Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
Augenblick. Doch dann fasste sie sich ein Herz.
ZOË IONESCO
Dann lad mich doch auf einen Kaffee ein … oder einen Wein.
17.2.2011, 19:22
Hardrock Café
14, Boulevard Montmartre, Paris
Sie hatten sich auf ein Erkennungszeichen geeinigt, um jeden Zweifel auszuschließen: Vince würde im Hardrock Café am Boulevard Montmartre auf sie warten und ein Buch ihres Namensvetters, des französisch-rumänischen Königs des absurden Theaters, Eugene Ionesco. Tatsächlich saß an einem Tisch in einem dunklen Winkel ein Mann, der Ionescos
Les Rhinocéros
neben sich liegen hatte. Sein Haar war etwas zu lang für ihren Geschmack, er trug eine altmodische Hornbrille, Blue Jeans, Biker Boots, ein olivgrünes Longsleeve und eine abgewetzte schwarze Lederjacke. Als sie sich dem Tisch näherte, erhob er sich und deutete doch tatsächlich so etwas wie eine Verbeugung an.
Sie deutete auf das Buch. „Äh … Vince?“
„Ja, genau. Aber das … das ist natürlich nur mein Facebook-Name.“
„Klar.“ Sie kicherte. „Ich bin Zoë.“ Küsschen rechts, Küsschen links, Küsschen rechts.
„Wollen wir uns nicht setzen?“
„Doch, klar“, sagte sie.
„Was darf ich dir zu trinken bestellen?“
„Erst mal eine Cola, danke.“
Während er die Kellnerin herbeirief und die Bestellung aufgab, musterte sie ihn. Sein Alter im Facebook-Profil schien der Realität zu entsprechen, um die vierzig kam hin. Seine Bewegungen waren etwas linkisch, seine Sprechweise und sein Gehabe etwas altmodisch, aber insgesamt gefiel er Zoë.
Sie plauderten eine Weile, dann erlahmte der Gesprächsfluss. Er versuchte, die Situation zu retten, indem er nach der Karte griff und sagte: „Wollen wir mal schauen, was es hier so zu essen gibt? Du bist natürlich mein Gast.“
Plötzlich fühlte Zoë sich in dieser Situation, hier mit diesem Mann, in diesem möchtegern-coolen Café, unbehaglich. „Ich danke dir für die Einladung, aber ich habe ja geschrieben, ich muss morgen sehr früh raus. Ich würde lieber gehen.“
„Natürlich“, sagte er, doch die Enttäuschung war ihm an der Nasenspitze anzusehen.
„Wenn ich mich beeile, kriege ich noch meine Metro“, sagte sie.
„Alles klar, geh nur, ich kümmere mich um die Rechnung. Wir sehen uns online?“
„Na klar!“, versicherte sie hastig und verließ fast fluchtartig das Hardrock Café.
Er lachte tonlos, als die Tür hinter ihr zuschlug, und sah auf die Uhr. Als präzise eine Minute vergangen war, warf er achtlos ein paar Geldscheine auf den Tisch und eilte ihr nach. Er hatte ihren Treffpunkt geschickt gewählt: Um zum Abgang zur Metro zu gelangen, musste sie durch eine mit Unrat übersäte Gasse hinter dem Hardrock Café. Er vertraute darauf, dass dort um diese Uhrzeit kein Mensch mehr sein würde.
Er sollte recht behalten. Zoë Ionesco hatte die Ohrstöpsel ihres iPods in den Ohren und hörte seine rasch näherkommenden Schritte erst, als es zu spät war. Sie fuhr herum und wollte davonrennen, doch der Mann, den sie als Vince Vega kannte, schloss mit zwei, drei raumgreifenden Schritten zu ihr auf.
„Vince, was …“, bekam sie noch heraus, dann zuckte seine Hand aus der Jackentasche, packte ihren Hinterkopf und schmetterte Zoë Ionescos Schädel ein-, zwei-, dreimal brutal gegen die nächstgelegene Hauswand.
Die Exfreundin Commissaire Maxime Fronzacs verlor das Bewusstsein und sackte in Vince Vegas Arme.
17.2.2011, 21:24
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Paris
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