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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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paar Meter vor uns vertäut ist, während ich gleichzeitig spüre, wie sich zwei Metallhände in meine Schultern krallen. Ich nehme das Gas zurück, und der Schub läßt nach. »Tut mir leid«, murmle ich.
    Argents Griff um meine Schultern lockert sich nur zögernd. »Du hast doch gesagt, du wüßtest, wie man dieses Ding fährt!« faucht er mich an.
    »Ich bin etwas eingerostet, okay? Und benutz die verdammten Handgriffe!«
    Diesmal gebe ich vorsichtiger Gas. Der kleine Schlitten schießt vorwärts und nimmt praktisch sofort Geschwindigkeit auf. Kleine Wellen schlagen gegen den Rumpf, und ich erhebe mich etwas vom Sitz, um die Erschütterungen in den Oberschenkeln und nicht im Hintern abzufedern. Ich werfe einen Blick auf den Tacho. Wir sind bereits bei vierzig Stundenkilometern angelangt - dicht unterhalb der Höchstgeschwindigkeit meines alten WaveRunner -, und ich fahre längst nicht mit Vollgas. Entweder hat die Tech seit meiner Kindheit drastische Fortschritte gemacht, oder ich fahre einen besonders frisierten Schlitten - oder vielleicht auch beides. Wie auch immer, es spielt eigentlich keine Rolle. Ich drehe das Gas weiter auf. Der Wind peitscht mein Gesicht, und die Gischt besprüht mein Visier. Plötzlich wird mir klar, daß ich wild grinse wie ein Bandit. »Jaaaa!« heule ich in den Fahrtwind.
    Der Watersport geht ab wie eine Rakete - laut Tacho fast siebzig - und fühlt sich unter mir an, als sei er lebendig. Ich fahre ein paar schnelle Kurven, um die Manövrierfähigkeit auszutesten. Dieses Baby ist viel behender als alles, was ich je zuvor gefahren bin, aber das ist keine Überraschung. Geringste Gewichtsverlagerungen und minimale Lenkbewegungen reichen, um enge Kurven zu fahren und einen Wasservorhang auf der Außenseite der Kurve aufzuwirbeln. Mir fällt alles wieder ein, all die Techniken, um ein Maximum an Leistung aus dem Gerät herauszuholen. Meine Muskeln scheinen sich daran zu erinnern, als sei es gestern gewesen. Eine leichte Vorwärtsverlagerung des Gewichts, um den Bug ein wenig tiefer ins Wasser zu drücken und den Seitenhalt in Kurven zu maximieren. Eine leichte Rückwärtsverlagerung, um den Bug etwas höher zu nehmen, so daß der Schlitten besser über die Wellen fliegt. Argents Gewicht hinter mir ist wie ein Sack Kartoffeln, ein Hemmnis, obwohl er langsam ein Gefühl dafür bekommt und sich mit mir in die Kurven legt, anstatt zu versuchen, sie auszugleichen. Wahrscheinlich spielt es sowieso keine große Rolle. Der Schlitten läuft wie geschmiert, hüpft geradezu über das Wasser, fliegt bei der kleinsten Welle meterweit durch die Luft.



Voraus kann ich den Otter erkennen. Wir holen auf und sind vielleicht noch hundert Meter hinter ihm. Doch gerade, als mir das klar wird, sehe ich, wie das Heck des Otters tiefer ins Wasser sinkt, als der Fahrer mehr Dampf macht. Ich glaube, wir holen immer noch auf, aber der Vorgang hat sich drastisch verlangsamt. Drek!
    Doch wahrscheinlich ist es ziemlich egal. Rechts von mir sehe ich, wie sich eine Gelbjacke aus dem Luftkampf löst und im Tiefflug über den Fluß auf uns zuschrammt. Ich drehe den Kopf ein wenig und rufe Ar-gent zu: »Ist das unsere Luftunterstützimg?«
    Ich spüre, wie er die Achseln zuckt, und höre ihn dann in sein Kehlkopfmikro murmeln. Wenn er sich mit dem Hubschrauber kurzschließen kann, ist der Fall erledigt. Der Otter hat zwar ein Maschinengewehr, aber die Art Lafette, auf der es montiert ist, eignet sich nicht dazu, die Waffe steil genug in den Himmel zu richten, um sie zu einem Flakgeschütz umzufunktionieren. Die Gelbjacke kann dem Otter eine Salve vor den Bug knallen und ihm befehlen zu stoppen. Wir holen das Boot ein, während der Hubschrauber alles überwacht, und dann heißt es game over.
    Das heißt, falls die Gelbjacke eine von unseren ist...
    Der Gedanke schießt mir mit jäher Plötzlichkeit durch den Kopf, und meine Eingeweide verknoten sich. Argent murmelt immer noch in sein Mikro, scheint aber nicht die Antwort zu bekommen, die er hören will. Der kleine Hubschrauber kommt näher, und er fliegt direkt hinter uns und nicht hinter dem Otter.
    Ich werfe mich nach rechts und reiße den Watersport in eine enge Kurve. Schieres Glück bewahrt uns davor, von einer Welle erwischt zu werden und abzufliegen. Das gleiche schiere Glück bewahrt Argent davor, mir die Arme abzureißen, als er sich wieder an meine Schultern klammert.
    Gerade noch rechtzeitig. Die Schnellfeuerkanone der Gelbjacke sprüht Funken, und der

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