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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zu erledigen. Doch als Blankehans die verschiedenartigen Arbeiten, die auf seinem Schiff anfielen, zu beschreiben anfing, kam Linden nach einiger Zeit nicht mehr mit. Die Riesen besaßen für jede Art von Tau und jedes einzelne Segeltuch, für jeden Teil des Schiffs und jedes Arbeitsgerät eigentümliche Namen, und sie war nicht dazu imstande, sich eine solche Flut fremdartiger Bezeichnungen zu merken, einige wenige ausgenommen: Morgenbegrüßer war das oberste Segel am Fockmast; Fernschau hieß der Ausguck hoch auf der Spitze des Großmasts; Herzensfreude lautete der Name des großen Steuerrads, das das Ruder bewegte. Doch um sich auch den Rest merken zu können, verstand Linden zuwenig von Schiffen und vom Segeln.
    Die Tatsache, daß Blankehans seine Anweisungen an die Besatzung kaum jemals als direkte Befehle formulierte, erhöhte Lindens Verständnisschwierigkeiten. Viel häufiger rief er lediglich eine Bemerkung über den Zustand der Segel, über den Wind oder die See, überließ es dann irgendeinem Riesen, der zufällig an der richtigen Stelle war, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Infolgedessen erweckte die Handhabung des Schiffs den Eindruck, als geschähe sie nahezu ausschließlich spontan, als wäre sie eine Reaktion auf das Wechselspiel des Windes und ergäbe sich nicht aus Blankehans' Position des Kapitäns, oder wäre gar eine vom lebhaften, vielfältigen Vibrieren der Takelage ermöglichte Theurgie. Linden fand an diesen Vorgängen Gefallen, aber sie eigneten sich nicht gerade dazu, ihr Verständnis der Unmengen sonderbarer Benennungen, die der Kapitän verwendete, zu verbessern.
    Nach einer Weile überraschte es sie, zu beobachten, wie Ceer und Hergrom sich in den Wanten des Besanmasts betätigten. Sie kletterten geschickt im Tauwerk umher, halfen den Riesen und lernten dabei von ihnen, entfalteten eine unbefangene Munterkeit, die fast an Frohsinn grenzte. Als sie Cail fragte, was seine Genossen dort trieben, gab er ihr zur Antwort, sie würden einen alten Traum der Haruchai wahrmachen. In all den Jahrhunderten vor und nach dem Ritual der Schändung, in denen die Entwurzelten und die Bluthüter sich gekannt hatten, war es nie einem Haruchai vergönnt gewesen, den Fuß auf ein Riesen-Schiff zu setzen. Ceer und Hergrom gaben einem Verlangen nach, das ihre Ahnen schon vor mehr als dreitausend Jahren sehnlich verspürt hatten.
    Cails kurze Erzählung erzeugte in Linden eine unbestimmte Rührung, als habe sie einen Ausblick auf etwas unvermutetes, okkultes Schönes erhascht. Die Standhaftigkeit und Festigkeit dieser Leute übertraf alles. Bei Covenants vorherigen Aufenthalten im Land hatten die Bluthüter bereits – ohne zu schlafen, ohne eines natürlichen Todes zu sterben – zweitausend Jahre lang den Lords des Großrates ihren Schutz zur Verfügung gestellt gehabt, so unfaßbar stark war der von ihnen geleistete Eid der Treue zu den Lords gewesen. Und heute, Jahrtausende später, bewahrten Cail und seine Gefährten noch immer das Andenken und die Verpflichtungen jener Bluthüter.
    Doch die Implikationen einer so kontinuierlichen Hingabe brachten Linden wieder zu sich selbst zurück; und im Laufe des Nachmittags stellte sich ihre trübselige Stimmung von neuem ein. Ihre Sinne paßten sich dem Riesen-Schiff zusehends besser an. Sie konnte die Bewegungen und die Fröhlichkeit der Riesen spüren, die unter Deck beschäftigt waren; wenn sie sich anstrengte, vermochte sie die Anzahl von Personen zu schätzen, die sich im Wohlspeishaus versammelten, dem mittschiffs befindlichen Aufbau. Sie hätte darin einen gewissen Trost finden sollen. Alles, was sie wahrnahm, strotzte von Reinheit und Kraft und war voller Gutmütigkeit. Und doch vertiefte sich die fortwährende Verdüsterung ihrer Gemütsverfassung in dem Maße, wie die Reichweite ihrer sinnlichen Wahrnehmung sich langsam ausdehnte.
    Wiederum bereitete das Gefühl, daß ihre Stimmung auf irgendeiner äußeren Ursache beruhte, ihr unüberwindbare Unruhe; sie konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, daß sie auf etwas wie einen verhängnisvollen Makel oder irgend etwas Übles im Innern des Schiffs zurückgeführt werden mußte. Doch sie blieb dazu außerstande, dieses Empfinden von ihrer individuellen Reaktion darauf zu trennen. Sie hatte zuviel Zeit ihres Lebens in trübseliger Laune zugebracht, als daß sie allen Ernstes darüber nachzudenken fähig gewesen wäre, die Schuld daran könne irgend etwas außerhalb ihres Inneren haben. Gibbon hatte diese

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