Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Erdsse Zyklus 05 - Rueckkehr nach Erdsee

Titel: Der Erdsse Zyklus 05 - Rueckkehr nach Erdsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K LeGuin
Vom Netzwerk:
der Kärrner ihm wortlos etwas hinstreckte: einen großen Tonkrug, der mit Flechtwerk umwunden war. Er nahm ihn, und da er ihn sehr schwer fand, trank er sich satt an dem Wasser. Der Krug fühlte sich gleichwohl kaum leichter an, als er ihn mit einem Wort des Dankes zurückgab.
    »Steigt auf«, sagte der Kärrner nach einer Weile.
    »Danke. Ich werde zu Fuß gehen. Wie weit mag es wohl noch sein bis Re Albi?«
    Die Räder quietschten. Die Ochsen seufzten tief, erst der eine, dann der andere. Ihr staubiges Fell roch süßlich in der heißen Sonne.
    »Zehn Meilen«, sagte der Kärrner. Er dachte nach.
    »Oder zwölf.« Und nach einer Weile meinte er: »Nicht weniger.«
    »Ich gehe dann wohl besser voran«, sagte der Fremde.
    Erquickt von dem Wasser, schaffte er es, die Ochsen hinter sich zu lassen, und sie und der Karren und der Kärrner waren schon ein gutes Stück hinter ihm, als er den Kärrner erneut sprechen hörte. »Ihr wollt wohl zum Haus des Alten Magiers.« Wenn es eine Frage war, so schien sie keiner Antwort zu bedürfen. Der Fremde schritt weiter voran.
    Als er den Weg eingeschlagen hatte, hatte dieser noch im weitläufigen Schatten des Berges gelegen, doch als er nun nach links zu dem kleinen Dorf abbog, von dem er vermutete, dass es Re Albi war, brannte die Sonne vom westlichen Himmel herab, und das Meer glänzte in ihrem Schein wie Stahl.
    Ein paar Häuser standen um einen kleinen staubigen Platz verstreut, aus einem Springbrunnen rann ein einzelner dünner Strahl Wasser. Zu dem ging er. Er formte die Hände zu einer Mulde, ließ das Wasser hineinrinnen und trank und trank. Dann hielt er den Kopf unter den Strahl, rieb sich das kühle Nass ins Haar und ließ es an seinen Armen herunterrinnen. Sodann setzte er sich auf den steinernen Rand des Brunnens, aufmerksam und still beobachtet von zwei schmutzigen kleinen Jungen und einem schmutzigen kleinen Mädchen.
    »Das ist nicht der Hufschmied«, sagte einer der Jungen.
    Der Fremde kämmte sich mit den Fingern das nasse Haar zurück.
    »Er wird zum Haus des Alten Magiers wollen«, erwiderte das Mädchen. »Dumm.«
    »Jerraghh!«, rief der Junge und verzerrte das Gesicht zu einer scheußlichen, schiefen Grimasse, indem er mit einer Hand an den Wangen zog, während er mit der anderen in der Luft herumfuchtelte.
    »Du passt auf, Steiner«, sagte der andere Junge.
    »Ich bringe Euch dorthin«, bot das Mädchen dem Fremden an.
    »Danke«, erwiderte er und erhob sich müde.
    »Seht, er hat keinen Stab«, sagte einer der Jungen, und der andere entgegnete: »Ich hab nie behauptet, dass er einen hat.« Beide beobachteten mit mürrischem Blick, wie der Fremde dem Mädchen aus dem Dorf hinaus und zu einem Pfad folgte, der durch Fels übersäte Weiden, die steil nach links abfielen, gen Norden führte.
    Die Sonne brannte auf das Meer. Der Fremde kniff die Augen zusammen vor dem gleißenden Licht. Der hohe Horizont und der Wind machten ihn schwindeln. Das Kind war ein kleiner hüpfender Schatten vor ihm. Er blieb stehen.
    »Komm her«, sagte er, aber das Mädchen blieb bloß stehen. Er schloss zu ihm auf. »Da«, sagte er. Er sah ein Holzhaus nahe dem Rand der Klippe, noch ein Stück voraus.
    »Ich fürchte mich nicht«, meinte das Mädchen. »Ich hole oft ihre Eier für Steiners Vater, der sie zum Markt trägt. Einmal hat sie mir Pfirsiche geschenkt. Die alte Dame. Steiner sagt, ich hätte sie gestohlen, aber das stimmt nicht. Geht weiter. Sie ist nicht da. Keiner von ihnen ist da.« Sie stand still und zeigte auf das Haus.
    »Da ist niemand?«
    »Doch, der alte Mann. Der Alte Habicht, der ist da.«
    Der Wandersmann ging weiter. Das Mädchen schaute ihm nach, bis er um die Ecke des Hauses verschwand.
    Zwei Ziegen starrten von einem steilen, eingezäunten Feld auf den Fremden herab. Eine Schar von Hühnern und halbwüchsigen Küken pickten und schnatterten leise in hohem Gras unter Pfirsich- und Pflaumenbäumen. Ein Mann stand auf einer kurzen Leiter, die am Stamm eines der Bäume lehnte; sein Kopf war im Blattwerk verschwunden, und der Wandersmann konnte nur seine nackten braunen Beine sehen.
    »Seid gegrüßt«, sagte der Wandersmann, und als keine Antwort kam, sagte er es nach einer Weile noch einmal, diesmal etwas lauter.
    Die Blätter bewegten sich, und der Mann stieg hurtig von der Leiter. Er trug eine Hand voll gelber Pflaumen, und als er von der Leiter stieg, wischte er die Bienen weg, die der Saft angelockt hatte. Er trat vor, ein kleiner Mann mit gerader Haltung

Weitere Kostenlose Bücher