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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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mehr gefunden hatte, wollten „Die Unbestechlichen Glockenlosen“ das Tütchen wieder zurückgeben. Er nahm es aber nicht an, sondern schenkte es ihnen. Die Glockenlosen nahmen das Tütchen dankend an sich und öffneten sogleich die Flügeltüren zum Plenarsaal des Hohen Rates von Nigidu. Erek und Zardosch betraten jetzt die Bühne der hohen Politik.
    Das Auditorium war ein herrlicher Saal, der mit vielen Menschen angereichert war, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Sie kamen aus aller Herren Länder des autonomen Malakka-Gebirges zusammen, und manche sahen sogar so aus, als wären sie nicht von dieser Welt. Augen wie Laserblitze schauten Erek und Zardosch an. Die Gespräche verstummten. Sich dessen bewusst, wurden sie langsam wieder aufgenommen, ohne dabei Erek von der Seite nicht unbeobachtet zu lassen. Der Saal hatte etwas Überladenes an sich. Viele Gold- und Silbereinlegearbeiten an den Wänden glänzten hervor. Die Anwesenden ließen die Zuckergläser klirren und naschten tätowierte Schweineohren und andere Häppchen vom lauwarmen Buffet. Teure Computersysteme säumten die Wände, während sich die Propeller der Absauganlagen wuchtig an den Decken drehten und monotone Geräusche von sich gaben.
    Es existierte ein Rednerpult in der Mitte des Raumes, und davon ausgehend waren die Sitzreihen schneckenförmig angeordnet, die nur durch vier Gänge im Abstand von zwei Rollatoren unterbrochen wurden. Die Sitzpositionen wurden vom Grad der Schwerhörigkeit bestimmt. Die Härtefälle saßen im inneren Kreis, wohingegen die anderen mit den hinteren Plätzen vorliebnehmen mussten. Die Sitze der Mitglieder des Hohen Rates waren schwenkbare, vollautomatisierte Drehstühle mit Bein- und Kopfstütze, Armlehne, Mischpult, Becherständer und Abliegefläche. Es wurden keine Mühen und Kosten gescheut, um den Entscheidungsträgern des Landes den Aufenthalt im Plenarsaal so angenehm wie möglich zu gestalten.
    Die vom Volk gewählten malakkischen Männer und Frauen stellten hohe Qualitätsansprüche, waren punktuell weit über hundert Jahre alt und besaßen ein profundes Wissen. Sie waren fit trotz hohen Alters, weil sie jeden Tag Sport machten, sich von biologisch angebautem Gemüse ernährten und viele Gesundheitszigaretten rauchten. Auch waren sie manchmal einer Prise Geckoscheiße nicht abgeneigt, womit sie ihre Sinne stimulieren und Kontakt zu Kseno bekamen. Zardosch sah viele bekannte Gesichter. Mindesten zehntausend Jahre Weisheit mussten in diesem strahlenden Raum versammelt sein. Lybba, Zimas, Taana, Maiuskel, Ridesch, Fena, Zetina, Gotmische, Balmong, Eleemi, Kalomett, Nikke, Amaata, Klyks, Gallater, Eufiakus, Dragoman, der Hausmeier Frigidario und auch viele andere.
    Der Hausmeier Frigidario führte den Vorsitz an, teilte die Redner ein und hatte immer das letzte Wort. Nach spätestens einem Jahr musste der amtierende Hausmeier die symbolischen Schlüssel der Weisheit an den nächsten Hausmeier abtreten. Die yakkische Gesellschaft war nicht hierarchisch gegliedert. Es gab nur ein einziges Amt. Das war das Amt des Hausmeiers. Die Übriggebliebenen waren Anwärter auf die unbeliebte Hausmeierei. Bei Krankheit wurde der rechte oder zweit-rechte Banknachbar zum Vize-Hausmeier ernannt. Der Hohe Rat von Nigidu war ein zusammengewürfelter Haufen aus Laienpolitikern, da Politikprofessionalismus in Nigidu strengstens untersagt war. Lobbyismus gab es glücklicherweise auch nicht, und so sparte man sich das Geld für einen teuren Anbau, in dem nur suggestive Spießgesellen ihr Unwesen getrieben hätten.
    Jeder Sitz des Hohen Rates hatte eine Inter-, Intra- und Extranet-Verbindung zu diversen Außen- und Innenwelten Poligäas. Es gab auch ein neuartiges Ultranet, das einen direkten Draht zu MUTTER hatte und bei der Entscheidungsfindung sehr hilfreich sein konnte. Ein hypermodernes Telenet suchte man aber vergebens, weil selbiges nur bei interstellaren politischen Großveranstaltungen benutzt wurde. VATER war vor zehn Jahren auf Grund eigenen Verschuldens aus der Diskussion ausgeschlossen worden, weil er mit katarischen Computerviren verseucht gewesen war. Ein aufwendiges Exonet, das eine Verbindung zu anderen Universen herstellte, konnte aus Kostengründen nicht realisiert werden und war auch gegen jede Logik, da die anspruchsvollsten Aufgabenstellungen meistens nur rein lokaler Natur waren. Heute war jedoch ausnahmsweise ein wichtiges überregionales Thema auf der Tagesordnung. Aus diesem Grund hatten sich im Auditorium

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