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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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    Etwas lag in der Winterluft.
    Er konnte es nicht genau benennen – ein wärmender Lufthauch, die ausgefranste helle Öffnung am ansonsten gleichmäßig grauen Himmel, oder vielleicht lag es daran, dass es platschte, statt zu knirschen, als er in die Wasserlache trat, die den gesamten Winter über den für ihn reservierten Parkplatz umgeben hatte.
    Er stand eine Weile da und blinzelte in die morgendliche Wolkendecke, die wie ein zusätzliches schützendes Dach über der Bank lag.
    Die gleiche Stille wie immer.
    Ein Stück entfernt lag der Ortskern, noch ganz verschlafen, das einzige Lebenszeichen waren ein paar dünne Rauchfäden, die sich aus dem einen oder anderen Schornstein kräuselten.
    Er hörte das eintönige Zwitschern der Sumpfmeise und sah sie aus ihrem Nest direkt unter dem Dachfirst lugen. Nachdem er den Wagen abgeschlossen hatte, ging er die wenigen Meter zu der unansehnlichen Tür des Personaleingangs, fischte sein großes Schlüsselbund heraus und öffnete die drei Sicherheitsschlösser, eins nach dem anderen.
    Im Schalterraum hing der übliche Wochenendmief; Lisbet würde lüften, sobald sie wie gewohnt gutmütig schnatternd eintraf.
    Er selbst kam immer als erster, so war die Routine.
    Alles war genau wie immer.
    Er wiederholte es mehrmals: Alles ist genau wie immer.
    Möglicherweise sagte er es einmal zu oft.
    Er ging an seine Kasse und zog die Schublade auf, nahm ein längliches, vergoldetes Etui heraus und wog vorsichtig einen der langen Pfeile in der Hand. Seine Spezialwaffe.
    Es gab nicht viele, nicht einmal unter den Eingeweihten, die wirklich wussten, wie ein Dartpfeil auszusehen hatte. Seine Pfeile waren eine Spezialanfertigung; ein zwölf Zentimeter langer Rumpf mit verhältnismäßig kurzen, buschigen Flights und eine sieben Zentimeter lange Spitze, die seine Gegner jedes Mal wieder in Erstaunen versetzte.
    Er nahm die drei Pfeile und ging um die Trennwand herum in den hinteren Bürotrakt. Dort hing das Board. Ohne auf den Boden sehen zu müssen, stellte er sich mit den Schuhspitzen an die dünne schwarze Linie, die exakt 237 Zentimeter von der Dartscheibe entfernt war, und warf in einer rhythmischen Abfolge die Pfeile. Alle drei steckten im äußeren großen Feld der Eins. Das war sein Aufwärmtraining.
    Wie immer.
    Alles war, wie es sein sollte.
    Er verschränkte die Finger und bog die Handinnenflächen nach außen, bis ein leichtes Knacken zu hören war, danach schüttelte er die Hände aus. Er zog das Schlüsselbund aus der Manteltasche, ging zurück in den Schalterraum und öffnete den Tresor. Schwerfällig und mit sonorem Knarren schwang die Tür auf.
    Es klang wie immer.
    Er trug eine Tasche mit dicken Banknotenbündeln zu seinem Platz an der Kasse, breitete diese auf der Arbeitsplatte aus und betrachtete sie eine Weile, wie immer.
    Gleich würde Lisbet durch den Personaleingang geschwebt kommen und augenblicklich anfangen, die neuesten Familiengeschichten auszubreiten; danach würde Albert mit seinem überheblichen Räuspern erscheinen und ihnen steif zunicken. Mia würde wie immer die letzte sein, dunkelhaarig, verschlossen und stumm unter ihrem Pony hervorschielend. Danach würde es nicht mehr lange dauern, bis Lisbets Kaffeeduft auch den letzten Rest Wochenendmief verdrängt hatte und das Büro mit einer Atmosphäre stiller Menschlichkeit füllte.
    Danach die vereinzelt hereintröpfelnden Kunden: Bauern, die nervös an ihren uralten Sparbüchern herumfingerten; Hausfrauen, die pedantisch über jede noch so geringe Summe, die sie abhoben, Buch führten; Rentner, die ihr Konto überzogen, um sich das Futter für ihre Katzen leisten zu können.
    Er hatte sich hier immer wohl gefühlt. Aber der Ort war kleiner geworden, viele Leute waren abgewandert, die Kundenzahlen immer weiter geschrumpft.
    Es ist alles wie immer, dachte er.
    Noch einmal trat er hinter die Trennwand, um den Tag mit einem schnellen Fünfhunderteins-Spiel einzuläuten. Von fünfhunderteins bis null. Mit ein paar Treble-Zwanzigern und Bullringen würde er den Countdown beschleunigen. Genau wie immer. Die Pfeile trafen punktgenau; der gewöhnungsbedürftige, zittrige Flug, das besondere Kennzeichen seiner langen Pfeile, führte sicher ans Ziel. Noch 87 Punkte, als die Uhr piepste.
    Neun Uhr dreißig.
    Während er darüber nachdachte, wie er das Finish gestalten wollte, ging er zur Eingangstür und schloss auf.
    Alles war genau wie immer.
    Nehmen wir die einfache Variante, dachte er, zuerst eine einfache

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