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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Rem und Rom nichts außer dieser Farbe, während sie lautlos durch die Luft glitten. Apis saß neben Eldene, die sich eng an ihn drückte, auf einem kalten, von Mollusken überkrusteten Stein und fragte sich, ob er sich jemals an die Sonnenauf- und -Untergänge dieses Planeten gewöhnen würde – und hoffte, dass das nicht geschah. Dann richtete er den Blick auf das näher kommende Fahrzeug, das die beiden Kriegsdrohnen bewachten.
    »Ich frage mich, ob sie den Brutplatz gefunden hat«, sagte Eldene.
    »Ich bezweifle, dass sie genug Zeit dazu hatte.«
    Sie sahen, wie der Geländewagen aus dem Gras hervorkam und auf eine Schneise aus schwarzem Wegerich einbog – ein Hintergrund, vor dem die auf dem Wagen verspritzten bunten Pollen wie eine seltsame Tarnung wirkten.
    »Hier kommen die anderen«, sagte Eldene und rückte noch näher an ihn heran, damit er den Arm um sie legte. Er tat ihr den Gefallen und blickte zur Seite, zu dem Lager hinüber, von dem aus sich Lellan und Fethan näherten. Lellan war hier schon lange im Grunde eine Diktatorin.
    »Eine sehr ähnliche Technik«, stellte Lellan fest.
    »Sehr ähnlich«, pflichtete ihr Mika bei, »obwohl die Raptoren nicht dazu gedacht waren, sich fortzupflanzen.«
    »Verzeihung?«, fragte Lellan.
    Mika warf einen Blick auf Narbengesicht. »Oh ja, die hiesige Drachenmänner-Bevölkerung wird wachsen – und ich denke, das könnte sich als gute Sache erweisen.«
    »Deine Idee von einer guten Sache könnte konträr zu den Auffassungen anderer liegen«, brummte Thorn.
    Wenig später erreichten sie das Landungsboot, und während Apis auf die offene Tür und die ausgeklappte Rampe starrte, konnte er ein Schaudern nicht unterdrücken. Auch er hatte schon gesehen, wie Polis- und Dschaina-Technik mit dem verstümmelten Calloraptor verschmolzen war, und so blieben er und Eldene mit den Übrigen zurück, während Mika Thorn und Gant an Bord folgte. Apis lauschte dem schmerzhaften Zischen der Kreatur dort drin und ihrem nutzlosen Kampf darum, dem einprogrammierten Angriffsinstinkt zu folgen. Wenig später erfüllten die chromgrünen Schweißbrennerblitze der APWs von Gant und Thorn das Boot, gefolgt von einem Rauschen, als atmete eine Riesenschlange aus, dann Stille. Mit grimmigen Gesichtern stiegen Gant und Thorn wieder aus, und selbst Mikas ewige Neugier schien einen Dämpfer erhalten zu haben.
    Mika nickte vor sich hin und sagte: »Drachenmänner … eigentlich jeden von ihnen. Ich denke, wir brauchen alle Bundesgenossen, die wir kriegen können.« Sie deutete hinter sich in das Shuttle. »Die Katze ist aus dem Sack, und ich denke, niemand wird sie wieder hineinstopfen können.«
    Apis wusste, dass sie damit nicht die eigentliche Kreatur meinte, sondern die Technologie, die sie verkörperte.
    Eine Frau tanzte im Weltraum, umhüllt von transparentem weißem Stoff. Eine schärfere Einstellung zeigte, dass sie, aus dem Schatten eines zertrümmerten Habitats hervorgeschwebt war und gerade die letzten Körperflüssigkeiten aus dem Leib strömten und verbrodelten. Der silberhaarige Mann nahm die Scharfeinstellung zurück, ehe das Kind auf seinem Knie auf die Idee kam, ihm eine Frage nach diesem Bild zu stellen. Während er aus der Distanz die zerstörten Leichen betrachtete, die das Vakuum vertrocknet und in rotierende Holzstatuen verwandelt hatte, und auch die zu grotesken Barockformen zerschmolzenen Habitate, wurde sein Gesicht eiskalt.
    Der Junge streckte eine pummelige Hand zum Bildschirm aus. »Tot?«, fragte er mit großen Augen.
    »Oh ja«, antwortete der Mann. »Ganz gewiss.« Er unterbrach sich einen Augenblick lang und erklärte dann in bitterem Ton: »Siehst du, das ist es, was man einen kadmeischen Sieg nennt.«
    Der Junge nahm die Hand zurück und steckte sich einen Finger in den Mund, während er auf den Bildschirm starrte. Einen Augenblick später wanderte seine Aufmerksamkeit zu den Spielsachen, die auf dem Boden herumlagen.
    Unvermittelt drehte er sich wieder zu dem Mann um. »Eine Geschichte?«
    Als er damit keine Reaktion erzielte, zappelte der Junge herum. Schließlich griff der Mann nach dem Geschichtenbuch auf dem Stuhl neben ihm. Er öffnete es und betrachtete eine Heroyne, die im beschädigten Speichermaterial der Seite in einer Endlosschleife gefangen war und immer wieder dieselbe priesterliche Gestalt herunterschluckte. Er klappte das Buch zu und blickte wieder auf den Hauptbildschirm.
    Mit starrem Blick, die Augen hart wie Nadelköpfe, erzählte der Mann:

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