Der erotische Fremde
Haremsdamen, Sklaven, alle flohen so schnell sie konnten zu dem kunterbunten Bus. Zwei kaputte Autos standen in der Mitte des Chaos. Ein Araber mit goldenem Turban und golden glänzender Pluderhose und ein hübsches dunkelhaariges Mädchen in weiß
-goldenem
Bauchtanzkostüm rannten in die entgegengesetzte Richtung. Mehrere Personen rannten hinterher.
Harry zog Mariel zu einem kleinen weißen Renault, der verrückterweise mit offenen Türen und laufendem Motor am Rand der Grünanlage geparkt war.
„Steig ein!" rief er, ließ ihr Handgelenk los und ging zur Fahrerseite.
Mariel hatte kaum die Tür zugeschlagen, als er auch schon losfuhr.
„Harry, wessen Auto ..." begann sie, aber er fiel ihr ins Wort.
„Nimm die Tasche vom Rücksitz!"
Mariel drehte sich um und sah die vertraute, rote Umhängeta sche. Atemlos griff sie danach und nahm sie auf den Schoß.
„Gib sie nicht aus den Händen!"
Harry schlängelte sich zwischen den stehenden Autos hindurch und versuchte, zu einer der wegführenden Straßen zu kommen. Auf der anderen Seite setzte sich gerade der Bus in Bewegung.
Harry war im Begriff abzubiegen, als das Polizeiauto ihm auf seiner Fahrspur entgegenkam. Mit quietschenden Bremsen stieß es frontal mit dem weißen Renault zusammen.
Die Sirene lief immer noch. Die Flies fluchten und gestikulierten wild und kämpften mit ihren Sicherheitsgurten.
„Bist du verletzt?" fragte Harry und öffnete die Tür.
„Nein, alles in Ordnung."
„Wir haben die Rose. Lass uns von hier verschwinden."
Sie stiegen aus, und Mariel gab ihm die rote Tasche. Harry packte Mariel am Arm und rannte mit ihr die Straße hinab. Die Polizisten kletterten mühsam aus ihrem Auto und riefen ihnen wütend nach, sie sollten stehen bleiben.
Da hörten sie erneut zwei Wagen zusammenstoßen. Harry blieb stehen, um seine lästigen Schuhe wegzukicken. Dabei blickte er über die Schulter.
Das Chaos hinter ihnen war jetzt komplett. Um die Verkehrsinsel standen die Autos kreuz und quer auf der Straße. Der Bus stand quer über beide Fahrbahnen. Die beiden Araber, eine gut gekleidete Französin und Kamiz Bahrami und sein Begleiter versuchten Harry und Mariel zu folgen, doch es standen ihnen zu viele Autos und verblüffte Menschen im Weg. Aus der Ferne hörte man eine weitere Polizeisirene.
Lachend rannten der Sultan und seine Tänzerin Hand in Hand die Straße hinab.
12. KAPITEL
„Oh, meine Füße! Harry, lass uns eine Pause machen! Ich kann keinen Schritt weitergehen."
Es war eine paradiesische Landschaft - Pinienwälder und malerische Täler -, aber nichts für nackte Fußsohlen. Mariel lief bereits auf Blasen, und ein paar hatten sich schon geöffnet.
Trotz ihrer spektakulären Aufmachung waren sie mehrmals von Autofahrern mitgenommen worden, wenn auch jedes Mal nur eine kurze Strecke. Wer nach Nizza oder Cannes unterwegs war, fuhr auf der Autobahn. Der Verkehr auf den Landstraßen bewegte sich nur von einem Ort zum anderen.
Zumindest war es ihnen dadurch gelungen, ihre Verfolger abzuschütteln. Irgendwo waren sie über einen Zaun geklettert und durch einen Weinberg gewandert, wo sie sich ein paar Trauben gepflückt hatten.
Sie hatten mehrmals einen Blick aufs Meer werfen können, aber sie befanden sich immer noch ziemlich weit oben in den Bergen, einige Kilometer vom Meer entfernt. Mariel hatte gehofft, es wenigstens so lange auszuhalten, bis sie die Küstenstraße erreicht hätten, aber jetzt musste sie zugeben, dass sie am Ende war.
Bestimmt war Harry jetzt enttäuscht von ihr. Er wollte diese Rose, oder was auch_ immer, nach Cannes schaffen, bevor ihre Verfolger sie einholten.
Aber da sagte er zu ihrer Erleichterung: „Sieh mal dort unten." Er deutete auf eine kleine Scheune rechts von der Straße. „Wir sollten versuchen, hineinzukommen. Ich würde zur Abwechslung gern mal wieder unter einem Dach schlafen. Meinst du, du schaffst es bis dorthin?"
Sie hätten es nicht besser treffen können. Offenbar befanden sie sich auf einem Gestüt, und diese Scheune lag ziemlich weit von den Hauptgebäuden und Ställen. Drinnen fanden sie ein paar alte Pferdesättel, Zaumzeug, Pferdedecken und dergleichen. An einem Haken hing eine batteriebetriebene Laterne.
„Das ist ja wie im Paradies!" rief Mariel, nahm eine der Decken und breitete sie auf dem Stroh aus.
Sie legte ihren Schmuck und die Perücke ab, ließ sich auf die Decke fallen, drehte sich auf den Rücken und breitete die Arme aus. „Was für ein Tag! Ich fühle mich wie
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