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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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jemals endete …
    Er erinnerte sich an den Wahnsinn unter dem Fluss, die Leiber, die sich verzweifelt aneinanderklammerten. Er erinnerte sich, wie er auf Ezras dünne Arme stieß, den Jungen aus dem Schlick zog und ihn nach oben drückte. Er erinnerte sich an Hände, die sich um seine Kehle schlossen, und an das vom Wasser erstickte Uuuf!, als seine Faust einen knochigen Teil Halls traf und er spürte, wie etwas brach und nachgab.
    Er war aus dem Fluss gestiegen, hatte sich die Böschung hochgezogen und war im Nebel auf einen geduckten, dunklen Umriss zugekrochen. Der Umriss erwies sich als alter Lagerschuppen der Eisenbahn mit einer Tür, die nur noch an einer rostigen Angel hing. Als er drinnen war, riss er die Taschen aus der Jogginghose und verstopfte damit die Einschusswunde in seiner Brust und die Austrittswunde an seinem Rücken gleich unterhalb des Schulterblatts. Er hielt es für wahrscheinlich, dass er das Bewusstsein verlieren würde, und wollte dann nicht verbluten.
    Die Größenordnung des Schmerzes war etwas Neues, die Präsenz ohne Grenzen, daher durchtränkte er sein Bewusstsein mit Chopins Fantaisie-Impromptu, Prélude in e-Moll, um die Schmerzen zu überlisten, um zu verhandeln, statt an mehreren Fronten, die zu lang waren, als dass man sie beherrschen konnte, einen totalen Krieg zu führen. Die ersten beiden Tage verschlief er fast ganz, und als er in der dritten Nacht hinausging, fand er in anderthalb Kilometer Entfernung ein schlafendes Städtchen – Gemüsereste in dem Müllcontainer hinter einem Imbiss sowie eine vergessene Windjacke und eine Flasche Wasser auf der Spielerbank an einem Baseballplatz. Am fünften Tag brach er in der Morgendämmerung auf und brauchte vier Stunden, um mit seinem beschädigten Bein den Highway zu erreichen, der zwei Meilen entfernt lag. Nur bei Lkws streckte er den Daumen aus, und der erste, der anhielt, nahm ihn bis in die Stadt mit.
    Brooklyn war ein wirres Durcheinander aus Gebäuden, Ethnien und Schichten. Jedes Mal, wenn er um eine Ecke bog, schien es ihn zu etwas Fremdem ohne jede Verbindung zum Vorherigen zu verschlagen. Einer finsteren Reihe aus Lagerhäusern und von abgesackten Zäunen umgebenen Grundstücken folgte ein gut beleuchteter Block aus Einfamilienhäusern mit Flachbildfernsehern und vollgestopften Bücherregalen hinter den Fenstern, der wiederum in eine Ansammlung schäbiger Geschäfte und schmieriger Kneipen überging, aus denen Reggaeton auf die Straßen drang, und hinter der nächsten Ecke warteten in Gebäuden aus roten Ziegeln und Chrom Szenelokale sowie Bars, deren Neonreklame »Brooklyn Lager« verhieß.
    Er hatte überlegt, in eine andere Stadt zu ziehen und neu anzufangen. Er war nach Richmond gereist, nach Brattleboro und nach Boston und je ein paar Tage geblieben – doch sie hatten ihm nichts gesagt. New York war sein Planet, dessen einzigartige Schwerkraft ihn auf seiner Bahn hielt, was bei anderen Städten nicht der Fall war. Er wäre wie ein defekter Satellit ins schwarze All davongetrieben. Außerdem … Er hatte hier noch eine Aufgabe zu erledigen.
    Monate hatte es gedauert, bis er so weit genesen war, dass er wieder rennen konnte. Es gab neue Schmerzen, ein prickelndes Brennen im linken Quadrizeps unter den frischen Narben von Daltons Schnitten. Zusammen mit den alten Problemen in Hüfte und Knöcheln raubte es ihm manchmal das Gleichgewicht, doch wie immer half die Musik dem Alchimisten in ihm, Schmerz in reine Empfindung umzuwandeln – und in Kraft.
    Als die Ampel auf Grün sprang und er auf die leere Kreuzung joggte, erreichten die Streicher ihren Höhepunkt, und vor seinem inneren Auge umkreisten Klangsträhnen einander im Paarungstanz, um sich sodann in die Arme zu fallen und zu einem vielfarbigen Band zu verschmelzen. Die Musik war vollmundig. Er schmeckte grüne Minze und Erdbeere – und hörte das drängende Kreischen der Hupe eine Sekunde, ehe die schwarze, rasende Masse in sein peripheres Blickfeld eindrang und ihn dazu brachte, frontal zu dem Dodge Dakota herumzufahren, der die rote Ampel ignorierte und auf ihn zuraste. Die Straßenlaternen spiegelten sich in der Windschutzscheibe und beschienen die drei Gesichter dahinter – ihre sich weitenden Augen und dehnenden Lippen. Dann regte sich der Fahrer wieder, schlug erneut auf die Hupe und trat auf die Bremse. Das Fahrzeug ruckte auf dem feuchten Asphalt und geriet ins Schleudern.
    Das Kreischen der Reifen übertönte die Streicher, und er bezwang einen

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