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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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eine leichte Kurve fahre, um den Kugelhagel über das Heck des Otter zu lenken. Ich spüre, wie der Rückschlag den Watersport beben und flattern läßt - beunruhigend, aber nicht kritisch. Nur mit einem MG zu schießen, wäre wahrscheinlich riskanter, aber solange ich den Rückschlag ausbalancieren kann, dürfte es eigentlich keine Probleme geben.
    Aber ich bin nicht der einzige, der Waffen hat. Ich sehe die Mündungsblitze, als das mittelschwere MG das Feuer eröffnet. Es ist keine Schnellfeuerkanone mit grotesk anmutender Feuergeschwindigkeit, so daß ich den Kugelhagel nicht sehen kann, was alles noch viel beängstigender macht. Wenn mich der Schütze im Otter im Visier hat, merke ich das erst, wenn ich getroffen werde. Ich kurve nach links, wobei ich hoch durch die Luft fliege, als ich das Kielwasser kreuze, und ich verlagere verzweifelt mein Gewicht, um der Tendenz des Watersport zu begegnen, die einmal eingeschlagene Kurve auch in der Luft fortzusetzen. Praktisch sofort schwenke ich wieder nach rechts und überspringe das Kielwasser ein zweitesmal. Dann wieder nach links.
    Ich bin wie ein Wasserskifahrer, der hinter dem Boot Slalom fährt und mit jedem Schwenk näher kommt. Diese Vorgehensweise hat etwas Selbstmörderisches, aber mir will nichts anderes einfallen. Der Schütze an Bord des Otter kann seine Waffe schwenken, um mich im Visier zu behalten - bisher, den Göttern sei Dank, mit bescheidenem Erfolg. Bei mir sieht die Sache anders aus. Meine Waffen sind starr eingebaut, wenn ich also etwas treffen will, muß ich vorher die Nase des Watersport darauf ausrichten. Was wiederum bedeutet, daß ich mein Ziel überhaupt nur an zwei Punkten meiner Zickzacklinie aufs Korn nehmen kann, und das sind auch noch die beiden Punkte mit dem ungünstigsten Einschlagswinkel, was die Durchschlagskraft meiner MG-Munition anbelangt.
    Was darauf hinausläuft, daß meine Chancen, einigermaßen ernsthafte Treffer zu erzielen, gleich Null sind, während die Chancen des Schützen auf dem Otter, mich in ein Sieb zu verwandeln, um so besser werden, je näher ich komme. Etwa zum hunderttausendstenmal in der letzten Minute erwäge ich ernsthaft, die ganze Sache sausen zu lassen. Aber dann denke ich daran, was Auge Eins, unser Beobachter, gesagt hat: drei Kon-zernexecs. Würden Execs verduften, ohne so viel belastendes Material wie eben möglich mitzunehmen? Nicht sehr wahrscheinlich, Priyatel. Selbst wenn die Decker das Computersystem knacken, ist vielleicht nichts mehr zu holen, weil sich sämtlicher Drek auf ein paar Chips an Bord des Otters befindet.
    Bevor ich es mir anders überlegen kann, lege ich mich in eine enge Rechtskurve und fahre dann einfach geradeaus weiter, bis ich achtzig oder neunzig Meter weit rechts vom Otter bin. Dann eine leichte Linkskurve, bis ich parallel zum Otter fahre. Und wieder nach links, bis der Bug des Watersport genau auf den Otter zeigt, Vollgas und mit beiden Waffen Dauerfeuer. Ich kann sehen, wo mein Beschuß landet, etwa ein Dutzend Meter vor dem Otter im Wasser, also verlagere ich mein Gewicht nach hinten, bis meine Arme gerade ausgestreckt sind. Der Bug hebt sich aus dem Wasser -nicht viel, aber es reicht -, und die Wasserspritzer der einschlagenden Kugeln nähern sich der Bootswand. In der Zwischenzeit fliegen mir die Kugeln des anderen Schützen um die Ohren, aber bei meinem Tempo und bei der Art, wie der Watersport über die Wellen hüpft, bin ich ein verdammt schweres Ziel. So, wie sich der Schlitten bewegt, wird mein MG-Feuer in alle möglichen Richtungen gelenkt und deckt den gesamten Raum ab, den der Otter einnimmt. Zumindest hoffe ich das. Das Boot vor mir wird immer größer - noch dreißig Meter Entfernung, zwanzig. Etwas prallt jaulend vom Rumpf des Schlittens ab, und eine andere Kugel durchschlägt glatt die rechte Verkleidung. Ich muß abdrehen...
    Doch dann sehe ich, wie der Schütze nach hinten geworfen wird. Das MG versprüht noch eine Salve in den Himmel und verstummt dann. Nun, da ich mir keine Sorgen mehr um das MG machen muß, drossele ich das Gas, überspringe wieder das Kielwasser und schwenke direkt hinter den Otter ein. Aus fünfzehn Meter Abstand lasse ich wieder die beiden MGs sprechen und sehe mir an, wie sie das Heck des Otter zu Kleinholz verarbeiten. Es gibt eine Stichflamme, der eine ölige schwarze Rauchwolke folgt, als ich ein Dutzend Kugeln in den Motor jage, und dann wird der Otter schlagartig langsamer, so daß ich fast sein Heck ramme.
    Ich drossle den

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