer körperlicher Arbeit gewachsen waren. Doch sie besaß auch ein scharfes Urteilsvermögen - was dringend nötig war, wenn man einen großen Haushalt für einen so anspruchvollen Herrn führte. Ein tumbes, geistloses Arbeitstier wäre für ihre Herrin, Lady Margaret Cuttifer, nicht geeignet.
    »Hast du schon einmal in einem großen Haushalt gearbeitet, Mädchen?«
    Anne war nervös, weil Mathew sie zurechtgewiesen hatte. Sie schüttelte stumm den Kopf, was Jassys Beifall fand. Sie mochte die kecken, vorlauten Mädchen nicht, die offen ihre Meinung hinausposaunten.
    Unerklärlicherweise war Mathew von Annes Verhalten etwas enttäuscht, denn er mochte die leise, wohlklingende Stimme des Mädchens.
    »Hast du jemals einer Dame gedient?«
    Wieder schüttelte das Mädchen stumm den Kopf.
    Nun war die Haushälterin, obwohl sie keine andere Antwort erwartet hatte, enttäuscht. Es war unwahrscheinlich, dass Mathew in der gegenwärtig so traurigen Situation seiner Frau ein Mädchen zur Seite stellte, das keine richtige Ausbildung besaß.
    »Master Mathew, unter diesen Umständen

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