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Der Erdsse Zyklus 05 - Rueckkehr nach Erdsee

Titel: Der Erdsse Zyklus 05 - Rueckkehr nach Erdsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K LeGuin
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und grauem Haar, das zu einem Zopf gebunden war, sodass das schöne, verwitterte Antlitz voll zu sehen war. Er mochte um die siebzig Jahre alt sein. Alte Narben, vier weiße Nähte, liefen von seinem linken Wangenknochen bis hinunter zur Kinnlade. Sein Blick war klar, direkt, eindringlich. »Sie sind reif«, sagte er, »aber morgen werden sie noch besser sein.« Er bot dem Fremden seine Pflaumen dar.
    »Lord Sperber«, grüßte der Fremde mit heiserer Stimme. »Erzmagier.«
    Der alte Mann nickte. »Komm in den Schatten«, bat er.
    Der Fremde folgte ihm und tat, wie ihm geheißen ward: er setzte sich auf eine hölzerne Bank im Schatten des knorrigen Baumes, der dem Haus am nächsten stand. Er nahm die Pflaumen entgegen, die jetzt gewaschen waren und in einem Korb dargereicht wurden. Er aß eine, noch eine, dann eine dritte. Gefragt, ob er schon etwas gegessen habe, gestand er, den ganzen Tag noch nichts verzehrt zu haben. Er blieb sitzen, als der Herr des Hauses hineinging und bald darauf mit Brot, Käse und einer halben Zwiebel wieder herauskam. Der Gast aß das Brot und den Käse und die Zwiebel und trank den Becher kalten Wassers, den sein Gastgeber ihm brachte. Der aß Pflaumen, um ihm Gesellschaft zu leisten.
    »Du siehst müde aus. Von wo kommst du?«
    »Von Rok.«
    Der Gesichtsausdruck des alten Mannes war schwer zu deuten. Er meinte nur: »Das hätte ich nicht gedacht.«
    »Ich bin aus Taon, Herr. Ich ging von Taon nach Rok. Und dort sagte mir der Meister der Formgebung, ich solle hierher kommen. Zu Euch.«
    »Warum?«
    Es war ein formidabler Blick.
    »Weil Ihr das dunkle Land lebend durchschrittet ...« Die heisere Stimme des Fremden verhallte.
    Der alte Mann nahm die Worte auf: »Und ich die fernen Ufer des Tages erreichte. Ja. Aber das ward geweissagt zur Ankunft unseres Königs, Lebannen.«
    »Ihr wart bei ihm, Herr.«
    »Ja, das war ich. Und er gewann sein Königreich dort. Aber ich ließ meines zurück. Nenn mich also nicht bei irgendeinem Titel. Habicht oder Sperber, wie du möchtest. Und wie soll ich dich heißen?«
    Der Mann murmelte seinen Gebrauchsnamen: »Erle.«
    Speis und Trank, der Schatten und das Sitzen hatten ihm sichtlich gut getan, aber er sah immer noch erschöpft aus. Er hatte eine müde Traurigkeit in sich; sein Gesicht war erfüllt davon.
    Der alte Mann hatte mit einer herben Schärfe in der Stimme zu ihm gesprochen, aber die war verflogen, als er sagte: »Schieben wir die Unterhaltung für eine Weile auf. Du bist fast tausend Meilen gesegelt und fünfzehn bergan gestiegen. Und ich muss die Bohnen und den Salat und alles gießen, seit mein Weib und meine Tochter den Garten in meine Obhut gaben. Also ruh dich eine Weile aus. Wir können in der Kühle des Abends reden. Oder in der Kühle des Morgens. Es herrscht selten so viel Eile, wie ich früher immer dachte.«
    Als er eine halbe Stunde später zurückkam, lag sein Gast schlafend auf dem Rücken im kühlen Gras unter den Pfirsichbäumen.
    Der Mann, der einst Erzmagier der Erdsee gewesen war, hielt mit einem Eimer in der einen Hand und einer Hacke in der ändern inne und blickte hinunter auf den schlummernden Fremden.
    »Erle«, sagte er leise. »Welches sind die Sorgen, die du mitbringst?«
    Ihm schien, als würde er, wollte er den wahren Namen des Mannes wissen, diesen nur durch Denken erfahren, durch Einsatz seines Geistes, so wie er es wohl getan hätte, als er noch Magier war.
    Aber er wusste ihn nicht, und Denken würde ihn nicht zu Tage fördern, und er war kein Magier.
    Er wusste nichts über Erle und musste abwarten, dass dieser ihm von sich erzählte. »Sorge dich nie wegen Sorgen«, sprach er bei sich und schickte sich an, die Bohnen zu gießen.
     
    Sobald das Sonnenlicht von einer niedrigen Felswand abgeschnitten ward, die entlang der Klippe nahe dem Haus verlief, weckte die Kühle des Schattens den Schläfer. Er setzte sich mit einem Schaudern auf, dann erhob er sich, ein wenig steif und verwirrt, das Haar voller Grassamen. Als er seinen Gastgeber die Eimer am Brunnen füllen und zum Garten schleppen sah, gesellte er sich zu ihm und half ihm.
    »Noch drei oder vier, das sollte reichen«, sagte der Ex-Erzmagier und tränkte die Wurzeln einer Reihe junger Kohlköpfe. Der Geruch der nassen Erde war angenehm in der trockenen, warmen Luft. Das sich nach Westen neigende Licht fiel golden und gebrochen über den Grund.
    Sie setzten sich auf eine lange Bank neben der Haustür, um die Sonne untergehen zu sehen. Sperber hatte eine

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