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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Karte zurück auf den Tisch. »Im Hafen von Bhrathairain wär's uns möglich«, beendete er seine Ausführungen, »unsere und Sternfahrers Schatz' Bedürfnisse zu erfüllen. So's die Winde uns erlauben, möchten wir selbigen Hafen innerhalb zweier Tage erreichen.«
    Linden nickte noch einmal. Während sie die anwesenden Riesen musterte, erkannte sie, daß alle den Wunsch hegten, letzteren Kurs einzuschlagen, den Hafen von Bhrathairain anzulaufen. Dennoch standen Zweifel in ihren Augen. Vielleicht hatte das Recht auf Führung der Suche, das Linden ihnen außerhalb von Elemesnedene abgerungen hatte, ihr Selbstvertrauen erschüttert. Oder vielleicht gab die Suche als solche ihnen Argwohn gegen das eigene Verlangen nach einem sicheren Ankerplatz ein. Covenant hatte sich jedenfalls oft genug darüber geäußert, wie sehr die Suche eilte. Oder womöglich , überlegte Linden mit einem plötzlichen inneren Ruck, bin ich es, der sie nicht trauen. Sofort verpreßte sie ihren Mund in seine alten Linien der Strenge. Sie war fest entschlossen, kein bißchen der Verantwortung, die sie sich aufgebürdet hatte, wieder abzutreten. Dazu war sie schon zu weit gegangen. »Gibt es Gründe«, fragte sie Pechnase mit ihrer ausdruckslosen, professionell-nüchternen Stimme, ganz wie eine Ärztin, die Symptome besprach, »warum ihr das Schiff nicht auf See reparieren könnt?«
    Der verkrüppelte Riese antwortete ihr ernst, beinahe schmerzlich. »Auserwählte, ich kann mein Werk verrichten, wann immer die See es mir gestattet, wenn Wind und Wellen freundlich gesinnt sind und's mir nicht am Erforderlichen mangelt. Die Trümmer unter Deck liefern reichlich Stein, um der Dromond Leck zu beseitigen – ja, und auch, um die Decks zu schließen. Die Wände jedoch, das Wohlspeishaus ...« Ruckartig hob er die Schultern. »Um Sternfahrers Schatz gänzlich wiederherzustellen, brauche ich Zugang zu einem Steinbruch. Und nur in den Werften der Heimat kann der verlorene Mast ersetzt werden. Es möchte aber wohl möglich sein, die Suche ohne derlei Rückhalt und Hilfen fortzuführen.«
    »Gibt's bei den Bhrathair einen Steinbruch?«
    Daraufhin glomm in Pechnases Augen Belustigung. »Fürwahr, bei den Bhrathair gibt's kaum etwas anderes als Stein und Sand. Deshalb ist ihr Hafen ein Ort umfangreichen Handels, den viele Schiffe anlaufen, denn alles, was sie nicht haben, müssen sie erhandeln.«
    Linden wandte sich an Windsbraut. »Wenn du möglichst kleine Rationen austeilst, können wir dann mit dem, was zur Verfügung steht, zum Einholzbaum und zurück zum Land gelangen?«
    »Nein«, antwortete die Lagerverwalterin rundheraus. Sie verschränkte die stämmigen Arme auf dem Brustkorb, als stünde ihr Wort über jedem Widerspruch.
    »Als ihr vor der Küste des Landes geankert habt«, argumentierte Linden nichtsdestotrotz weiter, »war's doch möglich, Proviant aus dem Lande zu besorgen. Könnten wir's nicht weiter auf diese Weise versuchen? Ohne soviel Zeit für den Umweg zu dem Hafen zu opfern?«
    Windsbraut blickte zum Kapitän hinüber, ehe sie in nun weniger sicherem Ton antwortete. »Womöglich könnt sich's machen lassen. Dann und wann werden wir auf unserem Kurs Land sichten. Aber vieles von dem Land, das auf unseren Karten verzeichnet ist, gilt als unbekannt, dieweil's weder von Riesen erkundet worden ist noch von jenen, die Riesen davon Geschichten erzählt haben.«
    Linden ging nicht weiter auf Windsbrauts Zweifel ein. »Blankehans.« Sie konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, daß die Riesen gegen Bhrathairealm irgendwelche Bedenken hegten. »Wüßtest du irgendeinen Grund, aus dem wir den Hafen lieber meiden sollten?«
    Der Kapitän reagierte, als bereite die Frage ihm Mißbehagen. »In längst vergangenen Zeiten«, erwiderte er, ohne Lindens Blick zu erwidern, »waren die Bhrathair stets Freunde der Riesen und hießen ihre Schiffe willkommen, wann immer sie ihren Hafen anliefen. Und wir haben ihnen keinerlei Verursachung gegeben, ihre Haltung zu ändern.« Die Erinnerung an die Elohim, denen er vollständig vertraut hatte, machte sein Gesicht fahl. »Seit drei oder vier Geschlechterfolgen jedoch – zehn oder mehr der ihren – sind keine Riesen nach Bhrathairealm gefahren. Und die Geschichten, die wir vernehmen, rechtfertigen die Vermutung, daß die Bhrathair nicht mehr so sind wie einst. Immer sind sie ein Volk gewesen, das sich durch harsche Rauheit und wenig Rücksichtnahme auszeichnete, zum Wohl ebenso wie zum Übel – so geworden durch

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