Der Erbe Dschainas
draußen. Sie seufzte, zog die gepanzerten Handschuhe an und watete in den Teich, wobei sie die Matte aus Seidenpflanzen und Algen niedertrat, die sich zerwühlt am Wasserrand entlangzog. Die Haken und Legebohrer der Squerme knirschten an ihren Wasserstiefeln. Kaum hatte sie das tote Tier in den Haken des Greifers, ließ sie die Stange beinahe fallen, als ein lebendiger Squerm neben ihr aus dem Wasser stieg und seine glasigen Haken nur einen Meter vor ihrem Gesicht aufblitzten. Sie versetzte der Kreatur einen Rückhandschlag, sodass sie ins Wasser zurückfiel; dann drückte Eldene den Auslöser des Stangengreifers, schloss damit die Haken um das tote Exemplar, drehte sich um und stapfte wieder aus dem Teich, wobei sie das Tier hinter sich herzog. Sobald sie wieder am Ufer zwischen dem wilden Rhabarber und den Flötengrasbüscheln stand, hielt sie inne und schluckte Galle – ihr war schlecht vor Angst und von der Schwäche, die aus dem konstanten Blutverlust durch den Skole resultierte. Sobald sie den toten Squerm auf einen Flecken Moos neben dem Weg geworfen hatte, hob sie den Futterkorb wieder auf und ging zum nächsten Teich weiter. Den Kadaver würde sie auf dem Rückweg mitnehmen, zusammen mit anderen seiner Art, sobald sie ihre Ladung Fleischflocken in den zwanzig Teichen verteilt hatte, an denen ihre Runde entlangführte.
Während sich Eldene zum nächsten Teich schleppte, blickte sie zu den am Himmel glitzernden Satelliten hinauf und versuchte daran zu glauben, dass hinter ihnen Wunder lagen und jene scheinbar magischen Welten, die man ihr geschildert hatte – aber es fiel ihr schwer, irgendetwas hinter diesem Metall im Orbit zu entdecken, das genauso gut die Gitterstäbe eines Gefängnisses hätte darstellen können.
Die Outlink-Stationen lagen auf der Oberfläche einer sich zuzeiten ausdehnenden, zuzeiten schrumpfenden Sphäre, die für das Gebiet der Menschen-Polis stand. Sie markierten die Grenze, hinter der die Regierungsgewalt der KIs und die Gesetze der Polis nicht mehr bestanden. Zum größten Teil verlief diese Grenze durch intergalaktischen Raum, aber an jenem Rand, der zum Zentrum der Milchstraße wies, nahm die Sternendichte zu und war die Grenze nach wie vor im Fluss, während Planeten von der Polis absorbiert wurden oder wieder von ihr abfielen. Hier breitete sich eine Pufferzone menschlicher Okkupation aus, hinter der zahllose unerforschte Sonnensysteme lagen, zu denen sich zwar schon Menschen vorgewagt hatten, wo aber harte Fakten in seltsame Geschichten und Mythen hinüberspielten.
Jede Station hatte ihren eigenen Charakter, ihre eigene Gestalt und ihre eigene typische Gesellschaftsform. Im Verlauf der Jahrhunderte waren bessere Werkstoffe und Herstellungsverfahren entwickelt worden – und hatten sich Moden verändert. Manche Stationen waren kugelförmig, andere eiförmig, und wieder andere glichen stetig wachsenden Pfeilen. Station Miranda wies die Form eines Getreidehalms auf, mit Anlagerungen, die sich gleich Pilzen über die acht Kilometer Länge ausdehnten – Anbauten, die im Verlauf der langen Geschichte dieser Station entstanden waren –, und wer dort lebte, dem war die kurzlebige Runcible-Kultur fremd.
Apis Coolant war ein besonders exotischer Vertreter seiner Art. Er war so dünn und verfügte über so wenig Muskeln, dass er in einer Schwerkraft von mehr als einem Viertel der Erdnorm zusammengebrochen wäre, als bestünde er aus Zuckerstangen und Seidenpapier. Er ging den Runcible-Reisenden aus dem Weg, die sich überwiegend in den Ein-g-Zonen aufhielten – für ihn tödlich –, denn selbst ein freundlicher Klaps auf den Rücken, den ihm ein normaler Erdenbürger oder ein annähernd gleich starker Mensch versetzt hätte, hätte ihm das Rückgrat gebrochen. Diese Isolation machte ihm nichts aus: er liebte die warme elektrische Atmosphäre der Station, wie sie in der Nähe der Schubfeldgeneratoren herrschte, wie er auch die Gesellschaft seines eigenen haarlosen, vielfarbigen Menschenschlages bevorzugte. Die Station war allerdings nicht klein, und weiter hinten, unweit der Fusionstriebwerke, hatte Apis Verwandte – die er jedoch nie besuchte. Sie waren seltsam.
Der Coolant-Clan befasste sich überwiegend mit Wartungsarbeiten, und sie benötigten zu niemandem Kontakt außer zu Miranda, der KI, die die Station und ihr Runcible steuerte. Dieser KI legten sie ihre Anträge auf Ausrüstung vor, auf Chemikalien für ihre Schwebegärten und Getreidezylinder sowie auf
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