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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bourne
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Er war gerade erst aus dem Krieg zurück, und einer der ersten Einsätze war bei einem Lagerhausbrand in der Bronx. Ein Inferno. Mehr als hundert Feuerwehrmänner waren im Einsatz. Irgendwann stürzte das Dach ein, dabei kamen drei Männer ums Leben. Jim hatte Brandwunden an Armen und Beinen. Er wollte nicht ins Krankenhaus, aber die anderen überredeten ihn. Sein Einsatzleiter kam zu ihm ans Krankenbett und berichtete ihm von den Kameraden, die umgekommen waren. Die Nachricht machte Jim schwer zu schaffen. Die Ärzte gaben ihm etwas, doch als er am nächsten Tag aufwachte, hätte er sich am liebsten die Verbände abgerissen, um in die Feuerwache zurückzukehren. Insgesamt blieb er drei Wochen im Krankenhaus. Zur Besuchszeit war er nie allein, denn seine Eltern und Kollegen kamen oft, doch am meisten freute er sich auf eine bestimmte junge Krankenschwester, die morgens kam, um seine Verbände zu wechseln und ihn zu waschen. Sie hieß Alice und berührte ihn so sanft, wie er es noch nie erlebt hatte. Hübsch war sie auch.
    Alice redete gerne beim Arbeiten. Als Jim sie fragte, wo sie wohnte, erzählte sie ihm von einer kleinen Insel vor der Küste der East Bronx im Long Island Sound. Eine zweispurige Brücke verband die Insel mit dem Festland. Jim war aus Yonkers und hatte noch nie von diesem Ort gehört, aber das war nichts Besonderes. Bis zum heutigen Tag ist die Insel das bestgehütete Geheimnis von ganz New York.

    »Sie heißt Turtle Island«, sagte Alice. Sie erzählte ihm, dass im achtzehnten Jahrhundert, als die ersten englischen Siedler ankamen, dort Dutzende von Riesenschildkröten auf den Felsen gelegen hatten. Die Siedler hatten keine Mühe gehabt, ihrer neuen Heimat einen Namen zu geben. Schildkröten nahmen sofort einen wichtigen Platz in ihrem Leben ein. Das Fleisch aßen sie, die Haut verarbeiteten sie zu Leder, die Panzer benutzten sie als Schüsseln oder machten daraus Schmuck. Das Fett verwendeten sie als Öl. Innerhalb von dreißig Jahren waren die Schildkröten ausgerottet.
    Glücklicherweise war das Meer ringsum voller Fische, und Turtle Island verwandelte sich bald in ein kleines, stilles Fischerdorf, wie man es in Maine und Massachusetts oft antraf. Jim fand diese Vorstellung sehr aufregend. Er war als Junge gerne angeln gegangen. Er sagte zu Alice, wenn er aus dem Krankenhaus käme, würde er sie gern auf der Schildkröteninsel besuchen.
    Allerdings war Alice eine schüchterne und unschuldige junge Frau, die nicht genau wusste, wie sie auf dieses Ansinnen reagieren sollte. Errötend erwiderte sie, sie sei nicht sicher, ob ihn die Insel wirklich interessieren könne. Dann fügte sie hinzu, sie sei zwar noch nicht viel herumgekommen, aber sie könne sich nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben.
    Natürlich lag das auch an dem wunderschönen neuen Haus direkt am Wasser. Der Vater hatte es im letzten Jahr ihrer Schwesternausbildung fertig gestellt. Eine Woche, nachdem Alice und ihre Eltern dort eingezogen waren (sie hatten bisher in der Stadtmitte gelebt), kam ihr Vater bei einem Kranunfall um. Es war ein schrecklicher Verlust, aber Alice war froh, dass sie das Haus hatten, das nun wie ein Stück Erinnerung an ihren Vater war: ein einstöckiges, schindelgedecktes Haus direkt am
Ufer mit Blick auf die Pelham Bay. Zum Schutz vor Überschwemmungen stand es auf drei Meter hohen Pfosten. Aus den Südfenstern konnte man die zwölf Meilen entfernten massigen grauen Türme des Empire State Building und des Chrysler Building sehen. Sie wirkten wie aus einer anderen Welt. Aus dieser Entfernung schienen die beiden Türme unterhalb des Horizonts zu stehen, wie die Masten eines sinkenden Schiffes. Alice betrachtete sie oft aus ihrem Schlafzimmerfenster. Sie waren wie zwei alte Freunde.
    Als Jim ein paar Tage früher als erwartet aus dem Krankenhaus entlassen wurde, merkte Alice überrascht, wie traurig sie das machte. Sie war nicht da gewesen, als man ihn entließ, und hatte sich nicht von ihm verabschieden können. In den folgenden Tagen dachte sie fortwährend an ihn, träumte von seinen blauen Augen, seinem tiefen Lachen und stellte sich vor, wie es wäre, von ihm aus einem brennenden Gebäude gerettet zu werden. Seine Feuerwache lag irgendwo in der South Bronx, und Alice überlegte, ob sie einfach den Mut aufbringen und ihn dort besuchen sollte. Doch sie hatte zu viel Angst, allein in fremde Viertel der Stadt zu gehen. Sie entschied sich stattdessen dazu, Jim einen Brief zu schreiben und ihn einzuladen,

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