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Der Fall Giftnudel

Der Fall Giftnudel

Titel: Der Fall Giftnudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursel Scheffler
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sympathisches Mädchen und einen ganzen Kopf größer als Willi.
    Willi hasste Hedegunde.
    Zunächst jedenfalls.
    Und er litt sehr darunter, dass ihm keiner etwas zutraute ...
    Deshalb fasst Willi an seinem siebzehnten Geburtstag einen Entschluss: Er will berühmt werden. Auf seine Art!
    Schon lange ist ihm aufgefallen, dass über anständige oder unauffällige Leute recht wenig in der Zeitung steht. Es wird dagegen immer ausführlich über Skandale, Verbrechen, Betrügereien und Gaunereien aller Art berichtet.
    Willi, der im Grunde seines Herzens ein anständiger Kerl ist, will deswegen kein Krimineller werden. Nicht einmal ein „schwerer Junge“, wenn er auch gern ein paar Kilo mehr gewogen hätte.
    Nein, er hat sich etwas ganz anderes ausgedacht: Er wird ein Trickeinbrecher!
    Wochenende für Wochenende klettert er durch kleine Dach- oder Kellerfenster, durch Lüftungsschlitze und Kanalrohre, durch die ein normaler Einbrecher nicht hindurchpasst. Immer hinterlässt er an der Wand des Tatorts eine rasch mit Kohle hinskizzierte freche schwarze Katze mit der Unterschrift: Billy the Cat .

    Jeden Montag studiert Willi amüsiert die Zeitung und freut sich, wenn wieder ausführlich über Billy the Cat berichtet wird.
    Auch in der Zoohandlung ist Billy the Cat bald das Tagesgespräch.
    „Ob er Tiere mag? Vielleicht kauft er ja mal bei uns ’ne schwarze Katze? Ich finde den Typ cool“, sagt Hedegunde.
    Willi fängt an, Hedegunde zu mögen. Und als sie ihm sagt, dass sie die Zeitungsausschnitte über Billy the Cat in einer Mappe sammelt, liebt er sie fast.
    Willi freut sich wie ein Schneekönig, dass die Leute rätseln, wie um alles in der Welt jemand in ein Schaufenster oder einen Eisladen hineingekommen sein könnte, ohne die Tür zu öffnen oder ein Fenster zu zertrümmern.
    Willi stiehlt auf seinen nächtlichen Ausflügen nichts wirklich Wertvolles. Mal ein Paar Hosenträger, eine Gummiente, ein Schachspiel, eine billige Uhr, ein Rasierwasser oder ein Taschenmesser.
    Nach sieben Wochen ist Billy the Cat so berühmt, dass kein Tag vergeht, an dem nicht über ihn in Funk und Fernsehen oder in der Zeitung berichtet wird. Dabei wird natürlich maßlos übertrieben, was Willi eher amüsiert als stört.
    Viele der Geschädigten geben obendrein bei der Versicherung Sachen an, die ihnen gar nicht gestohlen worden sind.
    „Das sind die wahren Gangster!“, murmelt Willi.
    Eines Morgens, als Hedegunde das Terrarium reinigen will, ist plötzlich die Mamba verschwunden! Hedegunde sieht gerade noch die Schwanzspitze durch einen schmalen Schacht in der Lüftungsanlage entwischen.
    Welch eine Katastrophe! Die Giftschlange kann jederzeit irgendwo in dem siebenstöckigen Haus wieder zum Vorschein kommen und Unheil anrichten.

    Was ist zu tun?
    Keiner der Angestellten bringt den Mut auf die Verfolgung der Schlange aufzunehmen. Keiner passt durch die Öffnung. Keiner außer Willi.
    „Lasst mich mal!“, sagt Willi.
    Er nimmt etwas Hackfleisch aus dem Futterkühlschrank und zieht sich bissfeste Handschuhe an. Dann klettert er, geschickt wie ein Schlangenmensch, in die Öffnung hinein.
    „Tatsächlich. Unser Willi schafft es. Wer hätte das gedacht!“, ruft der
    Geschäftsführer verblüfft.
    „Pass auf dich auf!“, ruft Hedegunde besorgt. Das ist für Willi Ansporn genug, besonders mutig zu sein.
    Er kriecht so weit in den engen Schacht hinein, bis er die Mamba sichtet. Er redet beruhigend auf sie ein und lockt sie mit dem Leckerbissen in seiner Hand.
    Die Schlange züngelt begehrlich und schiebt sich langsam heran. Blitzschnell zieht Willi einen Fangsack über ihren Kopf. Er packt sie hinter den Kieferknochen und bewegt sich dann langsam und vorsichtig rückwärts.

    Unter dem begeisterten Applaus der anderen legt Willi die Schlange wieder in ihr Terrarium zurück.
    „Willi, du bist der Größte“, sagt Hedegunde voller Bewunderung. Das ist für Willi das schönste Kompliment! Es ist ihm wichtiger als das große Lob, das der Geschäftsführer ihm anschließend ausspricht. Willi machen seine nächtlichen Ausflüge jetzt keinen Spaß mehr. Er hat ja sein Ziel erreicht: Er hat Anerkennung gefunden. Vor allem bei Hedegunde. Sein Geheimnis bewahrt er wie einen Schatz.
    Eines Morgens, als Willi in die Zoohandlung kommt, wedelt Hedegunde aufgeregt mit der Zeitung.

    „Hast du das gelesen, Willi? Billy the Cat hat eine Bank überfallen!“ Sie hält ihm die Schlagzeile unter die Nase.
    Bankraub!
Billy the Cat
hat wieder

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