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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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kam ihr im Augenblick denkbar ungelegen. Aber sie brachte es nicht fertig, den Ruf zu ignorieren. Seit Jette nicht mehr bei ihr lebte, wurde sie verrückt bei dem Gedanken, in einem Notfall für ihre Tochter nicht erreichbar zu sein.
    Oft schon hatte sie sich überlegt, eine Sekretärin einzustellen oder, noch besser, einen Sekretär. Aber dann war sie doch immer davor zurückgeschreckt, weil sie bereits die bloߟe Vorstellung, einen fremden Menschen im Haus zu wissen, als störend empfand.
    An Frau Bergerhausen, ihre Putzhilfe, hatte sie sich noch immer nicht gewöhnt. Es brachte ihre Gedanken durcheinander, sie in den Zimmern rumoren zu hören. Und singen. Frau Bergerhausen liebte es, Arien aus Opern und Operetten zu schmettern, von denen sie unglaublich viele auswendig kannte. Nach einer Reihe von Gesprächen hatte Frau Bergerhausen sich bereit erklärt, zumindest die Lautstärke ihrer Darbietungen zu drosseln. Obwohl das ihren Genuss beim Singen beträchtlich schmälerte, wie sie immer wieder betonte.
    Imke sicherte ihren Text und griff nach dem Telefon. »Thalheim?«
    »Lilo Kahnweiler. Guten Tag, Frau Thalheim. Ich bin Leiterin der Stadtbücherei in Rellinghausen und würde Sie gern zu einer Lesung einladen. Wir veranstalten jedes Jahr eine Literaturwoche und da möchte ich diesmal...«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, Frau...«
    »Kahnweiler.«
    »... Frau Kahnweiler, ja. Mit der Organisation meiner Lesereisen habe ich nichts zu tun. Wenden Sie sich doch bitte an meine Agentin. Die ist dafür zuständig.«
    Die Dame war hartnäckig und nicht so leicht bereit, ihre Felle schwimmen zu lassen. Wenn sie doch nun schon einmal miteinander sprächen, meinte sie, könne Imke ihr doch die notwendigen Informationen sofort geben, ohne sie auf langwierige Verhandlungen mit der Agentin zu vertrösten. Es gab ein unerfreuliches Hin und Her. Imke beendete das Gespräch fast schon unhöflich und wandte sich seufzend wieder ihrem Computer zu.
    Der Verlag verwies jeden, der etwas von ihr wollte, an ihre Agentin. Doch es gab immer wieder welche, die den Weg umgehen oder abkürzen wollten. Es war Imke ein Rätsel, wie diese Leute an ihre Nummer kamen.
    Der Ruhm hat seinen Preis
, tippte sie und starrte den Satz an, als könnte er das Leben erklären.
    Wie lange hatte sie sich gewünscht, bekannt zu werden. Und dann war es ganz plötzlich wahr geworden. Mit dem ersten Buch, das sie ohne literarische Ambitionen, aus reiner Lust geschrieben hatte. 
Der Tag wird kommen
. Ein Psychokrimi, der von der Kritik bejubelt und gefeiert wurde.
    Plötzlich war ihr Name in aller Munde gewesen. Ihr Terminkalender explodierte. Lesungen. Podiumsdiskussionen. Interviews. Rundfunksendungen. Talkshows im Fernsehen.
    Imke Thalheim. Mit einem Mal war ihr der Name vorgekommen wie der einer Fremden. Sie selbst war sich vorgekommen wie eine Besucherin in ihrem eigenen Körper. Es ging nicht um sie. Es ging um die Person, die diesen Namen trug.
    Um die Erfolgsautorin, mit der sie innerlich nicht Schritt halten konnte. Denn sie war immer noch die Imke Thalheim, die Morgen für Morgen diszipliniert ihre Seiten schrieb, mittags für die Tochter kochte, nachmittags den Bürokram und die Gartenarbeit erledigte, gegen Abend einkaufte und dann die Wäsche machte, bügelte, aufräumte und vielleicht noch Zeit fand, ein paar Seiten in einem Buch zu lesen.
    Das alles hatte sich geändert. Und inzwischen hatte sie selbst sich verändert.
    Ihre Agentin schirmte sie ab, so gut sie konnte. Und Frau Bergerhausen war längst nicht mehr nur eine Putzhilfe. Sie erledigte auch die anfallenden Hausarbeiten wie Kochen, Bügeln, Einkaufen, Unkrautjäten, wenn es sich als notwendig erwies.
    Imke Thalheim hatte nur noch eines zu tun - zu schreiben.
    Und genau das machte sie fertig. Sie konnte nicht auf Knopfdruck Geschichten produzieren. Sie brauchte den Alltag mit all seinen Unterbrechungen. Um wieder aufzutanken. Woher sollte sie ihre Einfälle nehmen, wenn nicht aus dem Leben?
    Auf störende Anrufe konnte sie verzichten. Aber auf all das andere nicht. Vor allem nicht auf Jette.
    Das Haus war so groߟ. So leer. Und still. Die Katzen konnten daran nichts ändern. Möglicherweise hätte ein Hund das geschafft, aber Imke war zu oft unterwegs. Das konnte sie einem Hund nicht zumuten.
    Sie löschte den Satz, der nicht in das Manuskript gehörte, rückte sich auf dem Stuhl zurecht und begann zu schreiben.
    Der Körper des Mädchens wurde in einem kleinen Wald

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