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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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ich ab.
    »Stimmt«, nickte sie. »Hat es nicht. Seit ich die Brandung gesehen habe, nicht mehr. Sie sind verrückt, alle beide.«
    »Wer?«
    »Crow und Frost. Einer ist schlimmer als der andere. Ein Schiff bauen, das groß genug ist! Frost und seine dämlichen Koordinaten.«
    »Koordinaten?« Mein Fuß glitt vom Gaspedal, und ich lenkte den Wagen an den Straßenrand, wo er langsam ausrollte. Verblüfft sah ich zu ihr hinüber. »Was für Koordinaten?«
    »Deshalb arbeiten sie ja überhaupt zusammen, sie jagen gemeinsam nach dem Schatz. Crow ist schon seit Jahren auf der Suche. Das hat er wahrscheinlich auch für GenTech gemacht, Gerüchten nachjagen und Hinweise sammeln.«
    »Hinweise worauf?«
    »Auf die Bäume«, erklärte Zee und warf mir durch die Dunkelheit einen eindringlichen Blick zu. »Die letzten Bäume auf Erden.«

Kapitel 7
    U nd wenn er doch existiert? Der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Wenn er tatsächlich real war? Ein Ort, an dem noch etwas wuchs. Kein Foto, kein Trick, keine Wunschvorstellung. Bäume. Echte Bäume. So echt, dass die Leute nach ihnen suchten. Dass GenTech nach ihnen suchte. Und irgendwie war mein Vater da hineingeraten?
    Plötzlich musste ich an Frosts Haus denken, an mein Unterholz mit den quietschenden Rädchen. Wenn es dort draußen Bäume gab, deren Wurzeln sich in die Erde gruben und deren Äste weit hinaufreichten, was hatte es denn dann für einen Zweck gehabt, Wälder aus verbeulten Metallstücken zu bauen?
    Ich stieg aus dem Wagen. Muffiger, salziger Wind wehte von der Brandung herüber und peitschte den Staub auf. Mir war schlecht. Ich fühlte mich wie ausgekotzt. Und ich wünschte mir, ich könnte einfach nur schlafen. Mich ausknipsen, mich selbst zum Schweigen bringen. Aber hinter meinen geschlossenen Lidern sah ich immer nur das Gesicht meines alten Herrn.
    Frustriert trat ich gegen den Hinterreifen. Das ergab doch alles keinen Sinn, verdammt. Nichts davon. Und obwohl Pa auf dem Bild in Ketten lag, stieß es mir bitter auf, dass sich die Entführer nicht auch mich geschnappt hatten. Ich war einfach hier im Dreck zurückgeblieben, zusammen mit dem Abschaum und den Hungernden. Wieder trat ich gegen den Reifen. Dann knallte ich die Faust auf den Wagen und brach mir dabei fast die Hand.
    »Hör auf«, rief Zee und musterte mich über das Wagendach hinweg. »Wir müssen uns überlegen, was wir jetzt tun sollen.«
    »Was schon? Ich werde dich zurückbringen, das werde ich tun.«
    »Und dann?«
    Mein Blick wanderte zurück zur Küste. Dann sah ich nach Westen, wo das Erdreich so bröckelig war wie altes Maisbrot. Ich stellte mir ein Land vor, wo es von Wurzeln zusammengehalten wurde, wo es Feuerholz gab, kühlen Schatten und Schutz vor dem Wind. Und ich sah Pa vor mir, wie die Eisenketten ihn an den Baum fesselten. Warum? Was machte er da? Es spielte keine Rolle. Würde ich in Schwierigkeiten stecken, würde mein Dad sofort kommen, das wusste ich.
    »Wie lang hast du diese Kamera schon?«, fragte ich Zee.
    »Crow hat sie vor ein paar Monaten entdeckt.«
    »Und von wem hat er sie bekommen? Wie hieß derjenige?«
    »Ich weiß es nicht. Sollen wir ihn fragen?«
    »Wenn es sein muss, dann werde ich das.«
    Zee wollte etwas sagen, aber die Worte blieben ihr in der Kehle stecken, als ihr Körper ruckartig nach vorne geworfen wurde. Der Wagen machte einen Satz, die Erde stöhnte, und die Welt schien einen Riss zu bekommen.
    »Nein«, flüsterte ich und sah panisch zum Ozean.
    Zee schrie wie eine Sirene, aber ich brauchte keine weitere Warnung. Hastig riss ich die Wagentür auf, sprang auf den Fahrersitz und warf den Motor an. Die Erde knarrte und ballte sich unter uns zusammen.
    Die Straße sank um gute vier Meter ab.
    »Steig ein«, schrie ich und griff über den Sitz, um Zee in den Wagen zu ziehen. Gleichzeitig trat ich aufs Gas.
    Angespannt starrte ich in den Rückspiegel und sah, dass der Staub wie Rauch zum Himmel aufstieg. Wieder ertönte ein dumpfes Grollen, und der Wagen brach kurz aus, aber ich trat das Pedal durch und zwang ihn weiter. Zee kniete jetzt auf ihrem Sitz. Sie wandte sich hastig um, starrte durch das Heckfenster und sah gebannt zu, wie die Klippen hinter uns immer kleiner wurden. Jedes Mal, wenn die wütende Brandung wieder ein Stück Erde verschluckte, keuchte sie entsetzt auf.
    *
    Jahrelang waren die Klippen unverändert an ihrem Platz geblieben. Aber nun waren sie ausgehöhlt. Brüchig. Und die Welt fiel in sich zusammen.
    Zee schrie immer wieder schrill

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