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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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augenblicklich inne. Das Innere des Nightrunner ist ein Durcheinander aus zerschmettertem Verbundplastik, das an manchen Stellen noch raucht und schwelt. Jemand - offenbar die Burschen in dem Otter - hat eine Granate in das Boot geworfen. Die Sprengwirkung hat in der teilweise geschlossenen Kabine ausgereicht, den Rumpf aufzureißen, und das schlanke Boot sinkt bereits.
    Plötzlich steht Argent neben mir. »Und?« frage ich.
    Er schüttelt den Kopf, und durch das Helmvisier kann ich ein humorloses Lachen erkennen. »Es heißt, daß unsere Luftwaffe ›unabkömmlich‹ ist«, sagt er.
    Ich schaue nach oben. Die Luftschlacht tobt immer noch, aber jetzt sind nur noch ein halbes Dutzend Gelbjacken in der Luft. Ich verstehe, was er meint.
    Was ist mit der Wandjina? Ich suche den Himmel nach der Drone ab, finde sie aber nicht. Entweder ist sie irgendeiner Luftabwehr zum Opfer gefallen oder ihr Treibstoff ist verbraucht und man hat sie hereingeholt. Also auch in dieser Hinsicht Fehlanzeige.
    Drek! Der Otter ist zweihundert Meter weit entfernt und fährt nach Westen. Unsere beiden Riverines sind östlich von hier, außer Gefahr, aber auch außer Reichweite. Ohne Luftunterstützung und ohne funktionstüchtiges Boot werden die Wichser im Otter entkommen. Es sei denn...
    Mein Blick fällt auf die beiden Suzuki Watersports, die am nächsten Dock festgemacht sind. Warum nicht, zum Teufel? »Komm mit!« rufe ich Argent zu, und wir laufen hin.

30
    Das niedrige, schlanke Wasserfahrzeug sieht in etwa wie ein wassertüchtiges Kampfmotorrad aus und hat die gleiche Verkleidung und Hardpoint-Anordnimg wie eine Harley Electraglide 1000 in der Ausführung als gepanzertes Streifenmotorrad. Das grundlegende Design mag sich nicht sehr von meinem alten Bombardier WaveRunner unterscheiden, aber ebensogut könnte man sagen, Ravens Merlin unterscheidet sich nicht sehr von einem Eagle Kampfflugzeug, weil beide Flügel haben. Dieser Watersport - der in einem gemein aussehenden Schwarz gestrichen ist - hat eine ganz andere Geometrie. Tatsächlich ist alles viel schlanker und stromlinienförmiger als bei meinem alten Spielzeug. Sogar am Dock vertäut sieht er verdammt schnell aus.
    Schnell genug, um den Otter zu erwischen? Wir werden sehen.
    Ich werfe mir mein Sturmgewehr über die Schulter und schwinge mich auf den Watersport. »Spring auf«, sage ich zu Argent, während ich nach dem Anlasser suche.
    »Auf dieses Ding?«
    Bei jeder anderen Gelegenheit hätte ich mich über seinen Gesichtsausdruck halb totgelacht. Jetzt nicht. »Sag jetzt nicht, du hast Angst, auf den verdammten Schlitten zu steigen«, knurre ich.
    Der Runner hat sich immer noch nicht von der Stelle gerührt. »Weißt du, wie man so ein Ding fährt?«
    »Natürlich weiß ich das«, schnappe ich. »Und jetzt spring endlich auf, verdammt!«
    Ich höre ihn seufzen, und er schultert seine Kanone. Das Heck des Watersport sinkt beunruhigend tief ins Wasser, als er sich sachte auf den hinteren Teil der Sitzbank niederläßt. »Neben dem Sitz müßten Hand-griffe sein«, sage ich, ohne mich umzudrehen. Während er nach ihnen sucht, begutachte ich das Armaturenbrett. Ganz anders als bei meinem alten WaveRun-ner, das kann ich Ihnen sagen. Dieses Ding hat Instrumente, um Himmels willen - Tachometer, Öldruckmesser, Temperatur- und Treibstoffanzeige. Bei meinem alten Spielzeug bestand die einzige Möglichkeit, die Geschwindigkeit zu messen, darin abzuschätzen, wie stark man durchgeschüttelt wurde, wenn man eine Welle traf, und daß der Treibstoff zur Neige ging, ließ sich auch nur feststellen, wenn der Motor anfing zu stottern. Zumindest stimmen Lenkung und Gaszug überein. Ich muß nur daran denken, die Finger von den Feuerknöpfen für die beiden mittelschweren Maschinengewehre zu lassen, bis ich mich wieder eingewöhnt habe.
    Ich drücke auf den Anlasser, und der Motor kommt sofort, ein glattes, turbinenartiges Heulen unter meinem Hintern. Ich werfe einen Blick auf die Instrumente - alles im grünen Bereich - Tank fast voll - und überzeuge mich noch einmal, daß ich alle Halteleinen losgemacht habe.
    »Halt dich fest«, sage ich zu Argent, und ich drehe am Gasgriff.
    Zu stark. Der Watersport schießt so abrupt vorwärts, daß mir fast der Kopf vom Hals gerissen wird. Ich halte mich krampfhaft an den Griffen fest, um nicht heruntergeschleudert zu werden, und ein Finger drückt auf einen Abzug. Das rechte MG hämmert eine kurze Salve hinaus und besorgt es dem anderen Watersport, der ein

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