Der Ewige Held
baumelten von seinen großen Ohrläppchen, und sein schwarzes Haar fiel in Ringellocken bis zu den Schultern. Sein schwarzer Spitzbart war gestutzt, und sein Schnurrbart über den Wangen bis fast zu den harten, braunen Augen hochgezwirbelt. „Ich bin Baron Gotterin von Nimplaset-in-Khorg, und ich kenne das Ziel dieses Schiffes."
„Und das wäre, mein Herr?"
„Die Hölle, Sir. Ich bin tot, wie alle anderen auch, nur sind einige zu feige, es zuzugeben. Auf der Erde sündigte ich voll Eifer und mit viel Phantasie, und ich habe keinen Zweifel an meinem Schicksal."
„Eure Phantasie läßt Euch offenbar jetzt im Stich, Baron Gotterin", sagte Corum trocken.
Baron Gotterin zuckte die Schultern und beschäftigte sich mit dem Inhalt seines Bechers.
Ein alter Mann trat aus den Schatten. Er war dünn, aber kräftig und trug fleckige, gelbe Lederkleidung, die seine Blässe noch betonte. Auf dem Kopf saß ein verbeulter Schlachthelm aus Holz und Eisen, die Holzteile mit Messingnägeln beschlagen. Seine Augen waren blutunterlaufen, er wirkte launenhaft, und seine Mundwinkel hingen mürrisch nach unten. Er kratzte sich am Nacken und brummte: „Ich wäre lieber in der Hölle als auf diesem verdammten Schiff gefangen. Wie wir alle hier bin ich ein Soldat, und ich habe keinen anderen Wunsch, als meinem Beruf wieder nachgehen zu können. Im Augenblick kenne ich nur Langeweile." Er nickte Hawkmoon zu. „Ich bin Chaz von Elaquol und habe die zweifelhafte Ehre, nie einer siegreichen Armee angehört zu haben. Ich floh, geschlagen wie üblich, als meine Verfolger mich in die See hetzten. Ich habe kein Glück in der Schlacht, doch nie wurde ich je gefangengenommen. Das hier aber war meine ungewöhnlichste Rettung, wenn man es so nennen kann."
„Thereod von den Höhlen." Einer, der noch bleicher als Chaz war, verbeugte sich knapp. „Ich grüße Euch, Hawkmoon. Dies hier ist meine erste Seereise, deshalb finde ich alles daran interessant." Er war der Jüngste der Anwesenden und schien ein wenig ungeschickt in seiner Bewegung. Seine Kleidung war aus den leicht schillernden Häuten irgendwelcher Reptilien, genau wie die Mütze auf seinem Kopf. Sein Schwert war so lang, daß es noch einen guten Fuß über seinen Rücken herausragte (über den er es geschlungen hatte) und fast den Boden berührte.
Der letzte, den Hawkmoon kennenlernen sollte, mußte von Corum erst wachgerüttelt werden. Er saß am Tischende, einen leeren Becher in den behandschuhten Fingern, und sein Gesicht unter dem blonden, herabhängenden Haar verborgen. Er rülpste, grinste verlegen und blickte Hawkmoon gutmütig, aber ein wenig töricht an. Dann füllte er seinen Becher nach, goß den Wein in einem Zug hinunter und öffnete schließlich die Lippen, um zu sprechen, aber es gelang ihm nicht. Die Augen fielen ihm wieder zu, und er begann zu schnarchen.
„Das ist Reingir", sagte Corum, „mit dem Spitznamen ,Fels', doch wie er dazu kam, konnte er uns nicht erzählen, da er dazu noch nie lange genug nüchtern war. Er war betrunken, als er an Bord kam, und er hält diesen Zustand seither aufrecht. Er wird jedoch nie ausfallend und singt manchmal sogar sehr unterhaltend für uns."
„Und Ihr wißt nicht, weshalb wir alle mehr oder weniger hier eingesammelt wurden? Wir haben offenbar nicht viel mehr gemeinsam, als daß wir alle Krieger sind."
„Wir wurden ausgewählt, um gegen irgendeinen Feind des Kapitäns zu kämpfen", behauptete Emshon. „Aber was geht dieser Kampf mich an? Ich hätte es vorgezogen, daß man mich nach meiner Meinung fragte, ehe man mich in engere Wahl zog. Ich hatte einen Plan, des Kapitäns Kajüte zu stürmen und das Kommando über das Schiff zu übernehmen, um zu freundlicheren Gestaden zu segeln, aber diese ,Helden' wollten nichts davon wissen. Viel Mut hat keiner. Der Kapitän brauchte nur zu furzen, und sie würden sich in die Hosen machen!"
Die anderen schienen sich über Emshons Wortwahl zu amüsieren. Offenbar waren sie sie hinlänglich gewöhnt.
„Wißt Ihr, weshalb wir hier sind, Prinz Corum?" fragte Hawkmoon. „Habt Ihr mit dem Kapitän darüber gesprochen?"
„Gesprochen - ja, und nicht zu kurz. Aber ich werde nichts sagen, ehe Ihr ihn nicht selbst gesehen habt."
„Und wann wird das sein?"
„Sehr bald, nehme ich an. Jeder von uns wurde kurz nach seiner Ankunft zu ihm beordert."
„Und erfuhr so gut wie nichts!" beklagte sich Chaz von Elaquol. „Mich interessiert einzig und allein, wann der Kampf beginnt. Und ich
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