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Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Titel: Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann
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in ste­tem Rhyth­mus auf den Bo­den. Der Na­gel hat Tei­le ih­rer Hand­kno­chen zer­trüm­mert, die Na­gel­spit­ze hat Ge­we­be und Haut in das Holz ge­trie­ben. Ihr Kopf scheint zu bers­ten. Sie will schrei­en, im­mer nur schrei­en, den Schmerz hin­aus brül­len in die­ses muf­fig-nas­se Loch, aber der Schock lähmt be­reits ihre Mus­keln, und das Ad­rena­lin be­täubt sie wie eine Dro­ge. Sie nimmt den Mann kaum wahr, sieht nur Schat­ten und Kon­tu­ren ei­ner rie­sen­haft schei­nen­den Per­son. Ihr wird schlecht, al­les um sie her­um be­ginnt, sich zu dre­hen. Ihr Herz flat­tert und will ihr aus der Brust sprin­gen, die Li­der zit­tern, und sie ver­liert er­neut das Be­wusst­sein. Blit­ze durch­strö­men ih­ren Kör­per wie ein Stro­bo­skop­licht, während sie durch eine an­de­re Welt wan­delt. Sie träumt:
    Sie träumt al­les Schlech­te, al­les Böse, und be­geg­net ih­ren Ängs­ten – alb­traum­haf­te Sze­nen von Krie­gen und Ka­ta­stro­phen, von Ge­walt und Zer­störung, von Un­fäl­len und Wahn­sinn, von ver­hun­gern­den Kin­dern, von Spin­nen und dem bö­sen Nach­barn, dem Schwar­zen Mann ih­rer Kind­heit. Ir­gend­wann über­kommt sie tie­fe Ruhe, al­les ist dun­kel, ihr Kör­per und ihre Träu­me schei­nen stillzuste­hen. Sie liegt in ih­rer Ohn­macht ein­fach da, und hät­te sie die Wahl, sie wür­de nicht mehr zu­rück­kom­men wol­len, aber ihr Kör­per ist noch zu stark, wehrt sich ge­gen das Lei­den und stößt sie zu­rück in die Rea­li­tät.
    Als sie lang­sam auf­wacht, kann sie kei­nen kla­ren Ge­dan­ken fas­sen. Der Schmerz ist un­er­träg­lich, den­noch be­ginnt sie von Neu­em, müh­sam zu re­kon­stru­ie­ren, wo sie sich be­fin­det und was mit ihr ge­sche­hen sein mag. Un­ter großer An­stren­gung dreht sie den Kopf. Ihre Hand ist un­be­weg­lich und mit ei­nem dicken wei­ßen Ver­band um­wickelt, der sich stel­len­wei­se rot ge­färbt hat. Ihr Blick wan­dert auf den Bo­den, wo sie im Halb­licht eine große Blut­la­che erahnt, rot und ge­ron­nen. Ihr wird schlecht, sie stöhnt und jam­mert lei­se, und dies­mal kommt die Er­in­ne­rung schnel­ler zu­rück, als ihr lieb ist. Was sie nicht be­grei­fen kann, ist, warum man ihr dies al­les zu­fügt, warum man sie ge­fan­gen hält, wer zu ei­nem sol­chen Ver­hal­ten fähig ist. Sie ver­sucht, den Schmerz zu igno­rie­ren und sich wei­ter zu er­in­nern, und die Er­in­ne­rung kommt stück­wei­se und grau­sam.
    Bil­der. Träu­me oder Er­in­ne­run­gen? Sie kann es nicht tren­nen. Aber sie sieht:
    Sich selbst in ei­nem Café in der Nähe des Lou­vre. Sie ist hier ver­ab­re­det mit ei­nem Mann, den sie im In­ter­net ken­nen­ge­lernt hat, auf Fa­ce­book. Sie ha­ben gechat­tet, ein­an­der Nach­rich­ten ge­sandt. Es ist nicht das ers­te Mal, dass sie auf die­se Art und Wei­se Män­ner­be­kannt­schaf­ten macht; meist bleibt al­les vir­tu­ell, doch ab und an sucht sie den Kick und trifft sich mit ei­nem die­ser Män­ner. Das be­deu­tet nicht, dass sie gleich mit je­dem ins Bett geht, dazu liebt sie ih­ren Freund viel zu sehr, aber ein bis­schen Spaß muss sein, und was Théo nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Sie sieht kei­nen Grund, sich mit „Vin­cent Vega“ nicht real zu tref­fen, nach­dem sie ein­an­der im In­ter­net so sym­pa­thisch sind und seit fast drei Wo­chen fast täg­lich in Kon­takt ste­hen. Sie weiß, dass Vin­cent nicht wirk­lich so heißt, aber er hat ihr sei­nen ech­ten Na­men nicht ver­ra­ten wol­len. Egal – was macht es schon, ob er Vin­cent, Di­dier oder Mi­chel heißt? Sein Hu­mor und sei­ne Schlag­fer­tig­keit im Chat sind un­über­treff­lich, und ihr gan­zer Kör­per prickelt, wenn das Fens­ter mit dem John-Tra­vol­ta-Pro­fil­bild auf­poppt. Sie selbst ver­wen­det im Netz ih­ren wah­ren Na­men, denn wie sol­len ihre Freun­de und Be­kann­ten sie sonst fin­den und ad­den? Auch sonst hält sie nichts da­von, ihre Iden­ti­tät zu ver­schlei­ern, und so stim­men alle An­ga­ben ih­res Pro­fils wie Ge­burts­tag, Ge­burts­ort, Hob­bies so­wie ihr schu­li­scher und be­ruf­li­cher Wer­de­gang mit der Wahr­heit übe­rein. Bis auf eine Klei­nig­keit – bei ih­rem Be­zie­hungs­sta­tus hat sie ein we­nig ge­mo­gelt und sich als

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