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Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee

Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee

Titel: Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K. LeGuin
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legte ihre Hände auf den Stein, die menschliche Hand und die verbrannte Klaue, griff ihn so gut sie konnte und rüttelte mit aller Kraft an ihm. Der Stein bewegte sich ein wenig, dann, beim zweiten Versuch, noch ein wenig mehr. »Jetzt schieben!«, sagte sie, und gemeinsam schoben sie ihn langsam von der Stelle. Er schrammte hart über den Stein unter ihm, bis er schließlich herunterfiel und mit einem dumpfen Schlag auf der anderen Seite der Mauer landete.
    Der nächste Stein war kleiner; mit vereinten Kräften hoben sie ihn hoch und ließen ihn auf ihrer Seite der Mauer in den Staub fallen.
    Ein Zittern lief durch den Boden unter ihren Füßen. Kleinere Steine in der Mauer begannen zu rieseln und zu prasseln. Und mit einem lang gezogenen Seufzer rückten die Massen der Toten näher an die Mauer heran.
     
    Der Formgeber stand plötzlich auf und horchte. Laub wehte über die Lichtung, und die Bäume des Hains bogen sich und zitterten wie unter einem heftigen Wind, aber die Luft war still.
    »Jetzt verändert es sich«, sagte er und schritt von ihnen weg in die Dunkelheit unter den Bäumen.
    Der Gebieter, der Türwächter und Seppel erhoben sich und folgten hurtig und schweigend. Spiel und Onyx gingen langsam hinter ihnen her.
    Lebannen stand auf. Er war ein paar Schritte von den anderen entfernt, stockte einen Augenblick und eilte dann hastig über die Lichtung zu dem niedrigen Haus aus Stein und Gras. »Irian«, sagte er und duckte sich in den dunklen Türeingang. »Irian, wollt Ihr mich mitnehmen?«
    Sie trat aus dem Haus. Sie lächelte, und eine Art feuriger Glanz umgab sie. »Dann kommt, schnell«, sagte sie und ergriff seine Hand. Ihre Hand brannte wie eine glühende Kohle, als sie ihn in den anderen Wind hob.
    Nach einer kurzen Weile trat Seserakh aus dem Haus ins Sternenlicht, und hinter ihr kam Tenar. Sie hielten inne und schauten sich um. Nichts regte sich; die Bäume waren wieder still.
    »Sie sind alle fort«, flüsterte Seserakh. »Auf dem Drachenpfad.«
    Sie tat einen Schritt vorwärts und spähte in die Dunkelheit.
    »Was sollen wir tun, Tenar?«
    »Das Haus bewachen«, sagte Tenar.
    »Oh!«, flüsterte Seserakh und fiel auf die Knie. Sie hatte Lebannen in der Nähe der Tür liegen sehen, mit dem Gesicht nach unten. »Er ist nicht tot, glaube ich ... Oh, mein lieber Herr König, geht nicht weg! Nicht sterben!«
    »Er ist bei ihnen. Bleib bei ihm. Halte ihn warm. Hüte das Haus, Seserakh«, sagte Tenar. Sie ging zu Erle, der auf dem Rücken lag und mit leerem Blick zu den Sternen starrte. Sie setzte sich neben ihn und legte ihre Hand auf seine. Sie wartete.
     
    Erle konnte den großen Stein, auf dem seine Hände lagen, kaum vom Fleck bewegen, aber dann war plötzlich der Gebieter neben ihm, stemmte sich mit der Schulter dagegen und sagte: »Jetzt!« Mit vereinten Kräften drückten sie gegen den Stein, bis er über den Rand der Mauer kippte und mit dem gleichen dumpfen Schlag auf der anderen Seite zu Boden fiel.
    Andere waren jetzt bei ihm und Tehanu, rüttelten und zerrten an den Steinen, stießen sie über den Rand der Mauer. Erle sah, wie seine Hände für einen Augenblick Schatten warfen, als ein rotes, flackerndes Licht von der Seite auf sie fiel. Orm Irian, die wieder die Gestalt angenommen hatte, in der er sie zum ersten Mal gesehen hatte, die Gestalt eines riesigen Drachen, stieß ihren feurigen Odem aus, als sie einen schweren, tief im Erdboden verankerten Felsbrocken aus der untersten Steinreihe wegzuwälzen versuchte. Ihre Krallen schlugen Funken, ihr stachelbewehrter Rücken wölbte sich, und schließlich löste sich der Felsbrocken aus dem Erdboden und rollte den Hang hinunter, eine riesige Bresche in die Mauer schlagend.
    Ein gewaltiger, doch leiser Schrei erhob sich unter den Schatten auf der anderen Seite, vergleichbar dem Geräusch des Meeres, das gegen eine ausgehöhlte Küste brandet. Ihre Dunkelheit schwappte gegen die Mauer. Aber als Erle den Blick nach oben richtete, sah er, dass es nicht länger dunkel war. Licht bewegte sich an jenem Himmel, an dem die Sterne sich nie bewegt hatten, blitzende Feuerfunken fern im dunklen Westen.
    »Kalessin!«
    Das war Tehanus Stimme. Er blickte zu ihr. Sie starrte nach oben, nach Westen. Sie hatte kein Auge für die Erde.
    Sie reckte die Arme hoch. Feuer züngelte an ihren Händen und Armen empor, in ihr Haar, umhüllte ihr Gesicht und ihren Körper, loderte empor, formte sich zu riesigen Schwingen über ihrem Kopf und hob sie in die Lüfte,

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