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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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empfindsam gehalten, manchmal hatte er sich deswegen nicht einmal richtig dem elbischen Blut zugehörig gefühlt.
    Als hinter der Wand aus Nebel die unsägliche Pein aufkochte und wie ein loderndes Feuer durch seine Brust raste, ahnte er jedoch, dass diese Qual für ihn weitaus unerträglicher und grausamer war, als es einem gewöhnlichen Menschen beschieden gewesen wäre.
    Er zwang seine verklebten Augenlider auseinander. Er lag auf dem feuchten Kopfsteinpflaster, das Gesicht dicht neben der toten Ratte. Über ihm ragten die eckigen Schatten der baufälligen Häuser in die Höhe, schräg und schäbig und marode wie Zahnstümpfe im Maul eines greisen Bettlers. Irgendwo keuchte der Vulwoog. Waiko versuchte, einen Arm zu heben, die Kontrolle über die Situation zurückzugewinnen. Die unfassbaren Schmerzen in seinem Brustkorb nahmen ihm die Luft zum Atmen.
    Was war geschehen? Der Schattenmann hatte sich auf ihn zubewegt … und dann hatte ihn ein Gewicht getroffen, ein Gewicht, nicht von außen, sondern von innen, etwas Schweres, Unsichtbares hatte sein Elbenherz berührt und zum Stocken gebracht …
    Verbotene Thaumaturgie und unaussprechliche Perversion, flüsterte es in seinem kollabierenden Verstand.
    Die verbotene Thaumaturgie hatte er zu spüren bekommen.
    Jetzt kam die Perversion.
    Der Mann aus dem Vulwoog ragte wie ein finsteres Mahnmal vor ihm auf. Waiko vernahm ein Geräusch wie von einer metallenen Klinge auf Stein, dann ein Geräusch, als zerquetsche man eine überreife Tomate mit der Hand. Der Schmerz formierte sich zu einer massiven Mauer, einer Mauer, an der sein Verstand zu zerschellen drohte wie ein außer Kontrolle geratener Vulwoog, der führerlos gegen ein Bergmassiv kracht.
    Ein gespenstisch weißes Gesicht schob sich in sein Sichtfeld.
    »Ihr Monopol wird fallen«, flüsterte der Mann mit dem Umhang jemandem zu, der sich außerhalb von Waikos Gesichtsfeld befinden musste. Dann verschwand er zwischen seinen Beinen.
    Sekunden später explodierte etwas Bestialisches in ihm, ergoss sich durch Waikos Adern, strömte in seinen Magen, in seine Brust, wo sein Herz aufgab und vor der alles verzehrenden Qual kapitulierte.
    Aber der Schmerz starb nicht! Im Gegenteil, er jagte auf einem Hitzefloß weiter stromaufwärts, brüllte in seinem Kopf. Seine Augen traten aus ihren Höhlen. Waiko versuchte zu schreien, doch noch während die brackige Luft von Foggats Pfuhl in seine kollabierenden Lungen strömte, wusste er, dass dieser Schmerz das Letzte war, was er in seinem erbärmlichen Leben empfinden würde. Ein einziger Trost blieb ihm auf dem Höhepunkt der Pein: die Gewissheit, dass sein Gehirn und damit all seine Empfindungen in wenigen Sekundenbruchteilen ein für alle Mal aussetzen würden. Er würde die furchtbare Hitze in seinen sterblichen Überresten hinter sich lassen, weit hinter sich, bald, bald wäre es vorbei, bald …
    Es war nicht bald vorbei.

_____
    SINK
     
1
     
     
    Es war noch früh am Morgen, zumindest aus Sicht eines frisch rasierten Trolls, den der Durst auf die Straße getrieben hat.
    Ohne Eile schlenderte Jorge die verschlafenen, nach verschüttetem Wein riechenden Straßen des Fassviertels entlang und pfiff ein Liedchen. Nur wenige Passanten kamen ihm entgegen, und diese sahen kaum anders aus, als man es von Zechern nach einer langen Nacht erwartet hätte – verquollene Gesichter, blutunterlaufene Augen, die eine oder andere Gesichtsverletzung. Die meisten Fußgänger mieden seinen Blick, wechselten sogar die Straßenseite, sobald sie ihn sahen. Jedermann wusste, dass man einem Troll – insbesondere am Morgen – am besten aus dem Weg ging. Da halfen auch Jorges makellose Rasur, seine dezente Kleidung aus grobem schwarzem Leder, sein schlendernder Gang und das heitere Liedchen nichts. Ob Mensch, Elb oder Zwerg, man erkannte ihn. Jorge überragte alle anderen um mindestens zwei Köpfe, ein vor Kraft strotzender Berg aus Muskeln, Fett und unkalkulierbaren Launen.
    Das Fassviertel bestand fast ausschließlich aus Kneipen und Gaststätten. Anders als der Pfuhl bezog es seinen fragwürdigen Ruf allerdings nicht aus einem Übermaß an Kriminalität, sondern eher aus den häufigen Tumulten, die mit dem hemmungslosen Alkoholkonsum seiner Besucher einhergingen.
    Jorges zielloser Blick fiel auf ein dunkelbraunes Holzschild, das über dem Eingang einer Schenke baumelte. Ein lachendes Skelett mit einem Bierkrug war darauf abgebildet, darunter stand der Name des Ladens: Zum Entbeinten. Leise

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