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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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so junges Mädchen könne unmöglich wissen, was wehtat. Stattdessen dachte er an etwas, das seine Mutter einmal im Krankenhaus gesagt hatte: Es gebe nur eine Sache, die noch leerer sei als ein Leben ohne Liebe, und das sei ein Leben ohne Schmerz.
    »Ich gehe jetzt, Martine.«
    Und das tat er. Er ging zu dem Auto, das am Bürgersteig stand, und klopfte ans Seitenfenster. Die Scheibe wurde heruntergelassen.
    »Sie ist ein großes Mädchen geworden«, sagte er. »Ich frage mich deshalb, ob sie wirklich noch jemand braucht, der auf sie aufpasst. Ich weiß, dass Sie es trotzdem tun werden, aber ich wollte das nur kurz loswerden. Und Ihnen frohe Weihnachten und viel Glück wünschen.«
    Rikard sah aus, als wollte er etwas sagen, begnügte sich dann aber damit, Harrys Nicken zu erwidern.
    Harry begann, in Richtung Akerselva zu gehen. Er spürte bereits, dass es milder zu werden begann.
     
    *
     
    Halvorsen wurde am Tag nach Weihnachten beerdigt. Es regnete, das Schmelzwasser lief über die Straßen, und der Schnee auf dem Friedhof war grau und schwer.
    Harry war einer der Sargträger. Vor ihm ging Jacks kleiner Bruder. Harry erkannte ihn am Gang.
    Anschließend trafen sie sich in der »Valkyrie«, einem beliebten Gasthaus, das besser unter dem Namen »Valka« bekannt war.
    »Komm mal kurz mit«, sagte Beate und zog Harry von den anderen weg zu einem Tisch in der Ecke.
    »Alle waren da«, sagte sie.
    Harry nickte. Ohne zu sagen, was er dachte. Dass Bjarne Møller nicht gekommen war. Dass niemand von ihm gehört hatte.
    »Es gibt ein paar Sachen, die ich wissen muss, Harry. Weil diese Sache nie aufgeklärt werden wird.«
    Er sah sie an. Sie war blass und ihr Gesicht von der Trauer entstellt. Er wusste, dass sie nicht grundsätzlich gegen Alkohol war, aber sie hatte nur Mineralwasser im Glas. Er fragte sich, warum. Wenn er es vertragen hätte, hätte er sich an diesem Tag jede irgend mögliche Betäubung gegönnt.
    »Der Fall ist noch nicht abgeschlossen, Beate.«
    »Harry, meinst du, ich habe keine Augen im Kopf? Der Fall liegt jetzt bei einem Kasper und einem zweitklassigen Promi vom Landeskriminalamt, die schieben doch nur die Akten hin und her und kratzen sich an ihren leeren Köpfen.«
    Harry zuckte mit den Schultern.
    »Aber du hast den Fall doch gelöst, Harry. Oder? Du weißt, was passiert ist, du willst es nur niemand sagen.«
    Harry nippte an seinem Kaffee.
    »Warum, Harry? Warum ist es so wichtig, dass es keiner erfährt?«
    »Ich hatte vor, es dir zu erzählen«, sagte er. »Wenn ein bisschen Zeit vergangen ist. Nicht Robert hat den Mord in Zagreb in Auftrag gegeben. Jon selbst hat das getan.«
    »Jon?« Beate starrte ihn ungläubig an.
    Harry erzählte ihr von der Münze und von Espen Kaspersen.
    »Aber ich musste es genau wissen«, sagte er. »Deshalb habe ich einen Tauschhandel mit der einzigen Person gemacht, die Jon als die Person identifizieren konnte, die in Zagreb war. Ich habe Stankics Mutter die Handynummer von Jon gegeben. Sie hat ihn an dem Abend angerufen, an dem er Sofia vergewaltigt hat. Sie sagte, dass Jon zuerst Norwegisch gesprochen habe, doch da sie geschwiegen habe, habe er begonnen, Englisch zu reden und gefragt ›Is that you?‹ . Vermutlich glaubte er, es sei der kleine Erlöser. Sie hat mich anschließend angerufen und bestätigt, dass das die Stimme des Mannes war, der sie in Zagreb aufgesucht hatte.«
    »War sie sich ganz sicher?«
    Harry nickte. »Sie sagte, sie sei ›quite sure‹ . Jon scheint einen ganz besonderen Akzent gehabt zu haben.«
    »Und was war dein Teil des Tauschhandels?«
    »Dafür zu sorgen, dass ihr Sohn nicht von unseren Leuten hingerichtet wird.«
    Beate nahm einen großen Schluck Wasser, als müsste sie diese Information herunterspülen.
    » Du hast ihr das versprochen?«
    »Ich habe es geschworen«, sagte Harry. »Und jetzt kommt das, was ich dir eigentlich sagen wollte. Nicht Stankic hat Halvorsen getötet. Sondern Jon Karlsen. «
    Sie starrte ihn entgeistert an. Dann stiegen ihr Tränen in die Augen, und sie flüsterte mit Bitterkeit in der Stimme:
    »Stimmt das, Harry? Oder sagst du das nur, damit ich mich besser fühle? Weil du glaubst, dass ich nicht damit leben könnte, wenn der Täter ungeschoren davonkommt?«
    »Tja. Wir haben doch dieses Taschenmesser unter dem Bett in Roberts Wohnung gefunden, nachdem Jon dort Sofia vergewaltigt hatte. Wenn du in aller Stille zur Gerichtsmedizin gehst und dort darum bittest, das Blut auf der Klinge mit der DNA von

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