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0476 - Kalis tödlicher Spiegel

0476 - Kalis tödlicher Spiegel

Titel: 0476 - Kalis tödlicher Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie hatten sich danach gerichtet und waren in den Dschungel gezogen. Dort hatten sie gelebt wie Eremiten, sie beteten, sie wachten, und die Zeit verging, aber sie gaben nicht auf, der Tiger war ihnen einfach zu wichtig.
    Manchmal waren sie auch in die Dörfer gegangen, hatten verängstige Menschen aus den Hütten kriechen sehen und mit ihnen über den Tiger gesprochen.
    »Er ist ein Dämon!« wurde ihnen gesagt. »Er tötet nicht, weil er hungrig ist. Er tötet aus Lust. Das machen Dämonen.« Und man berichtete von neuen Opfern, die der Tiger gerissen hatte.
    Das letzte Opfer, eine junge Frau, war beim Wasserholen überrascht worden. Ihre Reste waren verbrannt, den Jägern wurde noch die Asche gezeigt.
    Sie gingen davon aus, daß der Tiger noch in der Nähe lauerte. Wo Menschen waren, fand auch er seine Beute, und so legten sie sich auf die Lauer.
    In der ersten Nacht hörten sie nichts, in der zweiten aber vernahmen sie das unheimliche Brüllen, und sie erlebten die Flucht der anderen Tiere mit.
    Für die Jäger war es der Beweis, daß der Tiger nicht mehr weit entfernt war und wieder Beute wollte.
    Am dritten Tag nach ihrem Besuch im Dorf begannen sie damit, die Falle aufzustellen.
    Es dauerte fast bis zum Einbruch der Dunkelheit, bis sie die Netze gespannt hatten. Sie alle waren erfahrene Jäger, jeder von ihnen hatte schon Tiger erledigt, diesmal gingen sie besonders sorgfältig vor, und sie suchten einen von ihnen aus, der den Köder spielte.
    Es war eine mondhelle Nacht. Auch bei Dunkelheit schlief der Dschungel nie. Tiere, die sich tagsüber verborgen hielten, gingen nun auf Beutezug.
    In dieser Nacht nicht.
    Sie waren sehr ruhig. Die übrigen Tiere merkten, daß etwas in der Nähe lauerte. Es konnte ihnen den Tod bringen, und sie hörten auch immer wieder das wilde mörderische Fauchen des gefräßigen Ungeheuers. Manchmal leiser, dann wieder lauter.
    Noch sahen sie ihn nicht. Die Jäger hielten sich verborgen. Sie hofften, nicht so schnell entdeckt zu werden. Wenn der Tiger kam, sollte er die »Beute« sehen. Der Mutigste von ihnen lag unter den Netzen auf einer Lichtung. Er trug nur einen Lendenschurz und hatte sich mit dem Blut eines Tieres eingeschmiert.
    Der Mann hieß Singal, war 30 Jahre alt und wollte den Tod des Tigers, weil dieser seinen Bruder gerissen hatte. Er selbst konnte nichts tun, mußte sich auf die Netze und auf seine Freunde verlassen können, die unsichtbar im Dickicht hockten und auf den Tiger warteten.
    Singal merkte, wie das Blut auf seinem Körper trocknete. Zuerst hatte es noch geklebt, jetzt sorgte es für einen Juckreiz, und es zog auch andere Tiere an.
    Da kamen die Käfer, die Kriechtiere, auch die Spinnen. Sie bewegten sich von allen Seiten auf den wie leblos wirkenden Singal zu, der auf dem Rücken lag und aus großen Augen in den dunkelblauen Himmel starrte.
    Seine Pupillen wirkten wie gläserne Kugeln, in ihnen spiegelte sich das Mondlicht.
    Singal betete. Die Götter mußten ihm beistehen. Wenn nicht, würde der Tiger stärker sein.
    Die Kriechtiere hatten ihn erreicht. Dicke Käfer mit glänzenden Panzern glitten krabbelnd an seinem Körper hoch und bewegten sich über seine Brust. Sie erreichten das Gesicht, aber sie krochen nicht in seine Nasenlöcher. Das Blut, mit dem er sich eingerieben hatte, mußte für sie ein Lockstoff sein.
    Singal wartete.
    Er hatte sich in eine Art Trance versetzt, horchte aber gleichzeitig in die Nacht und die Dunkelheit hinein, um den Tiger kommen zu hören. Vom Netzt sah er nichts. Die Jäger hatten es so raffiniert und versteckt gespannt, daß die Maschen erst auffielen, wenn man dicht davor stand.
    Zeit verstrich…
    Aus Minuten wurden Stunden. Singal war für die Kriechtiere wie ein Magnet. Unzählige krabbelten auf seinem Körper, dies auszuhalten, gelang nur wenigen Menschen.
    Kurz nach Mitternacht geschah es.
    Ein lautes, fürchterliches Brüllen erschütterte die Stille der Nacht. Es war wie ein Zeichen. Die Natur schien zu erstarren, den Atem anzuhalten. Jegliche Geräusche erstarben, nur das Brüllen der menschenmordenden Bestie war zu hören.
    Auch die Jäger hatten sie gehört. Sie preßten sich noch tiefer in ihre Deckungslöcher und warteten gespannt auf den Schatten des Tieres. Den Erzählungen der Dorfbewohner hatten sie entnommen, daß der Tiger größer sein sollte als seine Artgenossen. Dazu mit einem wunderbaren Fell versehen, großen Augen, die etwas Besonderes waren.
    Man hatte von Spiegeln gesprochen…
    Daran wollten

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