Angriff der Monster
Jasper McPhee betrachtete die Tür. Sie sah genauso aus wie die Türen zu den anderen Klassenzimmern auch. Aber hinter der hier, das wusste er, erwartete ihn ein Zimmer, das völlig anders war.
Jasper drückte die Klinke hinunter und betrat den stockdunklen Raum. Als die Tür hinter ihm zuschlug, fuhr er erschrocken zusammen. Er wusste nur zu gut, was jetzt auf ihn zukam. Und er brauchte seine ganze Willenskraft, um nicht sofort wieder umzudrehen und hinauszurennen.
Langsam begannen seine Augen, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Trotzdem ahnte Jasper mehr, als dass er sah, wie sich der Quaddelquäker langsam an ihn anschlich. Eng an den Boden gepresst kroch er heran, kam näher und näher. Jetzt konnte Jasper schon das rote Glühen in seinen nur zu schmalen Schlitzen geöffneten Augen sehen. Er atmete tief durch und schüttelte die Angst ab.
Denn genau darum ging es: Man musste die Nerven behalten und durfte auf keinen Fall in Panik geraten.
Augenblicklich fühlte Jasper, wie eine Welle gespannter Erwartung seinen ganzen Körper durchflutete. Das Monster kam noch näher. Aber Jaspers Angst war verflogen. Er war bereit.
Das Gewicht des Seils an seinem Jagdgürtel beruhigte ihn. Er nahm die Jagdposition ein, ging ein bisschen in die Hocke und breitete langsam die Arme aus. Jede Faser seiner Muskeln war gespannt. Dann biss er die Zähne zusammen und sprang.
Er flog über den Kopf des Monsters hinweg und landete mitten auf dessen Rücken. Sofort umschlang er den schleimigen und schuppigen Körper, um den Überraschungseffekt auszunutzen. Bevor er den Gegner aber sicher im Griff hatte, drehte sich das Monster blitzschnell um und presste Jasper mit seinem ganzen Gewicht zu Boden.
Nun hatte Jasper zwar in Monsterkunde genug über Quaddelquäker gehört, um auf das Herumrollen vorbereitet zu sein. Aber etwas über Monster im Unterricht zu erfahren und ihnen tatsächlich im Nahkampf gegenüberzustehen, waren zwei sehr verschiedene Paar Stiefel.
Dem Monster war es fast gelungen, ihn unter seinem schwabbeligen, kaugummiartigen Magen zu ersticken. Da kam Jasper plötzlich die rettende Idee: Er ließ einen Arm nach oben schnellen und seine Finger bohrten sich in eine Augenhöhle des Monsters. Jasper hasste die Augen von Quaddelquäkern. Schon beim Gedanken an sie lief es ihm eiskalt den Rücken runter. Aber genau das wollte der Quaddelquäker ja: dass er Angst hatte.
Kraftvoll drückte Jasper seine Finger in das Auge des Monsters. Dieses kreischte wutentbrannt auf, drehte blitzschnell den Kopf und versuchte mit seinem messerscharfen Schnabel Jaspers Hand zu erwischen. Dabei verlagerte es aber sein Gewicht kurz so, dass es Jasper gelang, sich unter seinem Körper hervorzuwinden.
Innerhalb weniger Sekunden hatte Jasper das Seil von seinem Jagdgürtel gelöst und damit den Schnabel des Monsters fest zugeschnürt. Dann band er den Schnabel vorne auf den Körper und drehte das Biest auf den Rücken. Sein Gegner war besiegt!
Jasper spürte Stolz in sich aufsteigen.
Im Dunkeln leuchtete ein rotes Schild mit der Aufschrift „Ausgang“ auf.
„Du hast 84 Prozent erreicht“, schallte Stenkas strenge Stimme durch die Sprechanlage. „Und jetzt verlasse den Raum.“
Stenka war Jaspers Klassenlehrerin. Jasper war überzeugt, dass kein anderer Lehrer in Monstrum House so gruselig war wie sie. Sich mit ihr anzulegen war keine gute Idee.
84 Prozent , dachte Jasper und wischte sich den Schleim von den Händen. Nicht gerade sensationell. Aber auch nicht sooo schlecht .
Ihm war klar, welchen Fehler er gemacht hatte. Als er gesprungen war, hatte er überhaupt nicht mehr daran gedacht, wie schlüpfrig der Körper des Monsters sein würde.
„Verlasse den Raum“, befahl Stenka noch einmal.
Jasper beugte sich noch kurz nach unten, um sich das Monster genauer anzusehen. Das Wesen tat ihm fast leid. Denn natürlich wusste er, dass der Quaddelquäker von den Lehrern für diesen Zweckabgerichtet worden war. Aber ganz ehrlich – was für ein Leben war das eigentlich, den ganzen lieben langen Tag mit lästigen Schülern kämpfen zu müssen?
Jasper zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. Eins davon sah röter aus als das andere. Er vermutete, dass es das war, in das er seine Finger gepikst hatte.
„Tut mir leid, Kumpel“, wisperte er.
Das Monster blinzelte und für einen Moment sah es so aus, als schimmerte in seinen leeren Augen so etwas wie Einverständnis. Dann öffnete es seinen Schnabel und spuckte Jasper einen dicken
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