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Der Fall von Thormain

Der Fall von Thormain

Titel: Der Fall von Thormain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Pergamentrolle versunken.
    Die See spiegelte den Sonnenschein, aber das Schiff lag im Schatten einer felsigen Steilküste. Links und rechts ragten Riffe aus dem Wasser, die die Bordwand streiften. Durch eine solche Erschütterung war Mythor geweckt worden. Und auch Nottr richtete sich gerade auf und blickte schlaftrunken um sich.
    »Warum hast du mich nicht geweckt, damit ich dich hätte ablösen können, Coerl?« fragte Mythor ganz vorwurfsvoll.
    »Du wirst deine Kräfte noch brauchen«, sagte O'Marn. »Hier gehen wir an Land. Es braut sich ein Sturm zusammen, wir können nicht weiter.«
    Mythor sah, dass sich aus dem Westen eine dunkle Wolkenwand heranschob. Die Sonne verdunkelte sich bereits und verschwand. Ein kalter Wind kam auf, die See wurde unruhig, die Wellen hatten bereits weiße Schaumkronen.
    »Weißt du, von wem diese Aufzeichnungen stammen?« sagte Sadagar zu Mythor. »Du brauchst nicht zu raten, ich sage es dir auch so. Von Welleynn. Der Scharfrichter von Thormain hat dieses Schiff zur Flucht vorbereitet. Unser Glück, dass die Caer seine Pläne durchkreuzt haben.«
    Das Schiff lief zwischen bizarren Felsen auf Grund, und das weckte auch die Frauen. Sie behielten die Pelze zum Schutz gegen die Kälte an und schnürten einige Bündel mit Nahrungsvorräten zusammen. Nottr vertäute das Schiff an einem Krüppelbaum, dann machten sie sich an den Aufstieg. Auf halber Höhe der Steilküste fanden sie einen geeigneten Rastplatz, und O'Marn schlug vor, dass sie hier ihr Lager aufschlagen sollten. Mythor stimmte zu.
    Sie aßen die unverpackten Nahrungsmittel auf und besprachen dabei ihre Lage.
    »Wir befinden uns etwa zwei Tagesreisen unterhalb der Elvenbrücke«, erklärte O'Marn zu ihrer aller Erstaunen. »Das verdanken wir der günstigen Strömung, die hier herrscht. An Land wären wir nicht so rasch vorangekommen.«
    Mythor bedauerte, dass der zu erwartende Sturm sie gezwungen hatte, an Land zu gehen, denn nun befanden sie sich mitten im Feindgebiet. Er sprach seine Bedenken auch laut aus, um Coerl O'Marn zu einer Stellungnahme zu bewegen. Aber der Ritter schwieg dazu. Er kaute stumm und warf dabei Nyala gelegentlich Blicke zu. Plötzlich erhob er sich, murmelte etwas Unverständliches und verschwand.
    Nyala blickte ihm nach und sagte dann: »Was für ein seltsamer Mann. Obwohl ich mich nur sehr dunkel an die vergangenen Ereignisse erinnere, hatte ich immer das Gefühl, dass mir der Ritter von Anfang an zugetan war.«
    »Deine Gefühle trügen dich nicht«, sagte Mythor. »Du hast in Coerl einen Mann gefunden, der sein Leben für dich geben würde.«
    Nyala öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schwieg dann aber betreten, als sie die Blicke aller auf sich gerichtet fühlte.
    »Bist du dir bewusst, dass du dich viele Tage in der Gewalt eines Dämons befunden hast?« fragte Mythor, um das Gespräch in eine andere Bahn zu lenken.
    »Ja«, antwortete Nyala leise. »Aber mir ist nur diese schreckliche Erinnerung geblieben. Über die Pläne und Ziele der dämonischen Mächte kann ich dir nichts sagen. Ich war nur eine willenlose Sklavin. Tut mir leid, dass ich dir nicht die erhofften Auskünfte geben kann, Mythor.«
    »Hauptsache, du bist wiederhergestellt«, sagte Mythor.
    »Es tut mir leid, dass ich mich gegen euch gestellt habe«, sagte Nyala bekümmert.
    »Dich trifft keine Schuld«, sagte Kalathee und drückte sanft ihre Hände.
    »Was O'Marn bloß im Schilde führt?« fragte Nottr nachdenklich. »Er tut, als sei er auf unserer Seite, aber er spricht sich nicht aus. Er ist nicht einmal gewillt, uns zu verraten, was uns hier erwartet.«
    »Ich werde nach ihm sehen«, sagte Mythor und erhob sich. »Ich kann mir vorstellen, was in dem Ritter vorgeht.«
    Mythor begab sich in die Richtung, in der O'Marn verschwunden war. Hier führte ein schmaler Pfad die Steilfelsen hinauf. Links und rechts nisteten Vögel, die sich bei Mythors Annäherung in Scharen erhoben und die Luft mit ihrem Gekreisch erfüllten. Es waren schwarze Vögel, die sich ihm manchmal bedrohlich näherten, aber nicht wirklich zum Angriff übergingen. Allmählich schienen sie sich an seinen Anblick zu gewöhnen und beruhigten sich wieder.
    Als Mythor fast das Ende der Felswand erreicht hatte, kam er zu einem einzelnen Felsen, der wie eine Nadel aufragte. Oben war er abgeflacht, und auf dieser Plattform entdeckte er Coerl O'Marn. Der Ritter starrte von seinem Standort in Richtung des Landesinneren.
    Ohne zu zögern, erklomm Mythor die Felsnadel und

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