Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
Vom Netzwerk:
wo es besser ist.« Sie sagte es so leise, dass ich sie kaum verstehen konnte, als würden sich die Worte nur widerstrebend von ihren Lippen lösen. »Ins Gelobte Land.«
    »Ach ja, Zion. Jenseits des Wassers.«
    Sofort tat es mir leid, dass ich mich über sie lustig gemacht hatte. Sie sank noch tiefer in ihren Sitz, kniff die Augen zusammen und ließ ihren Tränen freien Lauf. Dabei gab sie kaum einen Laut von sich. Aber irgendwie machte das alles nur noch schlimmer.
    »Die restlichen Bilder«, erinnerte ich sie, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Außerdem – abgemacht ist abgemacht.
    »Also schön.« Zee versuchte, sich zu räuspern. Sie streckte mir die offene Tasche entgegen, und ich wühlte in dem Bilderhaufen herum: der Himmel, Frosts Stahlhaus, Zees Mutter, Sal. Sogar von mir gab es Bilder, wie ich den Waldboden baute.
    Aber das war alles.
    Fassungslos starrte ich sie an.
    »Scheiß drauf«, meinte sie. »Ist nicht meine Schuld.«
    »Scheiß drauf? Du kannst mich mal! Du hast mich für nichts und wieder nichts hier rausgescheucht!«
    »Mehr habe ich nicht. Das war Crows Kamera.«
    »Und was ist mit den Bäumen?«
    »Das Bild war in der Kamera. Crow hat sie repariert, und dann hat sie es ausgespuckt. Gibst du es mir jetzt zurück?«
    »Was glaubst du wohl?«
    Sie drehte sich weg und unterdrückte ein Husten. »Hast du was zu lesen?«
    »Warum?«
    »Weil ich gerade ziemlich aufgeregt bin, und dann lese ich immer.«
    »Klingt toll.« Wahrscheinlich hatte es keinen Sinn, wütend auf sie zu sein, aber ich kochte innerlich. Die irre Tussi jagte mich hier raus, und wofür? Und wen sollte ich jetzt zu diesem Bild befragen? Zu meinem alten Herrn, der entführt worden war, und zu den Bäumen, die eigentlich gar nicht existieren sollten?
    Ich warf eine Schachtel Popcorn nach Zee, startete den Motor und wendete den Wagen, um den langen Aufstieg hinter der Küste zu beginnen.
    »GenTech bringt nun schon seit über hundert Jahren Superfood auf den Tisch«, las Zee von der Schachtel ab, als könnten die Worte die Tränen und den Husten abstellen, als würden sie eine Geschichte erzählen, die sie beruhigen konnte. »In guten wie in schlechten Zeiten haben wir einen Weg gefunden, die Leute zu ernähren. Mais – das perfekte Abendessen.«
    »Genau«, murmelte ich. »Und Frühstück und Mittagessen noch dazu.«
    »Normalerweise lese ich Bücher«, erklärte Zee und wischte sich die Tränen ab. »Aus der Zeit, als es noch Gesetze und eine Regierung gab. Damals gab es ungefähr tausend Firmen, die Essen hergestellt haben.«
    Davon hatte ich schon gehört. Aber es klingt unlogisch – damals konnte sich doch jeder einfach seine eigene Nahrung anbauen.
    Zee schwieg eine Weile, schüttelte das Popcorn und starrte aus dem Fenster.
    »Und, wo warst du sonst noch?«, fragte sie schließlich.
    »Hier und da.«
    »Vega?«
    »Fast.«
    »Unten im Süden?«
    »Nicht an der Mauer, falls du das meinst.«
    »Und im Norden?«
    »Habe mal in Niagara Bäume gebaut.«
    »Und jenseits davon?«
    »Jenseits davon ist nichts mehr«, erklärte ich. »Nur Einöde, Lava und Qualm.«
    »Der Große Graben.«
    »So nennen sie es, ja.« Ich sah kurz zu ihr rüber. »Ich sage dir: Lass es gut sein. Nach der Dunkelheit ist nichts mehr gewachsen. Nichts außer Mais. Hast du schon mal eine Heuschrecke gesehen?«
    Zee schüttelte den Kopf.
    »Dann solltest du hoffen, dass das auch so bleibt«, sagte ich so überzeugt, als hätte ich schon welche gesehen. »Die reißen dir schneller die Haut ab, als du dich nass machen kannst.«
    »Dann ist Zion eben weit weg. Oder verborgen, an einem sicheren Ort.«
    »Werd erwachsen.« Warum konnte sie nicht damit aufhören?
    »Und wie erklärst du dir dann dieses Bild? Die Bäume und den klaren Himmel?«
    »Kann ich nicht erklären. Deshalb muss ich ja rausfinden, wie Crow an diese Kamera gekommen ist.«
    »Er hat sie von den Leuten bekommen, für die er früher gearbeitet hat.«
    »Als Wächter?«
    »Nein. Er hat früher für
die
gearbeitet. Für GenTech.«
    Bei ihr klang das so, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. Aber wie wird man vom Soljah zum GenTech-Agenten und endet dann als Wächter in den Steel Cities?
    Das ergab keinen Sinn. Niemand hasst GenTech mehr als die Soljahs.
    »Crow hat für GenTech gearbeitet?« Fassungslos starrte ich Zee an. »Bist du sicher?«
    Sie nahm einen Stapel Fotos und zeigte mir ihre Rückseite. Das violette Logo von GenTech.
    »Das hat nichts zu sagen«, wehrte

Weitere Kostenlose Bücher