Der Esper und die Stadt
konnte zufrieden sein.
Zwanzig Minuten später, nachdem wir auf einen Bahnsteig übergewechselt waren, dessen Türen aus Luftschleusen bestanden, durch die man in eine dichtere Atmosphäre kam, erreichten wir mit Hilfe der unterseeischen Röhrenbahn die Jersey-Kuppel. Einwohnerzahl: zehntausend; Bewohner: städtische Beamte mit ihren Familien.
Das Verwaltungsgebäude des Stadtdirektors bestand aus großen, farbigen Blöcken aus leichtgewichtigem, durchscheinendem Plastikschaum und ähnelte einem Haus, das Kinder aus Bauklötzen errichtet hatten. Es gab keinen Wind, der es hätte fortblasen können. In seinem Inneren zauberte das Licht Flecken auf den Schreibtisch des städtischen Beamten. Er war ziemlich klein und saß hinter einem Riesentisch. Während er auf einem Apparat telefonierte, blinkte auf dem anderen ein rotes Licht auf.
„Wir haben alle Züge eingesetzt. Jeder will hier raus. Nein. Zu einer Panik ist es nicht gekommen. Dafür liegt kein Grund vor.“ Er hängte ein und warf dem aufblinkenden anderen Apparat einen Blick zu.
„Dieses Telefon da“, sagte er und zeigte mit dem Finger auf den Apparat, „ist eine Außenleitung, an der ganze Horden von idiotischen Reportern hängen, die mich fragen wollen, wie Kuppeln gebaut werden und es dazu kommen konnte, daß die Brooklyn-Kuppel in die Luft geflogen oder eingestürzt ist. Und dann wollen sie noch wissen, wann das gleiche mit der Jersey-Kuppel passiert. Die sind alle völlig verrückt. Und was wollen Sie?“
Ahmed öffnete seine Brieftasche und wies sich aus. „Wir sind von der Metropolitan Rettungsbrigade. Wir sind Spezialisten, die Leute auffinden, indem wir das vorhersagen, was sie tun werden. Man hat uns hergeschickt, damit wir einen möglicherweise Wahnsinnigen aufspüren, der eventuell die Brooklyn-Kuppel sabotiert hat und vielleicht das gleiche mit der Jersey-Kuppel vorhat.“
„Aber nur vielleicht“, erwiderte der Stadtdirektor der Jersey-Kuppel mit zitternd schriller Ernsthaftigkeit in der Stimme. „Vielleicht aber sind gerade Sie die einzigen gefährlichen Irren hier unten. Irre, die davon reden, daß die Jersey-Kuppel zerbricht. Aber sie kann nicht brechen. Verstehen Sie das? Alles, was wir fürchten müssen, ist eine Panik. Verstehen Sie das?“
„Sicher“, sagte Ahmed sanft. „Aber wir haben nicht vor, darüber zu reden. Unsere Aufgabe besteht darin, den Saboteur zu finden. Vielleicht ist alles, was wir hier tun, nur eine reine Routinevorsichtsmaßnahme.“
Der Stadtdirektor zog eine Pistole aus der Schreibtischschublade und richtete sie mit zitternder Hand auf uns. „Sie reden ja immer noch davon. Dies ist eine Notsituation. Ich bin der Stadtdirektor. Ich könnte die Polizei anrufen und Sie geknebelt in eine Klapsmühle einliefern lassen.“
„Machen Sie sich deswegen keine Sorgen“, sagte Ahmed ruhig, nahm seine Brieftasche vom Schreibtisch und steckte sie wieder ein. „Wir sind nur hier, um die Maschinerie zu bewundern. Können wir eine Karte haben?“
Der Stadtdirektor ließ die Pistole sinken und legte sie auf den Tisch. „Wenn Sie keinen Mist bauen, wird das Mädchen im Vorzimmer Ihnen alle Karten und Pläne geben, die Sie benötigen. Sie werden feststellen, daß bereits eine Menge Techniker an der Arbeit sind. Sie sehen die Leitungen nach und überprüfen sie. Sie sind da, um Verbesserungen einzubauen. Verstehen Sie?“ Seine Stimme war zwar immer noch nervös und schrill, klang aber etwas beruhigter.
„Wir verstehen“, versicherte Ahmed ihm. „Alles ist absolut sicher. Wir schauen uns mal die neuen Einbauten und so weiter an. Komm, George.“ Er drehte sich um und ging hinaus. An der Rezeption blieb er stehen, um sich eine Karte geben zu lassen.
Als wir draußen auf dem geschwungenen Gehweg waren und uns das unschuldig aussehende blaugrüne Licht der Kuppel beschien, warf Ahmed einen Blick zurück. „Ich bezweifle allerdings, daß der Stadtdirektor völlig in Ordnung ist. Was meinst du, George: Hat er einen Sprung in der Schüssel?“
„Noch nicht, aber er ist nahe daran.“ Ich sah beunruhigt nach oben auf das blaugrüne Leuchten und bildete mir ein, einen Riß zu sehen. Aber der dunkle Steg war nur ein Katzensteg in der Nähe der Kuppeloberfläche.
„Was wird er tun, wenn er durchdreht?“ fragte Ahmed.
„Rumlaufen und ‚Der Himmel stürzt ein!’ kreischen, wie Majestix“, murmelte ich. „Was sonst?“ Ich peilte noch einmal ängstlich das grüne Leuchten der Kuppel an. Sackte sie nicht schon in
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