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Der Eisplanet

Der Eisplanet

Titel: Der Eisplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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Ziegelstein.
    »Was halten Sie davon, Sir?« fragte Davison beklommen.
    »Das gleiche wie Sie. Ich bin kein Sprengexperte, aber das ist offensichtlich eine Art Haftladung. Niemand hätte sich die Mühe gemacht, hier eine Büchse mit Schokolade zu verstecken.«
    »Was sollen wir tun?«
    Idris überlegte. »Die Ladung dürfte reichen, um den Wulst zu zerstören, aber nicht das Schiff. Ohne Wulst können wir immer noch in eine Marskreisbahn gehen und dann eine Fähre benutzen ... Andererseits könnte es eine Möglichkeit geben, das Ding zu entfernen. Schlimm, daß wir nicht wissen, ob es mit einem Zeitzünder oder einem Kontaktauslöser funktioniert. Vielleicht beides ... Ich glaube, wir dürfen kein Risiko wagen. Wir schneiden das Landebein ab. Bei unserer gegenwärtigen Geschwindigkeit wird es mit der Ladung unschädlich aus dem Solsystem treiben.« Bitter lachte er auf. »Traurig, nicht wahr? Die einzige Botschaft, die wir jemals zu den Sternen senden, besteht aus einer scharfen Bombe.«
    »Mit Verlaub, Sir, das ist unwesentlich. Dem Mars kann sie nichts anhaben, an jedem anderen Ort wäre es gleichgültig, explodierte sie. Im Moment zählt nur, ob es uns gelingt, die Dag intakt zu halten. Es wäre eine jämmerliche Schande, müßten wir das Schiff in einer Kreisbahn zurücklassen, weil auf der Erde ein Idiot einen kleinlichen Racheakt beging.«
    »Was schlagen Sie vor, Leo?«
    »Die Ladung muß magnetisch haften. Sonst hätte keine Notwendigkeit bestanden, sie am Metall anzubringen. Ich kann sie abwerfen, Kapitän, und wir vergessen sie.«
    »Zu gefährlich. Eine Berührung könnte die Explosion auslösen.«
    »Hat die Ladung einen Zeitzünder, kann sie in der nächsten Minute losgehen, Sir. Das Landebein abzuschneiden, würde einige Stunden dauern.«
    »Damit müssen wir rechnen«, räumte Idris ein.
    »Aber das Risiko ist geringer. Vergeuden wir keine Zeit. Ich hole den Laser. Sobald ich mich in Schußposition befinde, kehren Sie zurück an Bord.«
    »Sir«, widersprach Davison, »als Ingenieur und Offizier ist es meine Pflicht ...«
    »Junge«, sagte Idris, »ich bin doppelt so alt wie Sie und Kapitän dieses Raumschiffs. Orlando speichert unsere Unterhaltung auf Band. Sie haben Ihre Befehle.«
    »Jawohl, Sir.«
    Schwerfällig drehte Idris sich um und machte sich auf den Rückweg über den Ringwulst. Seine Verbindungsleine rollte sich automatisch auf. Er hatte den Sockel von Stützbein eins wieder erreicht, als Davison sich nochmals meldete.
    »Idris, ich sage das für die Bandaufzeichnung – ich bin dabei, Ihre Befehle zu mißachten. Ich habe mein Brecheisen unter die Bombe zu schieben versucht. Sie läßt sich ein wenig anheben. Bekomme ich das Eisen tiefer darunter, habe ich die ganze Geschichte gleich erledigt. Wenn wir an Bord sind, können Sie mich der Meuterei bezichtigen, aber Sie werden mir einen anständigen Whisky erlauben müssen.«
    »Leo, lassen Sie ...«
    Idris blickte zurück über die Ringwulstwölbung. Es erübrigte sich, den Satz zu beenden. Er sah einen grellen Blitz. Die Titaniumbeschichtung des Heckwulstes übertrug die Erschütterung der Explosion auf seine Stiefel, und das dumpfe Rollen vibrierte durch seinen Helm. Es zerriß Davison. Langsam kreiselte der Körper heckwärts davon.
    Idris empfand Übelkeit, doch sich in einem Raumanzug zu erbrechen, war lebensgefährlich. Der Kapitän bekämpfte das Schwindelgefühl. Die rotierende Gestalt entfernte sich schnell, schraubte sich hinaus in die Unendlichkeit des Alls, war bald nur noch so groß wie ein heller Stern, verschwand vollends.
    Idris bemerkte, daß Orlando erregt nach ihm rief. »Kapitän! Kapitän Hamilton! Bitte antworten Sie! Hören Sie mich?«
    »Verzeihen Sie, Orlando. Ich bin etwas verstört. Leo ist tot.« Er spähte in die nachtschwarze Finsternis und schaltete die Helmlampe auf maximale Leistung. »Landebein drei ist deformiert, der Heckwulst aufgerissen. Einzelheiten erspare ich mir. Ich komme an Bord.«
    In seinen Augen standen Tränen, aber die Nullschwerkraft verhinderte, daß sie über seine Wangen liefen. Sie lagen wie ein Schleier über seinen Augäpfeln. Zornig schüttelte er den Kopf, um die Sicht zu klären. Ein paar winzige Tropfen verteilten sich in seinem Blickfeld. Er inhalierte einige davon und hustete. Nun, das war immerhin eine neuartige Erfahrung, sagte er sich grimmig, daß die eigenen Tränen zum Husten zwangen.
     
    Sie meldeten den Zwischenfall zum Mars, beendeten die zweite Durchsuchung des

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