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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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viele Wahlbeobachter aus fremden Kulturen eingefunden.
    Sehr seltene, aber gern gesehene Gäste waren der Botschafter und sein Gefolge aus dem Zentralrat von VY-Canis-Mayoris, die maßgeblich daran beteiligt waren, die Statuten des Inneren Zirkels von Orion zu formulieren und ins Leben zu rufen. So schufen sie eine Art Fundament für innerzirkuläre Grund- und Menschenrechte, deren Einhaltung sie ständig überwachen mussten. Die Mayoren waren seit langer Zeit wieder einmal auf Tenemos gelandet, weil sie als unabhängige Beobachter durch den ganzen Inneren Zirkel von Orion reisen mussten, um die Existenz von im All zirkulierenden Grundrechten zu bestätigen. Da die Delegierten von VY-Canis-Mayoris den poligäischen Sprachen aber nicht mächtig waren, wurden ihnen unter der Leitung von Dragoman mehrere Dolmetscher zur Seite gestellt, die permanent simultan übersetzten.
    Im Vorfeld erfuhren die Mayoren, dass hier auf Tenemos ein Dauerverstoß gegen unveräußerliche, nicht zum Verkauf stehende Menschenrechte Einzug gefunden hatte. Die listige Diplomatie von Katara hatte es geschafft, die mayorischen Inquisitoren für lange Zeit von Tenemos fernzuhalten. Die skeptischen Mayoren wollten jetzt aber einmal persönlich hier vorbeischauen, um nach dem Rechten zu sehen. Und die vielen Vorwürfe und Anschuldigungen von seitens der Yakkis, die gegen Katara erhoben worden waren, hatte den Mayoren und ihren Dolmetschern stellenweise die Sprache verschlagen. Sie hätten nie geglaubt, so viel Liederlichkeit auf Tenemos vorzufinden, obwohl sie sich nur um hundert Jahre verspätet hatten.
    Nichtsdestotrotz lag der süßliche Duft von belegten Chamäleon-Zungen in der Luft, während etwas Konservenmusik aus den Lautsprechern dazu säuselte. Man spielte den Mayoren zuliebe eine Endlosschleife der kleinen Mondscheinsonate des Ksenapura-Orchesters vom legendären Livemitschnitt aus dem Helianäum im Jahre 478 nach Mayorischer Zeit (MZ). Das Orchester spielte damals dieses Stück mit hundert Pauken, zehn Glasklavieren, einem Fagott, dreißig Mondgitarren mit Urknall-Verzerrung, siebzehn Malakka-Hörnern, dreiundzwanzig Rossdarmharfen und Tausenden von Landstreichern ein, die sich auf elektrische Pferdekopfgeigen spezialisiert hatten. Für die Proben hatte man allein schon zehn Jahre benötigt. Der eingeflogene Catering-Service stellte dem Ksenapura-Orchesters eine saftige Rechnung über zehn Millionen Mayorischen Real aus. An diesem astronomischen Sümmchen sollten die Musiker noch bis in die heutige Zeit hinein zu knabbern haben. Doch nachdem sie sich die Rechte an nur einem Lied für alle Zeiten abgesichert hatten, verdienten sie nicht schlecht daran, sodass sich die Bandmitglieder einen ganzen Mond kaufen konnten, worauf sie ein Privat-Sanatorium mit Sauna, Massage, urukainischen Krankenschwestern und Herzkatheter-Spezialisten eingerichtet hatten.
    Zardosch nahm Erek unter seine Fittiche. Sie wanderten langsam durch die joviale Menschenmenge auf den Hausmeier Frigidario zu. Auf dem Weg dahin begrüßten sie Hände schlagend und Arme schüttelnd einige Abgeordnete, die bei Erek den Eindruck erweckten, als würde er sie von irgendwoher kennen. Befindlichkeiten und Namen wurden dabei schnell ausgetauscht. Als sie bei Frigidario waren, stellte Zardosch sie einander vor. Der alte Eufiakus saß rechts neben Frigidario, war extrem schwerhörig und mischte sich überall mit ein. Andere kamen hinzu und berührten Erek.
    Mit ernster Miene und kühlem Blick pustete Frigidario in sein vorgelagertes Mikrofon, woraufhin die edle Musik augenblicklich verstummte. Er holte tief Luft und betrachtete die raunende Menschenmenge.
    „Ähm, bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein, weil wir jetzt anfangen wollen!!!“
    Frigidarios Stimme hallte aus etlichen Lautsprechern, die für manch feines Gehör viel zu laut eingestellt waren. Eilig wurden noch zwei Ersatzstühle mit Netzverbindungen herangeschoben, in die sich Erek und Zardosch fallen ließen. Die Mayoren hatten die begehrten Ehrenplätze auf den Emporen bekommen. So hatten sie eine überragende Sicht auf das ganze Geschehen; und auch die anderen konnten die Mayoren gut sehen, da man sie nur äußerst selten zu Gesicht bekam. Viele eingefleischte rettungsroutinierte Abgeordnete brauchten aber noch ein kleines Weilchen, bis sie sich in ihren Sitzen eingefunden hatten.
    „Hoffentlich dauert das nicht so lange. Wir haben schon Diskussionen gehabt, die nach fünf Stunden noch nicht beendet waren“, flüsterte

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