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Der Ewige Widersacher

Der Ewige Widersacher

Titel: Der Ewige Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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ihn die Jahre zunehmend blind und taub gemacht zu haben für die tatsächlichen Verhältnisse, und er ließ keine noch so geringe Gelegenheit aus, um seinen Status als König zu betonen und unter Beweis zu stellen.
    Über alle Geschehnisse in seinem Reich wünschte er informiert zu werden. So weit ging dieses Verlangen nach Kenntnis über alles und jeden, daß seine Soldaten und Spione, die er unter dem Volke hatte, angewiesen waren, auffällige Reisende anzuhalten und ihm vorzuführen. Und so kam es, daß sich in den Palästen des Herodes mitunter bunte Scharen tummelten und geradezu babylonisches Sprachengewirr in den Sälen und Korridoren widerhallte.
    Wie an jenem besonderen Tage in des Königs Residenz zu Jerusa-lem .
    »Ich frage mich, weshalb man uns hier hergeholt hat. Das kommt einer Gefangennahme gleich und wird nicht ohne Folgen bleiben. Ich werde -«
    »Beruhigen wirst du dich, Bruder Balthasar, und nichts sonst solltest du tun«, unterbrach Kaspar, wie sein Gefährte in wallende Stoffe gewandet. Das ins Tuch gestickte Signet wies sie als zusammengehörig aus und war überdies Zeichen ihrer gemeinsamen Priesterkaste. »Ich für meinen Teil nämlich finde ausgesprochen interessant, was hier vorgeht. Warum sollte unsere Reise ausschließlich der Erkundung jenes sonderbaren Himmelslichtes gelten, wenn wir doch Eindrücke jedweder Art gewinnen können? Wir sollten dem König dieses Reiches dankbar sein für diese Möglichkeit.«
    Kaspar wurde nicht müde, sich fortwährend in der weitläufigen Halle umzuschauen, und mit jedem Blick entdeckte er noch immer Neues: Angehörige von Völkern, von denen er bislang nur gehört hatte, Stoffe und anderes Material, die man in seiner persischen Heimat nicht kannte oder kaum einmal sah. Und sein Ohr fing eine Vielzahl von Idiomen auf, von denen die allermeisten unverständlich waren, andere aber vertraut klangen und einige seiner eigenen Sprache gar verwandt schienen.
    »Ich verstehe Balthasars Unmut«, meldete sich nun Melchior, der Älteste und Weiseste der drei Sternkundigen, die Persien vor Tagen verlassen hatten und mit ihrem kleinen Troß gen Palästina gezogen waren. »Auch mich drängt es, dem Licht weiter zu folgen. Aber um unsere Mission nicht zu gefährden, sollten wir es vermeiden, Hero-des zu erzürnen, und statt dessen versuchen, ganz wie Bruder Kaspar es tut, unserer momentanen Lage das Beste abgewinnen.«
    »Dennoch«, warf Balthasar ein, mit den Fingern seinen krausen Bart kratzend, »sind die Methoden dieses Königs alles andere denn gastfreundlich. Uns einfach vom Wege fortzuholen und in seinen Palast schleppen zu lassen .«
    »Nun übertreibst du aber«, meinte Kaspar, der Jüngste im Bunde, ein Knabe fast noch und seinem Alter entsprechend mit gesunder Neugierde gesegnet. »Des Königs Männer haben uns recht höflich gebeten, ihnen zu folgen, und man hat es uns an nichts mangeln lassen seit dem gestrigen Abend. Selbst unser Gefolge und die Tiere wurden ordentlich untergebracht und versorgt.« Er deutete auf das nähere Ende des Saales, wo sich Tänzerinnen in bunten, glitzernden Gewändern im Rhythmus einlullender Musik bewegten. »Und man sorgt dafür, daß uns die Zeit des Wartens nicht lang wird.«
    Balthasar zuckte die Schultern. »Wohl ist mir trotzdem nicht bei der Sache.« Und zum wiederholten Male fügte er nach einer Weile des Schweigens hinzu: »Was will dieser König von uns? Worauf läßt er uns und die anderen hier warten?« Er deutete in die Runde. Gut drei Dutzend weitere Reisende saßen und standen in der Halle verteilt, einige in Gruppen beisammen, andere allein.
    »Er wird wissen wollen, wer wir sind und wohin unsere Reise geht, nichts sonst«, vermutete Melchior, doch sein leiser Ton verriet vages Bangen und Hoffen, daß wirklich keine anderen, keine übleren Absichten hinter dem Handeln des Herodes stecken mochten.
    »Mir scheint, wir werden es gleich erfahren«, sagte Balthasar. Die anderen beiden folgten seinem Blick mit den ihren.
    Zwei Männer des Königs kamen auf sie zu. Sie trugen leichte Rüstungen aus gehärtetem Leder und matt glänzendem Metall, Kurzschwerter steckten in ihren breiten Gürteln. Ihre Gesichter ließen keine Regung erkennen; wie aus Stein gemeißelt wirkten sie. Vor den drei Sternenkundlern blieben sie stehen.
    »Ihr da«, schnarrte der eine. »Seid ihr die drei, die aus dem Morgenland herreisten?«
    »So nennt ihr unsere Heimat«, nickte Melchior.
    »Kommt mit.«
    Auf Melchiors Zeichen hin erhoben sich

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