Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ewige Held

Der Ewige Held

Titel: Der Ewige Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
wünsche mir, daß wir ihn gewinnen. Ich möchte wenigstens einmal auf der Seite des Siegers sein, ehe ich sterbe!"
    John ap-Rhyss lächelte, daß seine Zähne glitzerten. „Ihr macht uns keinen großen Mut mit den vielen Geschichten Eurer Niederlagen."
    Chaz erklärte mit ernster Stimme: „Es ist mir gleichgültig, ob ich die bevorstehende Schlacht überlebe oder nicht, aber ich habe das starke Gefühl, daß sie für einige von uns den Sieg bringen wird."
    „Nur für einige?" Emshon von Ariso schnaubte und machte eine abfällige Geste. „Für den Kapitän, höchstwahrscheinlich."
    „Ich bin der Meinung, daß wir für etwas Großes bestimmt sind", sagte Überläufer Nikhe ruhig. „Es ist keiner unter uns, der dem Tod nicht nahe war, ehe das Dunkle Schiff uns aufnahm. Wenn wir sterben müssen, ist es sicherlich für eine gute Sache."
    „Ihr seid romantisch veranlagt, Sir", brummte Baron Gotterin. „Ich bin Realist. Ich glaube nichts von dem, was der Kapitän uns erzählte. Ich weiß ganz sicher, daß wir unserer Strafe entgegensehen."
    „Was immer Ihr auch sagt, Sir, beweist nur eines - Eure stumpfsinnige, primitive Einstellung."
    Emshon fand seine Bemerkung sichtlich gelungen. Er grinste.
    Baron Gotterin drehte sich wortlos um und sah sich den melancholischen Augen Keeth Leidträgers gegenüber, der sofort verlegen hüstelte und zu Boden blickte.
    „Diese Sticheleien verdrießen mich", sagte Thereod von den Höhlen. „Hätte jemand Lust, eine Partie Schach mit mir zu spielen?" Er deutete auf ein großes Spielbrett, das mit Lederriemen an einer Wand befestigt war.
    „Ich", rief Emshon. „Obgleich ich es eintönig finde, daß ich Euch immer schlage."
    „Mir ist das Spiel noch neu", erwiderte Thereod sanft. „Aber ich lerne, das müßt Ihr doch zugeben, Emshon."
    Emshon erhob sich und half Thereod das Brett loszubinden. Gemeinsam trugen sie es zum Tisch. Thereod holte aus einer Truhe eine Schachtel mit Figuren und stellte sie auf. Einige der anderen sahen den beiden beim Spiel zu.
    Hawkmoon wandte sich an Corum. „Sind alle hier unsere Gegenstücke?"
    „Gegenstücke oder andere Inkarnationen, meint Ihr das?"
    „Andere Manifestationen des sogenannten Ewigen Helden", sagte Hawkmoon. „Ihr kennt die Theorie. Sie erklärt, weshalb wir einander erkennen, weshalb wir uns in Visionen gesehen haben."
    „Natürlich kenne ich die Theorie", versicherte ihm Corum. „Aber die wenigsten der Krieger hier dürften unsere Gegenstücke sein, wie Ihr es nanntet. Einige kommen von den gleichen Welten.
    John ap-Rhyss, beispielsweise, ist aus Eurer und aus fast derselben Zeit. Nein, unter all den Anwesenden hier teilen nur Ihr und ich - wie soll ich es sagen? - eine Seele miteinander."
    Hawkmoon blickte Corum durchdringend an. Dann erschauderte er.

2.
    DER BLINDE KAPITÄN
    Hawkmoon hatte keine Vorstellung, wieviel Zeit vergangen war, als Brut in die Kajüte zurückkehrte. Aber Emshon und Thereod hatten inzwischen schon zwei Partien Schach beendet und ein neues Spiel begonnen. „Der Kapitän ist bereit, Euch jetzt zu empfangen, Hawkmoon." Brut sah müde aus. Nebel drang durch die geöffnete Tür, ehe er sie hastig schloß.
    Hawkmoon erhob sich von seinem Stuhl. Sein Schwert verfing sich unter dem Tisch. Er mußte sich bücken, um es freizubekommen. Dann hüllte er sich in seinen Umhang und hakte ihn zu.
    „Tanzt doch nicht gleich, wenn er pfeift", brummte Emshon mißmutig und sah vom Spielbrett auf. „Schließlich brauchen nicht wir ihn, sondern er braucht uns, für was immer er auch vorhat."
    Hawkmoon lächelte. „Es ist meine Neugier, die mich eilen läßt, Emshon von Ariso."
    Er folgte Brut aus der Kajüte und das eisige Deck entlang. Ihm war, als hätte er ein großes Rad am Bug gesehen, als er an Bord gekommen war, und jetzt bemerkte er eines am Heck. Er machte Brut darauf aufmerksam.
    Brut nickte. „Es gibt zwei, aber nur einen Steuermann. Vom Kapitän abgesehen, ist er die einzige Besatzung an Bord." Brut deutete auf den dichten, weißen Nebel, und jetzt erst fielen Hawkmoon die Umrisse eines Mannes mit beiden Händen am Ruder auf. Er schien ihm fast reglos zu sein, als wäre er ein Teil des Steuerrads und des Decks, und einen Augenblick hegte Hawkmoon Zweifel, daß der Mann überhaupt lebte. Er trug ein dickes, gestepptes Wams und ebensolche Beinkleider. Aus der Bewegung des Schiffes erkannte Hawkmoon, daß es mit höherer als normaler Geschwindigkeit durch die Wellen brauste, und als er zum Segel

Weitere Kostenlose Bücher