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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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laut und ohne Fröhlichkeit. »Sehen Sie, ich kenne die Leute doch kaum. Natürlich gibt es welche, die jedes Jahr wiederkommen, aber auch die immer nur für wenige Wochen.«
    »Also nein?«, fragte Bert.
    Kalmer beugte sich vor. Seine dunklen Augen glänzten, als hätte er Fieber. Das war Bert schon beim ersten Besuch aufgefallen. Dieser Mann schien ständig unter Dampf zu stehen.
    »Ja. Nein.« Er hob die Hände. »Gibt es für Sie nur Schwarz und Weiߟ? So überhaupt nichts dazwischen?«
    Wäre er Bert nicht von Anfang an unsympathisch gewesen, mit dieser Bemerkung hätte er es geschafft. »Also vielleicht?«
    »Sie machen sich über mich lustig.« Kalmer lehnte sich zurück und verschränkte die kräftigen Arme vor der Brust. Sie waren stark behaart. ߜber das rechte Handgelenk zog sich eine dicke Narbe.
    »Nichts liegt mir ferner. Ich versuche lediglich, präzise zu sein.«
    Jetzt hatte er Kalmer gegen sich aufgebracht. Er beobachtete, wie sich die Gelassenheit des Bauern in Wut verwandelte. »Finden Sie es eigentlich in Ordnung, dass jede Straftat in der Gegend die Polizei zuallererst auf meinen Hof führt?«
    Bert schwieg. Nur so löste man dem Gegenüber die Zunge.
    »Die Leute, die für mich arbeiten, sind fleiߟig und ausdauernd, was man von den Einheimischen nicht unbedingt behaupten kann. Sie arbeiten zuverlässig. Ihr Privatleben geht mich nichts an.«
    Bert sagte noch immer nichts.
    »Es gibt unter ihnen Reibereien, klar. Aber die gibt es hinter jeder verdammten Haustür in diesem verdammten Dorf. Verstehen Sie? Meine Arbeiter passen vielleicht nicht ins Raster der Wohlanständigkeit. Sie sind Vagabunden. Manche lehnen es ab, in einem Bett zu schlafen, und kampieren lieber in der Scheune.« Er starrte Bert herausfordernd an. »Na und? Macht sie das automatisch zu Verbrechern?«
    Warum, dachte Bert, mag ich diesen Mann nicht? Das, was er sagt, spricht mir doch aus der Seele.
    »Natürlich nicht«, stimmte er zu.
    »Was wollen Sie dann hier? Sie haben doch längst alle befragt. Gibt es neue Erkenntnisse, die Sie zu mir führen?«
    »Sie verstehen, wenn ich mich dazu nicht äuߟern kann.«
    Bert merkte selbst, wie glatt er war.
    Manchmal hasste er sich für das, was er den Leuten präsentierte. Manchmal wünschte er sich, er könnte in solchen Gesprächen die Haut des Polizisten abstreifen und er selbst sein.
    Was käme unter der Haut des Polizisten wohl zum Vorschein?, dachte er.
    Er lieߟ sich die Namen der Männer geben, die vorzeitig abgereist waren. In ziemlicher Hast, wie der Bauer widerwillig zugegeben hatte. Dann trank er sein Glas aus und stand auf.
    Kalmer begleitete ihn zu seinem Wagen und sah ihm nach, wie er vom Hof fuhr.
    Er ist froh, dass ich verschwinde, dachte Bert. Er fragte sich, wann es zum letzten Mal vorgekommen war, dass sein Erscheinen als Polizist bei jemandem Freude ausgelöst hatte.
    Imke Thalheim.
    Sofort war ihm leichter zumute. Er drehte das Radio lauter und steuerte Bröhl an, um sich mit den Mädchen zu unterhalten. Nicht nur, weil er es Imke Thalheim versprochen hatte, sondern auch, weil er die beiden auf keinen Fall aus den Augen verlieren durfte.
     
    Der dunkle Wagen fuhr wieder weg. Die Erleichterung breitete sich wie eine Welle in Georgs Körper aus.
    Ich muss aufpassen, dachte er. Wenn ich mich in irgendwelche ߄ngste reinsteigere, macht mich das verwundbar.
    Das wollte er nie mehr sein, verwundbar.
    Georg, der Drachentöter.
    Seine Hände zitterten. Ganz leicht nur, aber sie zitterten.
    Er atmete tief ein und langsam wieder aus.
    Das hatte noch immer geholfen.
    Ein. Aus. Ein. Aus.
    Fast hätte er angefangen zu beten.
     

Kapitel 15
    Alle erkannten Caro wieder, aber keiner auߟer Anita hatte sie jemals mit einem anderen als Gil oder ihren früheren Freunden gesehen. Manche waren sich nicht sicher. Sie schwankten und wollten sich dann doch nicht festlegen.
    Wenn wir bloߟ ein Foto von der Beerdigung gehabt hätten - vielleicht hätte jemand den Mann wieder erkannt. Daran, dass er Caro auf ihrem letzten Weg begleitet hatte, zweifelte ich keinen Augenblick. Falls er unschuldig war.
    Ich hoffte es. Ich musste ihn unbedingt kennen lernen. Weil er Caro geliebt hatte. Ihr nah gekommen war. Wie Merle und ich.
     
    hallo

schwarzer mann

gehörst der dunkelheit

nicht mir

hallo

liebster

du

tauch

mit mir

ins licht
     
    Welches Geheimnis hatte er? Warum hielt er sich verborgen? Was hatte ihn dazu gebracht, Caro in diesem Käfig der Verschwiegenheit zu

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